The Future of Bible Study Is Here.
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Jesus Christus. I. Seine Lebensgeschichte. 1) Über die Quellen, welche uns von dem Leben Jesu erzählen, s. Evangelien und die Namen der einzelnen Evangelisten. Von den andern Schriften des N. T. geben uns die Briefe Pauli zwar inhaltlich wenig Neues; aber da sie noch vor den Evangelien geschrieben wurden, und Paulus genug Gelegenheit hatte, sich bei Augenzeugen zu erkundigen, so sind seine Anführungen für wichtige Punkte der evangelischen Geschichte das sicherste Zeugnis (vgl. namentlich 1 Kor. 15, 1–8), und allen Versuchen, die Geschichlichkeit der ganzen Person Jesu anzuzweifeln, steht Paulus als ein nicht aus dem Weg zu räumendes Hindernis entgegen. Die Apostelgeschichte bringt außer der ausführlichen Erzählung der Himmelfahrt (1, 1–11) ein in den Evangelien nicht erzähltes Wort des Herrn (20, 35: Geben ist seliger, denn nehmen). Ein paar solche Worte sind auch von den Kirchenvätern überliefert, aber ihre Echtheit ist sehr zweifelhaft (z B.: „Werdet gute Wechsler“). Sie sind gesammelt und gesichtet von A. Resch, Agrapha, 2. A., 1906. Was die apokryphischen Evangelien (s. Apokryphen) erzählen, hat keinen geschichtlichen Wert. Was der Talmud oder christenfeindliche Heiden berichten, sind Schmähungen. In des jüdischen Geschichtsscheibers Josephus Buch findet sich die Stelle: „Zu dieser Zeit lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn anders man ihn einen Menschen nennen soll. Er war nämlich ein Täter wunderbarer Werke, ein Lehrer der Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnehmen. Und viele Juden und viele Hellenen zog er zu sich heran. Er war der Messias. Und als ihn auf Anklage unserer ersten Männer Pilatus mit dem Kreuze bestraft hatte, ließen nicht ab die, welche ihn zuerst geliebt. Denn er erschien ihnen nach dreien Tagen wieder lebendig, nachdem die göttlichen Propheten dieses und tausend anderes Wunderbare über ihn gesagt hatten. Noch bis heute hat das Geschlecht derer nicht aufgehört, die von ihm Christen genannt sind.“ Aber diese Worte sind ohne Zweifel ganz oder doch zum größten Teil von einem Christen in des Josephus Werk hineingesetzt. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus endlich weiß wenigstens von dem Tod Jesu, indem er aus Anlaß der Christenverfolgung Neros schreibt: „Der Urheber dieses Namens Christus war unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden.“ Somit sind wir doch ganz auf die Evangelien angewiesen, wenn wir sichere Kunde vom Leben Jesu haben wollen; und wenn sie auch auf manche Frage, die unsere Wißbegierde stellen möchte, keine Antwort geben, so reichen sie doch völlig aus, um uns in dem Glauben zu befestigen, „Jesus sei der Christ, der Sohn Gottes“ (Joh. 20, 31). — 2) Zeitrechnung. Um genaue Zeitrechnung haben sich die Evangelisten wenig bekümmert. Wir wissen nicht einmal sicher, wie lange die öffentliche Wirksamkeit Jesu gedauert hat und wie alt er geworden ist. Für die erstere Frage geben die synoptischen Evangelien keinen Anhaltspunkt; bei Johannes aber läßt sich aus den Festen, die er nennt, wenigstens ein Schluß ziehen. Wenn ganz im Anfang ein Passahfest von J. besucht wird (2, 13), in der Mitte wieder eines erwähnt ist (6, 4), und an einem dritten J. gekreuzigt wird (19, 14), so hat J. mindestens zwei starke Jahre gewirkt. Drei Jahre aber wären es, wenn 5, 1 (danach war das Fest der Juden) auch ein Passahfest gemeint wäre, was sich nicht sicher entscheiden läßt. J. war bei seinem Auftreten etwa 30 Jahre alt (Lu. 3, 23), und hätte somit 32 oder 33 Jahre gelebt (doch s. unten). Für die Einreihung dieser Jahre in die Tatsachen der Weltgeschichte sind die Stellen Lu. 3, 1. 2 und Joh. 2, 20 unmittelbar, die Tatsachen, daß J. unter Herodes geboren, unter Pilatus gestorben ist, mittelbar maßgebend. Unter den verschiedenen Rechnungen der Gelehrten hat am meisten wohl diejenige für sich, daß J. im Jahr 749 nach Erbauung Roms geboren und im Jahr 784 oder 785 gestorben ist. Denn vor Ostern 750 ist Herodes gestorben (vgl. Mt. 2, 19); das 15. Jahr des Tiberius, in welchem Johannes und wohl auch nach J. nach Lu. 3, 1 auftrat, ist 782 (die 46 Jahre seit Beginn des Tempelbaus, Joh. 2, 20, würden zwar für das Jahr 781 sprechen, denn 735 wurde der Tempelbau von Herodes begonnen; aber die genaue Angabe des Lukas verdient doch wohl den Vorzug); 784 und 785 endlich war Pilatus noch in Palästina, das er regierte von 779–789. Nur wären nach dieser Rechnung die „ungefähr 30 Jahre“, die J. nach Lukas bei seinem Auftreten alt war (Lu. 3, 23), genauer auf 33 festzustellen und seine ganze Lebenszeit auf 35 oder 36 Jahre zu erhöhen. Auch ergibt sich, daß unsere im 6. Jahrhundert von dem Abt Dionysius Exiguus festgestellte Zeitrechnung, welche J. im Jahr 754 geboren sein läßt, um 5 Jahre zu spät ansetzt, so daß nach ihren Zahlen J. im Jahr 5 v. Chr. Geburt geboren, im Jahr 29 n. Chr. Geburt aufgetreten und im Jahr 31 (oder 32) n. Chr. Geburt gestorben ist*). Wichtiger ist den Schriftstellern des N. T.s, daß überhaupt die Zeit erfüllet war, als Jesus erschien (Ga. 4, 4), wofür es nach Matthäus bedeutsam ist, daß sich in dem Stammbaum Jesu von Abraham auf David, von David auf die babylonische Gefangenschaft, und von dieser bis auf Christum drei Abteilungen von je 14 Gliedern bilden lassen (1, 17 f.). — 3) Geburt und Kindheit Jesu. Die Evangelisten Matthäus und Lukas erzählen uns, jener kürzer, dieser ausführlicher, von den Anfängen des Lebens Jesu. Zwar als Jesus inmitten seines Volkes auftrat, lagen diese Begebenheiten in völligem Dunkel. J. hielt es nicht für seine Aufgabe, über das Geheimnis seiner Geburt aufzuklären; selbst seinen