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Herodes. Nach Lu. 1, 5 wurde Jesus unter der Regierung desjenigen H. geboren, der schon von Josephus gelegentlich einmal „der Große“ genannt wird. Dieser starb im Jahr 4 vor Beginn unserer Zeitrechnung, und so ist diese wenigstens 4 Jahre zu spät angesetzt. Im N. T. wird ihm nur noch Mt. 2, 1–18 der Befehl zugeschrieben, in Bethlehem alle Kinder bis zum Alter von 2 Jahren zu ermorden. Dies widerspricht jedenfalls nicht seinem Charakter; denn er war ein grausamer u. leidenschaftlicher Mensch, scheute vor nichts zurück, um seinen Willen durchzusetzen, wenn es auch Ströme Bluts kostete; schonte er ja doch selbst seine nächsten Verwandten nicht. Er war der Sohn eines Jdumäers, Namens Antipater, der sich an Stelle des makkabäischen Hohepriesters, Hyrkan II., das Vertrauen der Römer zu erwerben gewußt hatte und von diesen zum Verwalter von Judäa ernannt worden war. Nach dessen Tod im Jahr 43 wurde H. mit seinem Bruder Phasael zum Vierfürsten von Judäa ernannt, eben damit Hyrkan der politischen Herrschaft beraubt, wenn ihm auch der Königstitel blieb. Allein im Jahr 40 fielen die Perser ein und ernannten unter Mitwirkung der Juden den Sohn des Aristobul, eines Bruders von Hyrkan, Antigonus zum König und Hohepriester; Hyrkan und Phasael wurden gefangen, H. aber entkam. Er reiste nach Rom und wurde im Spätherbst des Jahres 40 vom Senat feierlich zum König von Judäa ernannt. Eilig zurückgekehrt begann er mit Hilfe der Römer die Eroberung des Landes. Galiläa fiel ihm sogleich zu, aber Jerusalem eroberte er erst im Sommer 37, nachdem er vor dem letzten Angriff im Monat Juni in Samaria Mariamme, eine Enkelin des Hyrkan, geheiratet hatte. Antigonus wurde auf Befehl des Antonius, dem H. zu liebe, in Antiochia enthauptet. Die ersten Jahre seiner Regierung (37–25) gingen in dem Bestreben nach Sicherung und Befestigung seiner Herrschaft auf. Das Volk ertrug ihn nur widerwillig als einen halbfremden Herrn. Die Sadduzäer litten unter ihm, und vor allem eiferten die Pharisäer wider ihn, daher H. 45 der Vornehmen des Landes, Anhänger des Antigonus, hinrichten ließ, während er die Willigeren unter dem Volke durch Gunstbezeigungen an sich zog. Dann beseitigte er die noch übrigen Glieder der makkabäischen Familie als seine natürlichen Feinde: er ließ zuerst seinen Schwager, den Hohepriester Aristobul III. (35) töten, dann den aus der parthischen Gefangenschaft zurückgekehrten greisen Hyrkan II. (31), ferner Alexandra, dessen Tochter, die Mutter Aristobuls, ja auch seine Gemahlin Mariamme (ca. 28). An Kleopatra, unter deren Einfluß sein Gönner Antonius stand, mußte er einen Teil seines Königreichs, darunter das schönste und reichste Gebiet, die Landschaft Jericho, abtreten; nach Antonius’ Besiegung bei Aktium (31) kam er, der eben noch diesem seinem Gönner hatte zu Hilfe eilen wollen, in eine mißliche Lage, aber er wußte mit der ihm eigenen Gewandtheit den Sieger Augustus zu gewinnen, der ihn nicht nur bestätigte, sondern sogar noch mit bedeutender Gebietserweiterung beschenkte, so daß sein Reich vom Meer bis Syrien, von Damaskus bis Ägypten reichte. Die mittlere Zeit (25–13) ist die der Blüte seiner Regierung; H. widmete sich da vorwiegend Arbeiten des Friedens, namentlich glänzenden Bauten. So baute er in Jerusalem ein Amphitheater und bald darauf einen prachtvollen königlichen Palast; in nichtjüdischen Städten seines Gebiets heidnische Tempel. Daneben errichtete und erneuerte er viele Zwingburgen, in welchen die Unzufriedenen spurlos verschwanden, wie