The Future of Bible Study Is Here.

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Babylonien, bei den Griechen und Römern wie auch (seit Babel Hauptstadt wurde) in den Keilinschriften der untere flache Teil des Euphrat- und Tigrisgebiets, etwa vom 34° n. Br. bis zum Persischen Meerbusen, während da, wo Euphrat und Tigris sich weiter voneinander entfernen, Mesopotamien beginnt, an welches wiederum östlich vom Tigris Assyrien angrenzt.
Doch gehörte im Osten des Tigris nach Medien und Elam zu noch ein großes Stück Landes zu Babylonien, das sogenannte Osttigrisgebiet mit der alten Hauptstadt Dur-Anu oder Dur-ili (Mauer des Himmels oder Gottes) und anderen Orten, und ebenso im Westen des Euphrat, nach Arabien zu, das speziell Chaldäa genannte Weideland mit den Hauptorten Eridu und Ur, zu denen aber auch noch Agade (Akkad) und Borsippa (siehe Artikel Babel) in gewissem Sinn zu rechnen sind.
Psa. 137, 1, der eigentliche Name des Landes ist dagegen dort meist Sinear (siehe dort).
In den Keilschriftdenkmälern findet sich von Ur-gur von Ur ab (um 2300 v. Chr.) die politische Bezeichnung Sumir und Akkad (das heißt Süd- und Nordbabylonien) für Gesamtbabylonien, und von der Kassitenzeit ab der Name Kardunias, so besonders in den Tell-el-Amarna-Briefen um 1400 v. Chr.
In physikalischer Hinsicht ist Babylonien Alluvialboden, der durch sorgsame künstliche Kanalisierung zu der beispiellosen Fruchtbarkeit gebracht wurde, von der noch Herodot zu erzählen weiß. Babylonien war das erste Getreideland des Altertums, außerdem gediehen dort vor allem die Dattelpalme und die das Öl liefernde Sesampflanze. Die Schilfdickichte (vergleiche auch das Bild „Kampf im Rohrsumpf“ nach assyrischen Denkmälern, Abbildung 49) des Euphrat waren beliebte Schlupfwinkel für wilde Tiere, besonders für die Löwen; was die Haus- und Nutztiere anlangt, so spielte außer dem Hund, dem Kleinvieh und dem Rind besonders der Esel eine Hauptrolle, während das Pferd erst in der Kassitenzeit von Medien her eingeführt wurde. Zum Bau wurde vor allem, da Steinarmut herrschte, der gebrannte Ton, den der Boden in Fülle lieferte, und zum Mörtel der Asphalt verwendet; harte Steine für Statuen (Diorit usw.) wurden schon früh von Ostarabien, Bauhölzer, vor allem Zedernstämme, von Syrien (Amanus und Libanon) her bezogen.
Abb. 48. Kartenskizze von Assyrien und Babylonien. Nach Herm. Guthe.
Neben den Semiten, die wir schon in den ältesten Denkmälern, besonders denen von Kisch und Agade in Nordbabylonien, im Besitz großer Gebiete antreffen, und die speziell als Akkadier bezeichnet wurden, finden wir von Anfang an, im Süden sogar als die herrschende Rasse, ein uraltes nichtsemitisches Volk, die Sumerer, denen die Erfindung der Schrift mit Recht zugeschrieben wird, und deren Sprache, uns in zahlreichen historischen Inschriften und in religiösen Texten, besonders Zauberformeln und Hymnen erhalten, bis in die späteste Zeit als heilig (etwa der Rolle des Lateinischen im Mittelalter vergleichbar) gegolten hat.
Aber von circa 2000 vor Christus war das Sumerische als Sprache ausgestorben; an der Ausprägung der babylonischen Kultur, besonders auch der Religion, haben jedoch die Semiten von jeher einen hervorragenden Anteil gehabt.
Abb. 49. Kampf im Rohrsumpf. Nach assyrischen Denkmälern.