Jüngern blieb vielleicht lange all das verborgen, was uns als Weihnachtsgeschichte von Kind auf so bekannt ist. Aber da nach seinem Hingang Maria und die Brüder Jesu sich der Gemeinde anschlossen (Ap. 1, 14), so hatten alle, die danach verlangten; Gelegenheit genug, sichere Kunde von den wunderbaren Anfängen des Lebens Jesu zu erhalten. — Wunderbar waren diese Anfänge; zwar vielfach dem entgegengesetzt, was die Juden von der Ankunft des Messias erwarteten, aber doch nach Gottes Rat die wahren Kennzeichen nicht verleugnend, daß der längst Ersehnte gekommen sei. Als Davids Sohn wurde Jesus geboren; das beweisen Matthäus und Lukas durch einen bis auf Abraham (Mt. 1), ja bis auf Adam (Lu. 3) zurückgeführten Stammbaum. Beide münden in Joseph, dem Pflegevater Jesu; wie es kommt, daß sie trotzdem von David bis Joseph verschiedene Linien angeben, ist noch nicht aufgeklärt, denn die Annahme, daß Lukas den Stammbaum der Maria geben wolle, ist nach dem Wortlaut von 3, 23 nicht wahrscheinlich. Für die israelitische Anschauung war es auch genügend, wenn nur Joseph, in dessen Familie er trotz seiner übernatürlichen Erzeugung doch hineingeboren wurde, ein Nachkomme Davids war. — Und so stimmt auch die Geburt in Bethlehem, der alten Davidsstadt, mit der Erwartung, die man auf Grund der Weissagung hegte (Mt. 2, 5 f., vgl. Joh. 7, 42). Aber während das in diesem Stück wohl weniger genau berichtete Matthäus-Evangelium die Ansicht erweckt, als hätten Joseph und Maria früher ständig in Bethlehem gewohnt und wären erst wegen der Furcht vor Archelaus nach Nazareth übergesiedelt (2, 22 f.), erzählt Lukas, daß nur eine zufällige Veranlassung beide gerade damals nach Bethlehem geführt hatte (Lu. 2, 1 ff., s. Cyrenius), so daß J. recht als ein Fremdling, „der nicht hat, da er sein Haupt niederlege“ (Mt. 8, 20), schon in diese Welt eintrat, und doch an der rechten Stelle. — J. galt während seines ganzen Lebens für den Sohn Josephs und Marias (Lu. 3, 23; 4, 22; Joh. 6, 42). Aber die Evangelisten erzählen uns, daß in Wahrheit durch ein Allmachtswunder Gottes die Jungfrau Maria noch als Verlobte Josephs die Mutter des Heilands wurde (Mt. 1, 18; Lu. 1, 30 f.) und daß Joseph und Maria durch Engelbotschaft darüber benachrichtigt wurden, zu welch hohen Dingen dieses Kind von Gott berufen sei (Mt. 1, 20 f.; Lu. 1, 32 f.). Wenn auch das N. T. sonst schweigt über diese wunderbare Erzeugung Jesu, so deutet doch Johannes (1, 13) in seiner Art darauf hin, daß dasselbe Wunder, das bei J. in leibhaftigem Sinn sich ereignete, bei seinen Gläubigen sich in geistlichem Sinne wiederhole. Und schon der Name J. (Jeschua, abgekürzt aus Jehoschua — Jahveh ist Hilfe), obwohl unter den Juden nicht selten (s. Jesua u. d. folg. Art.), ist doch so einzigartig passend, daß man schwer begreifen könnte, wie Joseph u. Maria aus einem Zufall ihn gewählt hätten. Durch Engelerscheinungen (Lu. 2, 9 ff.) u. durch „Stimmen einer neuerwachenden Prophetie“ (Lu. 2, 29 ff., vgl. 1, 46 ff. 67 ff.) wurde in den Kreisen solcher, die auf die Erlösung, d. h. auf die messianische Zeit warteten (Lu. 2, 25. 38), die Kunde von der Geburt des Messias verbreitet; aber die Tatsachen, soweit sie bekannt wurden, widersprachen so sehr allen Volkserwartungen, daß es nicht wundernehmen kann, wenn die Nachricht wenig Glauben fand und bald wieder vergessen wurde. Daß übrigens Herodes schon durch das bloße Gerücht von der Geburt eines Thronkandidaten aus Davidischem Geschlecht zu so blutigen Taten, wie es Mt. 2, 16 erzählt wird, sich hinreißen ließ, stimmt ganz mit seinem argwöhnischen und grausamen Charakter (s. Herodes). — Von der weiteren Kindheit und Jugend Jesu erzählen uns die Evangelien sehr wenig. Wir dürfen annehmen, daß in seinem Elternhause ein Geist einsacher, von pharisäischem Wesen noch unverdorbener Frömmigkeit herrschte, wie sie in Galiläa vielleicht noch mehr als in Judäa zu Hause war. Als wichtigstes Bildungsmittel diente jedenfalls die Schrift des Alten Testaments; wenn auch schwerlich anzunehmen ist, daß im Hause des einfachen Handwerkers ein vollständiges Exemplar derselben vorhanden war, so wurde doch durch die Synagogen eine bedeutende Schriftkenntnis in die Häuser gebracht. Wie fleißig in den Familien das Gesetz den Kindern eingeprägt wurde, zeigt ein Wort des Josephus: „Vom ersten Dämmern des Bewußtseins an lernen wir sogleich genau die Gesetze und haben sie deswegen in den Seelen wie eingegraben“ (vgl. 2 Tim. 3, 15). Vom 5. Jahr an hatte der Knabe selbst Zutritt zu der Synagoge. Allerdings muß J. nach seiner genauen Kenntnis des A. T. dieses selbst später zugänglich gewesen sein. Wo und wie, vermögen wir nicht zu sagen; nur das ist gewiß, daß er die Schule eines Schriftgelehrten (s. d. Art.) nicht besucht hat (vgl. Joh. 7, 15). Waren’s auch unvollkommene Anregungen, so ist doch der Zug seines Innern nach oben dadurch nicht gehemmt worden, sondern er hat immer u. überall frei und leicht die Spuren seines himmlischen Vaters gefunden und hat von dem Drang, diesen Spuren nachzugehen, als von dem selbstverständlich obersten Gesetz seines Lebens sich leiten lassen. So zeigt ihn uns das einzige Wort, des aus seiner Kindheit uns aufbewahrt ist, das Wort des zwölfjährigen Knaben im Tempel: Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? (Lu. 2, 49.) Dieses Wort bezeichnet aber auch den Punkt, wo das höhere, innere Leben, das er nicht bloß suchte, sondern besaß, seinen eigenen Eltern nicht mehr ganz verständlich war (V. 50), von wo aus er unverstanden seine eigenen Wege gehen mußte, obwohl er den Eltern untertan blieb. Auch seiner übrigen, natürlich ihn noch weniger verstehenden Umgebung gegenüber hat er doch nicht abstoßend sich verhalten, wie das