z. B. Machärus. Eine ganze Anzahl neuer Städte verdankt ihm ihre Entstehung, namentlich die Hafenstadt Cäsarea. Das alte Samaria machte er zu einem festen Platz, Sebaste, d. h. Augusta. Das großartigste unter allen seinen Bauwerken war der Neubau des Tempels von Jerusalem, der im Jahr 20/19 begonnen wurde und nach 9½ jähriger Arbeit nur vorläufig beendigt ward. Um als Mann von Bildung sich auszuweisen, umgab er sich mit einem Kreis griechisch gebildeter Männer und ließ die obersten Staatsämter gerade durch solche Leute verwalten, so daß seine Regierung einen mehr heidnischen als jüdischen Charakter trägt. Stiftete er doch selbst in Jerusalem vierjährige Kampfspiele und ließ sich die Verbreitung griechischer Bildung angelegen sein. Auch pflegte er aufs äußerste die Freundschaft mit den Machthabern in Rom, ging selbst öfters nach Rom und wurde da von Augustus huldvoll empfangen; besonders dessen Schwiegersohn Agrippa wußte er für sich einzunehmen. Agrippa kam im Jahr 15 selbst nach Jerusalem und opferte im Tempel 100 Stiere. Die letzten Jahre seiner Regierung (13–14) sind die des Verfalls und wiederum wie die ersten befleckt durch das unheimliche Wüten gegen Familienglieder. Er hatte eine zahlreiche Familie und im ganzen 10 Frauen: 1) Doris, Sohn: Antipater; 2) Mariamme, die Enkelin des Hohepriesters Hyrkan seit 37, Söhne: Alexander u. Aristobul, Töchter: Salampso und Kypros; 3) Mariamme, Tochter des jerusalemischen Priesters Simon seit 23, Sohn: Herodes; 4) Malthake, eine Samariterin, Söhne: Archelaus und Antipas; 5) Kleopatra von Jerusalem, Söhne: Herodes und Philippus; 6) Pallas, Tochter: Olympias, Sohn: Phasael; 7) Phädra, Tochter: Roxane; 8) Elpis, Tochter: Salome; 9) eine Bruderstochter; 10) eine andere Nichte. Unter diesen Frauen und Geschwistern gab es allerlei Zwistigkeiten. Am meisten beargwöhnte der Vater die in Rom erzogenen beiden Söhne der älteren Mariamme, Alexander u. Aristobul. H. ließ sie im Jahr 7 erdrosseln, dazu 300 ihrer Anhänger. Als H. unheilbar erkrankte, wiegelten zwei Rabbiner das Volk auf, den anstößigen Adler vom Tempeltor herunterzureißen; aber der kranke König strafte furchtbar, die Rabbiner ließ er lebendig verbrennen. Fünf Tage vor dem Ende des H. teilte der Verleumder Antipater, der seinen Vater vergiften zu wollen sich nicht gescheut hatte, das Schicksal seiner Brüder. Um von Tränen begleitet zu sterben, befahl er, die Ältesten des Volks in der Rennbahn zu Jericho einzusperren, damit sie an seinem Todestag hingerichtet würden, ein Befehl, der freilich nicht vollzogen wurde. Im Jahr 4 starb er in Jericho kurz vor dem Passah, 70 jährig, an einer Säftezersetzung, unbetrauert von den Seinen und gehaßt vom ganzen Volk. Wohl hatte ihm dasselbe manches zu verdanken, z. B. nützliche Bauten, Säuberung des Landes von Räubern, Herstellung der öffentlichen Sicherheit. Aber die Haupttriebfeder seines Handelns war eben nicht das Wohl seiner Untertanen, sondern ein unersättlicher Ehrgeiz. Leidenschaftlich, rücksichtslos, grausam, war er doch bei allem Glanz „ein gemeiner Mensch“. Kurz vor seinem Tod traf er noch die nötigen Verfügungen in betreff seiner Nachfolge: Dem Archelaus gab er Judäa und Samaria, dem Antipas Galiläa und Peräa, und dem Philippus den Nordosten. Archelaus erhielt den Titel „Ethnarch“ (Volksfürst), später „ König“, die beiden andern bekamen den Titel Vierfürst („Tetrarchen“). Vgl. Archelaus, Philippus usw.
E. Nestle.
Abb. 152. Münze Herodes des Großen.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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