Die ältesten zurzeit verfügbaren Daten der babylonischen Geschichte führen nach Südbabylonien, vielleicht auch noch nach Mittelbabylonien (Nippur). In Telloh, am östlichen Ufer des Kanals Schatt-el-Hai (vielleicht des alten Tigris, der damals wohl anders floss als später), lag die Stadt Girsu, und nicht weit davon ein noch älterer Ort Sirgulla, geschrieben Sir-bur-la; hier fanden die Franzosen durch umfassende Ausgrabungen (Ernest de Sarzec) die alten sumerischen Königsinschriften der Herrscher von Sirgulla (um 3000 v. Chr.).
Vielleicht aber gab es vorher schon ein Reich von Nippur (dem heutigen Niffer), wo die Amerikaner unter Peters, Haynes und vor allem Hilprecht, eine ebenso umfassende Ausgrabungstätigkeit entfalteten. Jedenfalls ist bedeutsam, dass der Hauptgott von Girsu, Nin-girsu (= Ninib, Kriegs- und Flutengott) schon in den ältesten Texten als Sohn des babylonischen Hauptgottes Enlil, der in Nippur seine eigentliche Heimstätte hatte, bezeichnet wird, sodass also Girsu gewissermaßen als Kolonie Nippurs erscheint; auch spricht ein babylonisches Gedicht von einem uralten sagenhaften König von Nippur, namens Tab-utul-Enlil.
Die ältesten Herrscher von Sirgulla waren Ur-Ischanna (von den Franzosen Ur-Nina umschrieben), sein Enkel E-anna-tumma (Hauptdenkmal die berühmte Geierstele), dessen Neffe En-temena (Silbervase mit Hirsch- und Löwendarstellungen) und dessen Sohn En-anna-tumma, welch letzterer jedoch, wie es scheint, bald von Uru-kagina, der in der Verwaltung große und segensreiche Neuerungen einführte, gestürzt wurde. Aber gerade unter diesem Herrscher traten große, politische Veränderungen ein; ein Usurpator Lugalzag-gist eroberte Erech, gründete ein großes, das ganze Babylonien vom untern bis zum oberen Meere (Persergolf bis Kaspisches Meer?) umfassendes Reich und zerstörte bei dieser Gelegenheit das alte Sirgulla vollständig, so dass Uru-kagina fortan sich nur noch Patest von Girsu (statt König von Sirgulla) nennen konnte. Nach 3000 (etwa 2800) finden wir dann in Nordbabylonien ein neues Reich, dem auch die Patesi von Sirgulla (wie sie von jetzt ab stets heißen) untertan waren, unter dem mächtigen Sargon (voller Sargani-scharru) und seinem Sohn Naram-Sin, mit dem Sitz in Agade (siehe oben Art. Akkad). Doch wenige Jahrhunderte später stehen die Fürsten Sirgullas wieder ziemlich unabhängig da, und besonders der Patesi Gudea (ca. 2350 v. Chr. ?), von welchem wir noch zahl- und umfangreiche Inschriften in sumerischer Sprache besitzen, scheint großen Machteinfluß bis nach Syrien, Arabien und Elam hinein besessen zu haben. Bald darauf gründete jedoch ein semitischer König, Ur-Gur, ein neues Reich, das von Uri (in Chaldäa); er regierte 2295–2278, sein Sohn Dungi 2277–2219, dessen Sohn Bur-Sin 2218–2210, dessen Sohn Gimil-Sin 2209–2203 und dessen Sohn Ibi-Sin 2202–2178. Diese neue Dynastie nannte sich Könige von Sumir und Akkad (s. schon oben) oder auch „der vier Weltgegenden“. Ein Elamiteneinfall machte diesem ersten Reich von S. u. A. ein Ende (König Kudur-nanchundi? 