Wort des Wort des Lukas bezeugt: er fand Gnade bei den Menschen (V. 52). Äußerlich hat er Josephs Arbeit geteilt und ist Zimmermann geworden (Mk. 6, 3, vgl. Mt. 13, 55). In Beziehung auf seine innere Entwicklung bezeugt das Wort des Lukas (2, 52): „J. nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“, daß es eine wirkliche Entwicklung war, in der mit dem Alter die Erkenntnis und mit der Erkenntnis die sittlich-religiöse Reise gleichen Schritt hielt; aber der Hauptsache nach bleibt es uns ein Geheimnis, wie er das wurde, was er später war. (Vgl. Geß, Wie dünkt euch um Christus, S. 16 ff.) Nach außen hin drang nichts von dem, was in ihm lebte, sonst hätten sich später seine Landsleute nicht so verwundert (Mk. 6, 2 f.). Er selbst hat später, soviel wir wissen, nie über diese Zeit geredet; aber nirgends zeigt sich auch nur die Spur eines Schattens, der ihm die Erinnerung daran hätte trüben müssen; als eine verlorene Zeit hat er sie nie angesehen; er sollte innerlich fertig sein, als er sein Lebenswerk anfing, und dazu brauchte er diese lange Zeit der Sammlung und Vorbereitung. — 4) Jesu Taufe und Übernahme des Messiasamts. J. war bereits ins vierte Jahrzehnt seines Lebens eingetreten (s. o. 2), als die Kunde von der Wirksamkeit Johannes des Täufers und von der dadurch entstandenen Bewegung auch nach Nazareth kam. Da entschloß sich J., auch an den Jordan zu gehen und sich taufen zu lassen. Darin lag vor allem ein Bekenntnis zu Johannes als echtem Propheten, und zu seiner Predigt. Johannis Predigt aber war nicht bloß eine Bußpredigt, wie die der srüheren Propheten, sondern sie beabsichtigte, das Volk Israel vorzubereiten auf die nahe bevorstehende messianische Zeit (Mt. 3, 1 f.). Gewiß enthielt diese Weissagung, daß die messianische Zeit nun bald anbrechen werde, für J. nichts Neues. Ja mehr noch: daß er berufen sei, das Himmelreich unter seinem Volk aufzurichten als der von Gott erwählte Messias, mußte ihm bereits gewiß sein, als er zu Johannes ging. Nachdenken zu wollen, wie J. zu dieser Gewißheit gelangte, ist vergeblich. Man mag sagen, daß entweder die geistliche Not seines Volkes ihn getrieben habe, das Kommen des verheißenen Gottesreiches zu erflchen, und daß ihm darauf die Antwort gegeben worden sei, er selbst dürfe dasselbe bringen; oder er habe in seinem Drang, für die Ehre Gottes zu leben und zu wirken, sich einen Wirkungskreis von Gott erbeten und die Antwort erhalten, daß der höchste Beruf, der messianische, seiner warte. Es wird in beidem etwas Wahres sein, und doch ist die Sache damit nicht ergründet und nicht erschöpst. Denn es gilt das Wort J: niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater (Mt. 11, 27). J. konnte also in der Tätigkeit Johannis nur eine Vorbereitung seines eigenen Wirkens sehen. Warum ließ er sich dann doch von ihm taufen? Die Antwort liegt in dem Wort J.: also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen (Mt. 3, 15). Das Himmelreich war ja nicht bloß sein Werk, sondern vor allem Gottes Gabe; auch er, obwohl zum König desselben berufen, wollte doch nicht anders in dasselbe eintreten, als auf dem Weg, den der gottgesandte Prophet Johannes verkündigte; und das war die Taufe. Diese demütige Selbsterniedrigung lohnte Gott mit einer Erhöhung, indem die Himmelsstimme sprach: dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe. Dies, begleitet von der Geistesausgießung, war die feierliche Bestätigung seines messianischen Berufes, gleichviel ob nun Johannes, wie es im vierten Evangelium berichtet wird (1, 32), oder J. selbst, wie es nach den andern Evangelien scheint, den Vorgang wahrnahm. So wurde aus der Wassertaufe für ihn eine Geistestaufe, und an die Stelle des Bußbekenntnisses, das er nicht hätte sprechen können, trat das Zeugnis des göttl. Wohlgefallens. — An die Taufe schließt sich die Versuchung Jesu, ein 40-tägiger Aufenthalt in der Einsamkeit der Wüste, wo J. offenbar Anfechtungen in Beziehung auf seinen Beruf durchzukämpfen hatte. Gegenüber den teuflischen Einflüsterungen, durch seine messianische Wunderkraft u. im Vertrauen auf den göttl. Wunderschutz die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit sich im Sturm zu erobern — bleibt J. dabei, in demütigem Verzicht auf solche Wundermittel Gott dienen zu wollen. Wenn er dennoch später viele Wunder tun durfte, so hat damit Gott eben seinen demütigen Verzicht belohnt; J. aber hat die Wunder nie benützt, um weltliche Macht und Herrlichkeit an sich zu reißen. Den weltlichen Messiashoffnungen der Mehrzahl seiner damaligen Volksgenossen hat J. damit in bewußter Weise abgesagt. — 5) Messianische Wirksamkeit. a. Der Schauplatz derselben. Die synoptischen Evangelien verlegen denselben ganz nach Galiläa u. erzählen nur die letzte Wanderung J. nach Jerusalem. Das Johannesevangelium dagegen berichtet nicht nur von wiederholten Festbesuchen in Jerusalem (2, 13 Osterfest; 5, 1 das Fest der Juden, ohne Namen, vielleicht das Purimfest, oder auch ein Passahfest; 7, 2. 10 Laubhüttenfest; 10, 22 Tempelweihefest), sondern auch von einem Wirken J. in Judäa und Peräa vor und nach der galiläischen Zeit (3, 22–4, 3; 10, 40; 11, 54). Was nun die Festreisen betrifft, so ist die Nichterwähnung derselben in den Synoptikern am annehmbarsten daraus zu erklären, daß J. wohl nicht immer seine Jünger mitgenommen hat, wie z. B. Joh. 7, 10 angedeutet scheint. Auch Kap. 5 werden die Jünger nirgends erwähnt. Und da gerade im Johannesevangelium nicht bloß die Zwölfe, sondern alle Anhänger J. „Jünger“ heißen (z. B. 4, 1: 6, 60. 