1635, Variante 1535, Jahre vor Assurbanipal) und es folgten von 2177 bis 1952 die Könige von Nisin in der Herrschaft über Sumir und Akkad (1. Isbi-Nergal, 3. Idin-Dagan, 4. Isme-Dagan, 5. Libit-Istar, 6. Ur-Ninib, 7. Bur-Sin, 10. Bel-bani, 11. Zambia, 13. Sin-magir, 14. Damik-ili-su). Nisin selbst ist eine Neugründung, wahrscheinlich an Stelle des längst zerstörten Sirgulla; der Schwerpunkt der Herrschaft dieser 14 Könige war jedoch, wie auch aus ihren Titeln erhellt, das alte Nippur, und außerdem noch Uri, Eridu und Erech. Unter Bur-Sin von Nisin (2055–2035) gründete ein chaldäischer oder arabischer Fürst, Sumu-abi mit Namen, eine neue Dynastie, die von Sippar ausging, aber Babel sich zur Residenz erwählte (2050–1751 v. Chr., nämlich 1. Sumu-abu, 2. Sumu-la-ilu 2036–2001, 3. Zabiu 2000–1987, 4. Abil-Sin 1986–1969, 5. Sinmuballit 1968–1949, 6–11 s. unten) und bald darauf siel auch der Süden ab, indem sich von Uri aus unter Nur-Ramman und seinem Sohn Sin-idinna das kleine Königtum von Larsa bildete; bereits Sin-idinna nannte sich König von S. u. A. und machte also den damals schon sehr geschwächten Königen von Nisin (dem Bel-bani und seinen nächsten Nachfolgern) diesen Titel streitig, den erst Sin-magir und Damik-ilisu wieder zu führen wagten. Unterdes aber hatte sich ein elamitischer Fürst, Kudur-mabug, Larsas bemächtigt und dort seinen älteren Sohn Arad-Sin (Iri-Aku, d. i. der biblische Arioch von 1Mos. 14) als König eingesetzt; kurz vorher hatten sich auch in Erech Lokalkönige (Sin-gasid u. Sin-gamil) aufgetan. Dadurch das unter Sin-muballit von Babel im Jahr 1952 Arad-Sin die Stadt Nisin eroberte, wurde letzterer von einem König von Larsa auch König Gesamtbabyloniens (König von S. und A.), in welcher Würde ihm wenige Jahre nachher sein Bruder Rim-Sin von Larsa folgte. Sein Zeitgenosse war der sechste König von Babel, der berühmte Hammurapi, 1948–1906 (s. d. Art. Amraphel); er war zunächst Vasall von Larsa (Ellasar von 1Mos. 14, 1) und damit auch von Elam, dessen damaligen König die Bibel Kedor-laomer (das wäre elamitisch Kudur-Lagamar) nennt, besiegte aber in seinem 30. Regierungsjahr, 1918 v. Chr., den Rim-Sin und gründete so das neue Königtum von Sumir und Akkad, welches von da ab ständig die Stadt Babel zur Residenz hatte. Die Eingangsworte des 1Mos. 14. Kap. von 1 Mo. sind, durchaus der Syntax des kanaanäischen Inschriftenstils entsprechend, am besten zu übersetzen:
und es geschah in den Tagen des Amraph (vergleiche die Var. Ammu-rapi statt Hammu-rapi), als Ariok, König von Ellasar, über Sinear regierte, da machten Kedor-laomer, König von Elam, und Tideal, König von Goi(m), einen Krieg mit (den Königen von Sodom und Gomorra) usw.
Als dies später missverstanden und daraus der jetzt im Text stehende Amraphel (statt Amraph von Sinear, dessen Oberherr ja tatsächlich der König von Larsa war) wurde, wurde natürlich auch der 1Mos. 14, 9. Vers „mit Kedor-laomer, dem König von Elam und mit Thideal, dem König der Heiden“ zu der jetzt im Bibeltext stehenden Gestalt von einem späteren Abschreiber erweitert.
Der biblische Bericht wird noch ergänzt und weiter bestätigt durch ein babylonisches Epos, das uns in einer Abschrift aus der Perserzeit erhalten ist; dort heißt der Elamiterkönig Kudur-dukkumal (vergleiche zu Dukkumal die babyl. Göttin Lagamal, elamitisiert Lagamar und als Analogie den Wechsel von lingua und dingua Zunge) und sein Bundesgenosse Tudchula (bibl. Thideal von Goi, das ist wohl von Gutium im Osttigrisgebiet), der (wohl bereits verstorbene) König von Larsa aber Iri-Aku und sein (weder in der Bibel noch in den alten Inschriften genannter) Sohn Durmach-ilâni, zu welcher letzterer Gestalt vielleicht Rim-Sin in dichterischer Freiheit umgebildet worden ist.
Die Situation im Epos ist also die: Babel, dessen König hier En-nun-dagal (= Hammurapi?) heißt, wird von Dur-mach-ilâni, dem Sohne Iri-Akus, und dem im Hintergrund stehenden König Kudur-dukmal von Elam verwüstet. Es kann also dies Epos unmöglich die Quelle von 1Mos. 14 sein; letzteres Kapitel steht als gewiß gleichzeitiger Bericht den alten Ereignissen weit näher, während das babyl. Epos nur ein schwacher dichterischer Nachhall der wirklich vorgefallenen Geschichte ist, etwa wie das Nibelungenlied. Aber es bietet dafür die babyl. Volksaussprache des Namens des Arad-Sin (vergleiche sum. eri, semit. arad Knecht, und Aku = Sin) nämlich Eri-Aku, und ferner die babyl. Form des Namens Thideal, nämlich Tudchula.
Auch ist noch zu erwähnen, dass der Zug des Kedor-laomer gegen das Ostjordanland dadurch seine inschriftliche Bestätigung erfährt, dass sich der oben genannte Kudur-mabug Vater (= König) vom Berg des Westlandes nennt, ein Titel, den später gelegentlich auch Hammurapi, offenbar nachdem er den König von Larsa besiegt hat, führt. Die Regierung des um die Wohlfahrt seines Landes hochverdienten Hammurapi ist auch noch durch das große Gesetzbuch ausgezeichnet, welches auf seine Veranlassung zusammengestellt worden ist; in verschiedenen Gruppen seiner Paragraphen liegen unleugbare Berührungen mit dem sogenannten Bundesbuch (2Mos. 21–23) vor.
Beleihungsurkunde aus der Zeit des Marduk-balatu-iqbi, Königs von Babylon, 830 v. Chr..
Babylon und seine drei Türme (Rekonstruktion).
Nach einem Gemälde von William Simpson.
Brief eines ungenannten Königs von Alaschia (Nord-Syrien) an den König von Ägypten.
Etwa 1400 v. Chr. Tell-el-Amarna.
König Hammurapi vor dem Sonnengott.
Tafel aus der babylonischen Erzählung von der Sintflut.
Auswandernde Semiten.
Alter babylonischer Siegelzylinder. Szene aus dem Gilgamis-Epos.
Links Gilgamesch und sein Freund Ja-bani mit einem Ungeheuer sprechend, rechts Nescha-Ja in seinem Boot, das Gilgamesch benutzte, um Noah zu suchen.
Die fehlerhaft überlieferte Liste des babylonischen Priesters Berosus, eines Zeitgenossen Alexanders des Gr., ist jetzt ersetzt durch die mit der sogenannten Hammurapi-Dynastie (Sumu-abu und so weiter) beginnende babylonische Königsliste (bis zum neubabylonischen Reich).
Deren zweite Dynastie (die erste, mit der die Liste beginnt, ist die sogenannte Hammurapi-Dynastie), ebenfalls 11 Könige, aber mit 368 Jahren, ist nicht mitzuzählen, da diese Könige Zeitgenossen der zweiten Hälfte der 1. Dynastie und der Anfangszeit der 3. Dynastie waren.