66), so sind auch die 9, 2 in Jerusalem erwähnten Jünger nicht notwendig die Zwölfe. Mit Recht hat man auch in den Synoptikern manche Spuren gefunden, daß J. schon vor seiner Todesreise in Jerusalem gewesen sein muß; vor allem das Wort Mt. 23, 37: Jerusalem … wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen; ferner die Bekanntschaft Jesu in Bethanien (Mt. 21, 17, vgl. Lu. 10, 38 ff.); vielleicht ist auch mit dem Feigenbaum im Weinberg (Lu. 13, 6) Jerusalem gemeint, oder hat sich die Geschichte Mt. 11, 2 ff. in Jerusalem zugetragen (V. 7, was seid ihr hinausgegangen, vgl. 3, 5, da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem). Was aber das anfängliche Wirken Jesu in Judäa betrifft, so hat man demselben wohl vielfach mit Unrecht eine zu lange Dauer zugeschrieben, wenn man es wegen Joh. 2, 13 und 4, 35 von April oder Mai bis Dezember (4 Monate vor der Ernte ist allerdings Dezember) sich ausdehnen läßt. Die Beschreibung selbst, 3, 22 4, 1, weist doch auf keine so lange Zeit. Auch ihrer Bedeutung nach darf man diese Zeit nicht überschätzen. J. wollte offenbar abwarten, bis Johannis Tätigkeit irgendwie zu Ende ging; als dann dies geschehen war durch Johannis Gefangennahme, ging er nach Galiläa, um dort seine eigentliche messianische Wirksamkeit zu beginnen. Einen gewissen Zwischenraum zwischen Taufe und Versuchung einerseits und dem Anfang Galiläa andererseits deuten auch die Synoptiker an, wenn sie betonen, daß J. erst nach der Gefangennahme Johannis in Galiläa sein Werk begonnen habe (Mk. 1, 14), während Johannes betont, jenes Wirken in Judäa falle noch von diese Gefangennahme (3, 24). Schwieriger ist der Umstand, daß Johannes dieser Vorbereitungszeit am Jordan ein feierliches Austreten in Jerusalem am Osterfest vorangehen läßt (2, 13–3, 21); zumal die hier erzählte Reinigung des Tempels von den Synoptikern auf seine letzte Anwesenheit in Jerusalem verlegt wird; denn daß sich diese Handlung, dazu fast mit denselben Worten, am Anfang und am Schluß wiederholt habe, ist doch unwahrscheinlich. Wir stehen hier vor einem noch ungelösten Rätsel und wagen nicht zu entscheiden, wo der richtige Platz für die Tempelreinigung ist. — Darin stimmen nun Synoptiker und Johannes überein, daß für die längste Zeit des Wirkens Jesu Galiläa der Schauplatz war. Was nun aber den Schlußaufenthalt in Peräa und Judäa betrifft, so ist bei Johannes selbst nicht ganz klar, ob J. zwischen dem letzten Laubhüttenfest (Oktober) und dem Tempelweihfest (Dezember) noch einmal in Galiläa war oder nicht (s. 10, 22). Jedenfalls aber ist durch die synoptischen Berichte es nicht gerade ausgeschlossen, daß J. auf seiner letzten Reise in Peräa und Judäa sich zeitweise aufgehalten hat, ehe er am Einzugstag Jerusalem betrat; ja Mk. 10, 1 heißt es geradezu nach richtiger Lesart: Er machte sich auf von dannen und kam in die Gegenden Judäas und jenseits des Jordans. Während der galiläischen Zeit hat J. seinen Ausgangspunkt am See Genezareth genommen und die Stadt Kapernaum, wie es scheint, zeitweise zum Wohnsitz gewählt (Mt. 4, 13). Auch seine Wanderungen bewegten sich anfangs in der Umgebung dieses Sees. Später besuchte er auch entferntere Gegenden, z. B. das Gadarenergebiet jenseits des Sees (Mk. 5, 1 ff.); Nazareth (Mk. 6, 1 ff.); ja er überschritt die Grenzen von Palästina und kam in die Gegend von Tyrus und Sidon (Mk. 7, 24), oder er begab sich hoch in den Norden nach Cäsarea Philippi (Mk. 8, 27). Auch durch Samarien muß ihn mehrmals sein Weg geführt haben (Joh. 4, 4; Lu. 9, 52). So hat J. allmählich das ganze gelobte Land umspannt mit seiner Wirksamkeit und hat sein ganzes Volk zur Buße gerufen und zum Himmelreich eingeladen. — b. Die Predigt Jesu. Die Wirksamkeit Jesu umfaßt zwei wesentliche Bestandteile, die Predigt und die Wunder (vgl. z. B. Mt. 4, 23; 11, 5). Wir handeln zuerst von jener. J. benutzte zur Predigt teils die Synagogen, wo es nach jüdischer Sitte jedem dazu befähigten Gemeindeglied freistand zu reden (Mk. 1, 39), teils Privathäuser (Mk. 2, 2); wenn das Volk ihm nachfolgte, redete er zu ihnen auch im Freien, von einer Anhöhe (Mt. 5, 1), oder am Seeufer von einem Schifflein aus (Mk. 4, 1). Mit seinen Jüngern sprach er oft im Gehen (Mk. 8, 27). Ein äußerliches Amt, das ihm die Vollmacht zu reden gegeben hätte, bekleidete er nie; seine Vollmacht hatte er unmittelbar vom Himmel. J. selbst hat sich in dieser Beziehung den Propheten, insbesondere dem letzten derselben, Johannes den Täufer, zur Seite gestellt (vgl. Mk. 11, 27–30). Er besaß eine große Gewalt der Rede, die auf alles Volk den Eindruck machte, daß er eine wirkliche Sendung habe. Gerne redete er in Gleichnissen (s. d. Art.). Immer hatte er den höchsten Zweck im Auge; stets traf er den richtigen Punkt beim Einzelnen, mit dem er gerade redete. — Versuchen wir nun, einen kurzen Abriß des Inhalts seiner Predigt zu geben. Wir folgen zunächst ganz den synoptischen Evangelien, aus den im Art. „Evangelien“ (4) angegebenen Gründen. J. sagt in der Bergpredigt: Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mt. 5, 17). Er hat also den Inhalt des Alten Testaments als göttl. Offenbarung anerkannt (vgl. das Gleichnis von dem von Gott angelegten Weinberg, Mk. 12, 1 ff.). Darum führt er auch oft die Schrift des A. T. an (Mt. 9, 13; 11, 10; 15, 7 ff.; 19, 4 f. 18 f.; Joh. 7, 22 f.; 10, 34 f.). Dies ist für ihn der Ausgangspunkt, der auch von seinen Volksgenossen wenigstens äußerlich anerkannte gemeinsame Boden. Zwar stellt J. sich selbst als neue Autorität neben Gesetz und Propheten hin. „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist; ich aber sage euch“ (Mt. 5, 21. 27. 31. 33. 38. 43). Und damit stimmt es, wenn J. erklärt: des Menschen Sohn ist Herr auch des Sabbats (Mk. 2, 28). Aber seine Autorität will er eben dazu anwenden, Gesetz und Propheten zu erfüllen. Wir teilen demnach ein und beschreiben Christus zuerst als Erfüller der Propheten, dann als Erfüller des Gesetzes. Eine Erfüllung der Propheten ist vor allem die Predigt Jesu vom Himmelreich oder vom Reich Gottes. Wie sich die Lehre vom Reich Gottes bei den Propheten entwickelt hat, f. Reich Gottes. Daran knüpft J. an. Er verkündigt die Erfüllung dieser Weissagung: „die Zeit ist erfüllet, das Reich Gottes ist herbeigekommen“ (Mk. 1, 15). läßt der letztere Ausdruck, den schon der Täufer gebraucht hatte (Mt. 3, 2), noch unbestimmt, ob der Anbruch des Reiches Gottes schon erfolgt sei oder erst in nächster Zukunft erfolge, so sagen spätere Worte ganz deutlich das erstere, Mt. 11, 12; 12, 28; Lu. 17, 20 f. — als Antwort auf die Frage: Wann kommt das Reich Gottes? —: Das Reich Gottes ist mitten unter euch (so richtiger statt: ist inwendig in euch). Auch die meisten Gleichnisse, die beginnen: „das Himmelreich ist gleich …“, ruhen auf der Voraussetzung, daß dasselbe ein bereits vorhandenes ist, namentlich wenn es im Grundtext bei einigen heißt: „das Himmelreich ist gleich geworden“ (Mt. 13, 24; 18, 23; 22, 2), im Unterschied von denen, die beginnen: „das Himmelreich wird gleich sein“ (Mt. 25, 1). Mit anderem Ausdruck ist es dasselbe, wenn J. verkündigt, daß die große Erlösungszeit begonnen habe, und wenn er deshalb seine Predigt als das Evangelium bezeichnet (s. Evangelium). Wie es mit dieser Tatsache zu vereinigen ist, daß J. nicht bloß seine Jünger beten lehrt: Dein Reich komme (Mt. 6, 10), sondern oft auch dieses Kommen als etwas Zukünstiges bezeichnet (z. B. Mk. 9, 1; 14, 25), das zeigen eine Reihe Gleichnisse, nach denen das Reich Gottes eine Entwicklung auf Erden durchmacht von kleinen, unscheinbaren, ja unreinen Anfängen bis zur großartigen, herrlichen und vollkommenen Ausgestaltung am Ende (Gleichnis vom Senfkorn, vom Unkraut, vom Netz). Gerade damit trat J. den Erwartungen seiner Zeitgenossen schnurstracks entgegen.
Diese hofften auf einen Machtakt Gottes, der sein Reich mit einem Male ins Leben rufe. J. aber hat in langsam reifender Säemannsarbeit das Reich Gottes auf Erden gegründet und gelehrt, daß man zunächst von aller Machtentfaltung und allem Gepränge beim Reiche Gottes absehen müsse (Lu. 17, 20). Am Schluß dieses Zeitlaufs allerdings kommt das Reich Gottes „mit Kraft“ (Mk. 9, 1). Bis dahin aber besteht es als eine innerlich-geistige Gemeinschaft solcher, die, von den Gütern dieser Welt unbefriedigt (Mt. 5, 3–6), von dem unvergleichlichen Wert des Reiches Gottes angelockt (Mt. 13, 44–46), von der Einladung Gottes berufen (Mt. 22, 2 ff.), sich sammeln zum Genuß der hier gebotenen Güter (Mt. 5, 3–10) wie zur Mitarbeit an den hier gestellten Aufgaben (Mt. 20, 1–16). Aber das Himmelreich soll nicht mehr wie im A. B. auf das Volk Israel beschränkt sein, sondern sich über alle Völker ausbreiten (Mt. 13, 31 f.; 21, 43; 28, 19) und auch das äußere Leben der Menschheit mit seinem Geist durchdringen (Mt. 13, 33; 9, 17). Was das Himmelreich auf Erden bietet, das ist eine von den Wechseln dieses Lebens unabhängige, ja sogar über Not und Tod erhabene Seligkeit (Mt. 5, 3–10); das ist die Stellung von Kindern Gottes, die der Liebe ihres Vaters gewiß sind (Mt. 5, 9) und von ihm hoch und teuer geachtet werden (Mt. 18, 10–14), vgl. Artt. Vater u. Kindschaft. Das Vertrauen auf ihren Vater schützt die Kinder Gottes vor den zeitlichen Sorgen (Mt. 6, 25–32) und sichert ihnen Erhörung ihrer Gebete zu (Mt. 7, 7–11). Insbesondere sind sie auch seiner Verzeihung für ihre Sünden gewiß (Mt. 6, 12. 14; Lu. 15, 20 ff.). Als beste Gabe schenkt er ihnen seinen heiligen Geist (Lu. 11, 13). In ihren Genossen im Himmelreich erhalten sie lauter Brüder, mit denen sie durch das Band der Liebe verbunden sind, und damit einen Ersatz für alles, was sie um des Himmelreichs willen verleugnen mußten (Mt. 10, 29 f.). Einst aber, wenn die Stunde der Vollendung schlägt, werden die Himmelreichsgenossen gesammelt, aller Gemeinschaft mit den Ungerechten durch das Gericht entnommen und in die Freude der himml. Seligkeit aufgenommen, um dort ihren Gnadenlohn, das ewige Leben, zu erhalten (Mt. 24, 31; 25, 32 f. 34. 21. 10; Mk. 10, 30). In Beziehung auf die Forderungen, welche das Himmelreich an die Menschen stellt, ist zu unterscheiden zwischen den Forderungen an diejenigen, welche ins Himmelreich eintreten wollen, und zwischen den Forderungen an diejenigen, welche schon eingetreten sind. Jene faßt Herr zusammen in das Wort: Tut Buße und glaubet an das Evangelium (Mk. 1, 15, s. Buße und Glauben). Für die Genossen des Reichs gelten folgende Forderungen: Sie sollen die Sache des Reiches Gottes ihre erste Sorge sein lassen (Mt. 6, 33; vgl. die drei ersten Bitten des Vaterunsers). Ungeteilt sollen sie Gott anhangen (Mt. 6, 24). Sie sollen in gottgleicher Vollkommenheit auch wirklich als Kinder Gottes sich erweisen (Mt. 5, 48; vgl. 45) und zugleich ihr Licht leuchten lassen vor den Leuten (Mt. 5, 16). Alle im Himmelreich erhaltenen Gaben sollen sie treu und eifrig verwerten (Mt. 25, 14 ff.). Sorgfältig sollen sie wachen, daß sie an ihrer Seele keinen Schaden nehmen (Mt. 16, 26), aber auch andern kein Ärgernis geben (Mt. 18, 6 f.). Um aber diese Aufgaben erfüllen zu können, bedarf es einer besseren Gerechtigkeit als der der Pharisäer und Schriftgelehrten (Mt. 5, 20), und dies führt uns darauf, daß J. nicht bloß Erfüller der Propheten, sondern auch Erfüller des Gesetzes geworden ist. J. hat zunächst das mosaische Gesetz als Ausdruck des göttl. Willens auch für die Reichsgenossen anerkannt; aber während die Pharisäer die rechte Erfüllung desselben dadurch zu sichern glaubten, daß sie seine Bestimmungen immer mehr ins einzelne und kleinliche ausspannen, schlug J. gerade den entgegengesetzten Weg ein: er betonte die großen Grundforderungen des Gesetzes, die Liebe Gottes und des Nächsten (Lu. 10, 27), und zeigte, wie von ihnen aus alles einzelne zu verstehen und zu erfüllen sei: nicht im Geist buchstäblicher Äußerlichkeit, sondern im Geist der in die Tiefe dringenden Innerlichkeit (Mt. 5, 21–47). Ja er hat nachgewiesen, wie das höhere Gebot manchmal das niedrigere außer Kraft setzt; z. B. das Liebesgebot kann veranlassen zu einer scheinbaren Übertretung des Sabbatgebots (Mt. 12, 1 bis 14). Bei andern Geboten hat er darauf hingewiesen, daß sie nur um der „Herzenshärtigkeit“ willen gegeben sind (Mt. 19, 8), also von selbst hinfällig werden, wenn durch einen neuen Geist das harte Herz weich geworden ist. Dem Zeremonialgesetz gegenüber, das J. selbst gehalten hat (vgl. seine Festbesuche, Passahmahl: s. auch Mk. 1, 44; Mt. 5, 24), war seine Stellung eine zuwartende. Von grobem Unfug hat er selbst den Tempel gereinigt (Mk. 11, 15–17), aber den Juden als Strafe ihres Unglaubens geweissagt, daß ihnen „ihr Haus wüste gelassen werden soll“ (Mt. 23, 38), womit der Opferdienst von selbst hinfällt. Er hatte das Vertrauen, daß der neue Geist des Gottesreiches dann selbst sich neue Formen schaffen werde (Mt. 9, 17). Er selbst hat für seine Kirche nur die Grundlinien eines Zuchtverfahrens festgestellt (Mt. 18, 15–18) und die Taufe, wie Johannes sie geübt, als Aufnahmeakt und das Abendmahl als Feier seines Opfertodes eingesetzt. — In dieser Weise hat er, ohne an dem Buchstaben des Gesetzes zu rütteln, doch die Seinen in der Hingebung an das Reich Gottes von dem Joch des Gesetzes frei gemacht. In allem Bisherigen ist nun aber der Mittelpunkt der Lehre Christi noch nicht berührt, die Lehre von seiner eigenen Person. Zwar redete er, namentlich anfangs, wenig von sich selbst. Die ganze Bergpredigt z. B. enthält nur wenige, allerdings bedeutsame Beziehungen auf seine Person (Mt. 5, 17. 22. 28. 32. 34 39. 44; 7, 21–23. 24–27). Aber allmählich traten in seinen Reden häufiger solche Äußerungen hervor, die über seine Person Licht verbreiteten. Er nannte sich mit einem Rätselwort: „des Menschen Sohn“, ein Ausdruck, mit welchem er einerseits jedes Vorrecht der Geburt u. dgl. von sich ablehnt, andererseits aber Tieferblickende auf die Weissagung Da. 7, 13 hinwies, wonach der Messias „wie eines Menschen Sohn“ in des Himmels Wolken vor Gott erscheint. Und so haben alle die Worte, in denen er das Reich Gottes als ein schon vorhandenes bezeichnete, darauf führen müssen, das auch der Messias schon da sein müsse; und wer konnte es anders sein als er? Darum, als Johannes der Täufer fragen ließ: bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? — hat er eine unzweideutig das erste bejahende Antwort gegeben (Mt. 11, 2–6). Und wenn er’s gleich nicht duldete, daß die Besessenen, die er heilte, ihn als Messias ausriefen (Mk. 1, 24 f. 34; 3, 11 f.), so wehrte er’s doch nicht, wenn andere Kranke ihn als den Sohn Davids begrüßten (Mt. 9, 27; 15, 22; 20, 30 f.). Und als Petrus auf seine Frage erklärte: „du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn,“ da pries er ihn ob dieser aus göttl. Offenbarung stammenden Erkenntnis selig (Mt. 16, 16 f.). Sein feierlicher Einzug in Jerusalem (Mt. 21, 1–11) und sein Bekenntnis vor dem Hohen Rat (Mt. 26, 63. 64) bekräftigten es in allem Ernst, daß er wirklich der erwartete und verheißene Messias sei. Darin liegt selbstverständlich, daß er die göttl. Vollmacht hat, das Reich Gottes aufzurichten (Lu. 22, 29; Mt. 16, 18), alle die Gnaden und Güter desselben auszuteilen (z. B. Sündenvergebung, Mk. 2, 5. 10; Lu. 7, 48; wahre Seelenerquickung, Mt. 11, 28; überhaupt den Anteil am Reiche Gottes, Lu. 22, 29); aber auch, daß er alle Forderungen des Reiches Gottes an seine Person knüpfen darf (z. B. völlige Hingabe an seine Person, Mt. 10, 37–40; Aufnahme seines Joches, Mt. 11, 29 f., seines Kreuzes, Mt. 16, 24). Ja auch die Vollendung des Reiches Gottes gehört zu seiner messianischen Vollmacht. Er wird zwar zuerst von seinem Volk verworfen und getötet werden, aber dann wieder auferstehen (Mk. 8, 31; 9, 31; 10, 33 f.) und einmal wiederkommen nach der Weissagung Daniels (7, 13) in den Wolken des Himmels mit großer Kraft Herrlichkeit (Mk. 13, 26; 14, 62). Dann wird er das Gericht halten (Mt. 25, 31 ff.) und die Auserwählten in die himmlische Seligkeit einführen (a. a. O., V. 34). — Und hier ist nun der Ort, wo sich das richtige Verständnis der eigentümlichen Lehrdarstellung Jesu im Evangelium Johannis ermöglicht. Alle die Segnungen und alle die Aufgaben, welche in den Synoptikern vorherrschend an den Begriff des Reiches Gottes angeknüpft werden, werden im Johannesevangelium unmittelbar mit der Person Jesu Christi selbst verbunden. Wir sahen, daß das letztere in den Synoptikern durchaus nicht fehlt, und es kann nicht zweifelhaft sein, daß diesen, wenn auch verhältnismäßig seltenen Aussprüchen Jesu wirklich der innerste Kern seiner Lehre enthalten ist und daß J. hauptsächlich aus pädagogischen Rücksichten weniger von seiner Person als von seinem Reich geredet hat. Johannes aber, der schon für glaubige Christen geschrieben hat, wollte jenen innersten Kern recht klar herausstellen (vgl. weiter Evangelien und Johannes, Apostel). Aber obwohl Johannes J. von Anfang an viel von seiner Gottessohnschaft reden läßt, so tritt doch auch bei ihm deutlich hervor, daß oberflächliche Zuhörer lange im Zweifel sein konnten, ob er wirklich der Messias sein wolle oder nicht (Joh. 8, 25; 10, 24). Dazu kommt noch ein anderes. Für die einzelnen Segnungen und Forderungen, die von Christus ausgehen, Sündenvergebung, Gottvertrauen, Gottes- und Nächstenliebe, nennt Johannes gern zusammenfassende Begriffe, wie Leben, ewiges Leben, Licht u. dgl., um sie damit recht scharf als überirdische, über alles natürliche Erdenglück und alle natürliche Erdentugend hinausragende Dinge zu kennzeichnen. Näh. s. d. einzeln. Artt. — c. Die Wunder Jesu bestehen zum größten Teil in Krankenheilungen, die sich bis zu Totenerweckungen steigern; daran schließen sich andere Taten an, die in Not und Verlegenheit Hilfe brachten (Verwandlung des Wassers in Wein, Speisung der 5000 und 4000, Stillung des Sturmes u. dgl.). Vereinzelt steht daneben als eine Art Straswunder mit sinnbildlicher Bedeutung die Verfluchung des Feigenbaums (Mk. 11, 14. 20). Die Evangelien bieten eine doppelte Betrachtungsweise der Wunder Jesu: nach der einen stammen sie (namentlich die Krankenheilungen) aus einer eigentümlichen, von Jesu ausgehenden Wunderkraft (Mk. 5, 30; Lu. 5, 17); daher häufig eine Berührung der Kranken seitens Jesu stattfand (Lu. 4, 40). Doch war das Entscheidende immer das Wort Jesu (s. Mk. 1, 41. 42), wie ja manche Heilungen in die Ferne geschahen (Mt. 8, 13). Nach der andern Betrachtungsweise erfolgen die Wunder auf das Gebet Jesu hin (Joh. 11, 41 f.; Mk. 7, 34, vgl. 9, 29: diese Art kann mit nichten aussahren, denn durch Beten — „und Fasten“ ist wahrscheinlich späterer Zusatz). Beide Anschauungsweisen schließen sich übriges keineswegs aus (s. Art. Wunder). Was die Absicht Jesu bei seiner Wundertätigkeit betrifft, so erscheinen die Wunder zunächst als Ausfluß seiner barmherzigen Liebe, an die sich die Hilfsbedürstigen vertrauend wendeten (z. B. Mt. 8, 2 f.; Joh. 11, 3); damit verband sich die Absicht, in den Seinigen das Gottvertrauen zu stärken (z. B. Mt. 8, 26; 14, 31; 16, 8 ff.). Aber die tiefere Bedeutung liegt doch darin, daß alle seine Wunder zugleich „Zeichen“ waren, Zeichen von der Ankunft des Himmelreichs, bezw. des Messias (Mt. 11, 4. 5; 12, 28; Joh. 5, 36). Darum verlangte J. um seiner Wunder willen Glauben (Mt. 11, 20 ff.; Joh. 10, 38; 14, 11), schlug aber den bloßen Wunderglauben nicht sehr hoch an (Joh. 4, 48). Auch hat er seine Wunder nie aufgedrängt oder sich damit vorgedrängt, sondern im Gegenteil den großen Krankenandrang oft abgewehrt und sich ihm entzogen, namentlich wenn die Aufmerksamkeit dadurch von seiner Predigt abgelenkt wurde (Mk. 1, 38 u. sonst). Der Sucht nach Schauwundern, zumal wo sie aus unlautern Motiven hervorging, trat er sogar schroff entgegen (Mt. 12, 38 ff.; 16, 1 ff.). Vor allem aber verlangte er schon als Vorbedingung für seine Wunderhilfe einen Glauben an seine Sendung (Mt. 8, 10. 13; 13, 58; Mk. 9, 23), ja er schreibt dem Glauben eine Mitwirkung bei dem Wunder selbst zu (Mk. 5, 34; 10, 52; Lu. 17, 19). — d. Jesu Aufnahme bei seinem Volk. J. hat seine Tätigkeit des Predigens und Wundertuns mit fester Absicht und mit dem Bewußtsein göttlicher Anordnung auf das Volk Israel eingeschränkt und nur in vereinzelten Fällen Ausnahmen von dieser Regel sich gestattet (Mt. 15, 24; vgl. 10, 5. 6). Diese Beschränkung, dem Maß eines menschlichen Lebensberufes entsprechend, hat zur Kehrseite, daß J. einen letzten Versuch machte, sein ganzes Volk zur Buße zu führen (Mt. 21, 33 ff.). Er wollte der Messias seines Volkes werden — wenn er die rechte Aufnahme sand. Darum hat er seine Tätigkeit auch allmählich über alle Teile des Landes ausgedehnt (s. oben 5a). Äußerlich angesehen, hatte J. auch anfangs alle Aussicht, mit seiner Absicht durchzudringen. Scharenweise strömte ihm bei seinem ersten Austreten in Galiläa das Volk zu (Mk. 1, 33. 37. 45), und das dauerte noch fort, als bereits die Feindschaft der Pharisäer gegen ihn auf einen hohen Grad gestiegen war (Mk. 3, 7. 8, vgl. 6). Ein gut Teil dieser Begeisterung kam allerdings auf Rechnung seiner Wunder, doch verfehlten auch seine Worte eines tiefen Eindrucks nicht. Ja die Größe der sich ihm darbietenden Arbeit war mit die Ursache, daß J. 12 Jünger auswählte, die ihn in der Predigt des Evangeliums unterstützen sollten (Mt. 10, 1, vgl. 9, 36–38; Mk. 3, 14, vgl. V. 7 ff.). Aber J. täuschte sich doch von Ansang an nicht darüber, daß der Jubel bei vielen ein rasch verflackerndes Strohfeuer war; das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld sagt das klar. Und als er schon länger in Galiläa gewirkt hatte, mußte er sein Wehe gerade über die Städte ausrufen, in denen er am meisten Taten getan hatte (Mt. 11, 20 ff.). Aber wofür hielt ihn nun das Volk? Aufangs in Galiläa war der Eindruck des Staunens vor einer unbegreiflichen Erscheinung vorherrschend (Mt. 8, 27; Mk. 1, 27; 2, 12). Allmählich aber setzte sich die Ansicht fest, er sei ein gottgesandter Prophet (Lu. 7, 16, vgl. Mt. 21, 11. 46). Doch genügte diese Ansicht den Taten gegenüber wieder nicht, und man hielt ihn für etwas Besonderes, sei’s nun für den wiedergekommenen Elia (Mk. 6, 15; 8, 28) oder Jeremia (Mt. 16, 14), sei’s für den neubelebten Johannes den Täufer (Mk. 6, 14; 8, 28). Ja es konnte nicht fehlen, daß auch die Frage auftauchte, ob er nicht der Messias, der Davidssohn sei (Mt. 12, 23). Wenn gleich die Evangelisten kein besonderes Augenmerk darauf richten, die Zeiten zu unterscheiden, in denen J. noch nicht nicht mehr für den Messias gehalten wurde, so läßt sich doch mit Wahrscheinlichkeit sagen, daß dieser Glaube in der ersten Zeit seiner galiläischen Tätigkeit ziemlich verbreitet war (Mt. 9, 27; 12, 23; 14, 33; 15, 22), und erst als J. den Messiaserwartungen des Volks so wenig entsprach, wieder mehr zurücktrat (vgl. Joh. 6, 66). Von dem Hin- und Herschwanken der Ansichten über J. gibt insbesondere auch Joh. 7 ein anschauliches Bild (V. 12. 26. 27. 31. 40–43. 52). Freilich wurde auch von J. selbst erst am Ende seines Laufs dem oberflächlich urteilenden Volk es unzweideutig klar gemacht, daß er wirklich der Messias sein wolle (s. oben 5b). Aber gerade darauf hin haben sie ihn endgültig verworfen. Dieses Schwanken des Volks und diesen Ausgang verstehen wir erst recht, wenn wir die Kämpfe Jesu mit seinen eigentlichen Feinden ins Auge fassen. Der Gegner, mit dem er notwendig zusammenstoßen mußte und auch wirklich zuerst zusammengestoßen ist, war der Pharisäismus. Der Anspruch dieser Partei, die allein echt israelitische Frömmigkeit zu repräsentieren (siehe Art. Pharisäer), konnte von vorneherein eine so eigentümliche und einflußreiche religiöse Bewegung, wie sie von J. ausging, nicht neben sich dulden, zumal wenn dessen Grundsätze den pharisäischen so schnurstracks entgegengesetzt waren, wie wir oben (5b) gesehen haben. An welchen Punkten gerade der Kampf sich entspann, war unter solchen Umständen mehr zufällig. Deutlich ist, daß J. anfangs jeden Angriff vermied und auch wo er von den Pharisäern herausgefordert wurde, nur abwehrend antwortete (vgl. Mk. 2, 8. 9. 17. 19 ff. 25 ff.). Diese mögen anfangs wirklich manchmal in ihrer Befangenheit an J. freierem Wesen Anstoß genommen haben (Mk. 2, 16. 18. 24), aber weiterhin zeigt sich ein so absichtliches Bemühen, ihn vor dem Volke zu verdächtigen (Mk. 3, 2), ein Haß, der vor der giftigsten Verleumdung nicht zurückschreckt (Mk. 3, 22), daß man den Grund davon nur in der Eifersucht auf den wachsenden Einfluß Jesu finden kann. Und weiterhin ist J. im heiligen Eifer um das irregeleitete Volk auch zum Angriff übergegangen. In der Bergpredigt stellte er noch ohne direkte Anwendung das Bild der wahren und der falschen Frömmigkeit einander gegenüber (sie ist jedenfalls nicht so früh, wie es nach Matthäus scheint, gehalten worden). Offen dagegen schleudert er ihnen in der Verhandlung über Menschensatzungen u. Gottesgebote den Vorwurf „ihr Heuchler“ ins Gesicht (Mk. 7, 1–16). Und abschließend ruft er sein Wehe über sie aus, Mt. 23, vgl. Lu. 11. Im einzelnen sind es namentlich zwei Punkte, auf denen es zum Kampf zwischen J. und den Pharisäern kam: die pharisäische Gesetzeserfüllung und die pharisäische Messiashoffnung. Daß er sich über die einen „Zaun“ um das Gesetz bildenden „Aufsätze der Ältesten“ (s. d. Art.) hinwegsetzte, das Fasten (Mk. 2, 18), das Händewaschen vor dem Essen (Mk. 7, 2, vgl. Lu. 11, 38) unterließ, ja sogar den Sabbat brach (Mk. 2, 23; 3, 1; Lu. 13, 14; 14, 1, vgl. Joh. 5, 16; 7, 23; 9, 14. 16) — das rechneten sie ihm als todeswürdiges Verbrechen an. J. aber wies ihnen nach, daß ihre peinliche Beobachtung der Aussätze der Ältesten nur zum Hochmut (Lu. 18, 11 f.), zur Hintansetzung der wichtigsten Gottesgebote (Mk. 7, 8 ff.; Mt. 23, 23), ja zur Heuchelei (Mk. 7, 6; Mt. 6, 2 ff.; 23, 13 ff.) führe. Was die Reichsgottesfrage betrifft, so erklärten die Pharisäer den Anspruch Jesu auf die Vollmacht, Sünden zu vergeben, für eine Gotteslästerung (Mk. 2, 7) und seine Besessenenheilungen für Teufelswerk (Mk. 3, 22). Und das Vertrauen des Volks suchten sie ihm zu entziehen, indem sie ihn herausforderten, sich durch ein „Zeichen vom Himmel“ als Messias zu erweisen (Mk. 8, 11), oder indem sie ihm durch die hinterlistige Frage wegen der Kaisersteuer eine entweder römerfreundliche oder römerfeindliche Antwort abnötigen wollten. J. aber hat solche Ränke mit großem Freimut und siegreicher Geistesüberlegenheit zerrissen und unbekümmert um Volkserwartung und Volksgunst sein gänzlich unpolitisches, rein innerliches Gottesreich fortgepredigt. Ebenso bewährte er sich als Meister in einigen anderen, prinzipiell weniger wichtigen Streitfragen, mit denen ihn die Pharisäer versuchten (größtes Gebot, Lu. 10, 25 ff.; Ehescheidung, Mk. 10, 2 ff.). In anderer Weise gestalteten sich die Kämpfe Jesu in Jerusalem. Wenn Johannes uns schon bei den früheren Festbesuchen Jesu erzählt, daß sich der Kampf mit seinen Gegnern (den „Juden“, wie er sie mit Vorliebe nennt; doch werden oft auch Pharisäer namhaft gemacht, 7, 32. 45 ff.; 8, 13; 9, 13 ff. 40; 11, 46 ff.) hauptsächlich um seine Person und um die „gotteslästerliche“ Behauptung, daß er „Gott gleich sei“ (5, 18; 8, 53; 10, 33), gedreht habe — so darf man dabei allerdings an das Bestreben des Johannes erinnern, den innersten Kern und das letzte Ziel aller Feindschaft wider J. recht klar herauszustellen. Aber auch in den Synoptikern tritt das deutlich hervor, daß in Jerusalem hauptsächlich die Frage, in welcher Vollmacht denn J. sein ganzes Werk treibe, an ihn gerichtet wurde (Mk. 11, 27 ff.). Hier waren es ja die nicht bloß auf das Volksansehen, sondern auf ihre amtliche Stellung sich stützenden Priester (ihrer Richtung nach meist Sadduzäer), die Jesu gegenüberstanden u. die sein Austreten bei der Tempelreinigung (Mk. 11, 18) und sein Lehren im Tempel (Mk. 11, 27) als Eingriff in ihre Rechte empfanden. Da mußte es sich also um Jesu persönliches Recht, das ganz auf seiner persönlichen Stellung zu Gott ruhte, handeln. Daher hat er auch in der Gegenfrage, die er nach mancherlei Anfechtungen an seine Feinde richtete, gerade auf diesen Punkt die Aufmerksamkeit hingelenkt (Mk. 12, 35 ff.). Vorher aber hat er mit gewohntem Freimut wie den Pharisäern, so auch diesen amtlichen Würdeträgern — im Gleichnis von den Weingärtnern — ihr Urteil gesprochen und nachgewiesen, daß sie ihres hohen Berufes sich unwert gemacht haben (Mk. 12, 1–12). Im Zusammenhang damit hat er auch dem jüdischen Nationalstolz, der auf das Reich Gottes ein Vorrecht zu haben glaubte und den er früher schon in Jerusalem bekämpft hatte (Joh. 8, 33 ff.), das Urteil gesprochen (Mt. 21, 43; 22, 1–14).
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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