Auf Hammurapi folgten:
7. Samsu-iluna 1905–1868
8. Abi-sua 1867–1839
9. Ammi-ditȃna 1838–1803
10. Ammi-zaduka 1802–1782
11. Samsu-ditȃna 1781–1751
Zur gleichzeitigen assyrischen Geschichte vergleiche den Artikel Assur. Schon unter Samsu-iluna versuchten die in den östlichen Bergen wohnenden Kassiten, die Kossäer der griechischen Klassiker, in Babylonien einzubrechen; unter Samsu-ditȃna erfolgte der erste Hethitereinfall von Kleinasien und Syrien her. Diese Wirren benutzten die Kassiten, ein nichtsemitisches Mischvolk, dessen Führer arischer Abkunft waren, um sich von 1750 v. Chr. an 577 Jahre lang des babylonischen Thrones zu bemächtigen. Ihre ersten sieben Könige waren Gandis (oder Gaddis), Agum der Erste, Kastilias I., Ussi, Abirattas, Ursigurumas und Agum der „Zweite“ (Agum kakrime), unter welch letzterem (um 1650 v. Chr.) eine vorher wohl von den Chatti oder Hethitern nach dem nordsyrischen Lande Chani (vergleiche Jachan im Artikel Arpad) weggeführte Mardukstatue wieder feierlich nach Babel zurückgebracht wurde.
Aus der Folgezeit (circa 1650–1400 v. Chr.) sind wegen einer Lücke in der Königsliste nicht einmal alle Königsnamen bekannt; erst um 1400 tritt durch den 1889 in Ägypten aufgefundenen keilschriftlichen Briefwechsel von Tell-el-Amarna (siehe auch Artikel Assur) die babylonische Geschichte wieder in hellere Beleuchtung; dieses Archiv enthält den diplomatischen Verkehr zwischen den Pharaonen Amenophis III. und IV. einerseits und den Königen von Babel, Assur, Mitanni (in Mesopotamien), Chattu (in Ost-Kleinasien) sowie zahlreichen syrischen und palästinensischen Kleinfürsten und Statthaltern (darunter auch eines Königs von Jerusalem) andererseits.
Die daran beteiligten Babylonierkönige sind Kadasman-Enlil und sein Nachfolger Burnaburias III., Sohn des Kurigalzu. In die Zeit der übrigen Kassitenkönige (es kommen hier besonders der Nachfolger Kurigalzus II., Nazi-Maraddas circa 1340 v. Chr., Meli-sipak circa 1207 und sein Nachfolger Mardukpal-iddin I. in Betracht) gehören die ältesten Vorkommnisse jener merkwürdigen mit symbolischen Götteremblemen (einer Art Tierkreiszeichen) ausgeschmückten Grenzsteine, die auch für die Rechtsverhältnisse nicht ohne Interesse sind. (Vergleiche hierzu den Grenzstein Tafel 6 aus späterer Zeit.)
Abb. 50. Altbabylonischer Siegelzylinder des Königs Sargon von Agade (ca. 2800 v. Chr.): Gilgamesch tränkt einen Wildstier aus einer Vase, aus welcher ein dreifaches Reis aufsprießt.
In den folgenden Jahrhunderten tritt die babylonische Geschichte an Bedeutung durchaus hinter der des immer mächtiger werdenden assyrischen Nachbarreiches (für einzelne Namen s. d. Art. Assur und die dort angehängte Liste) zurück; Babylonien gerät mehr und mehr in die Abhängigkeit Assyriens, bis es soweit kommt, dass Tiglatpileser IV. (s. die Zeittafel in Art. Assur) sich zum König von Babylonien krönen lässt, und ebenso sein Nachfolger. Zur Zerstörung Babels unter Sanherib s. oben bei Babel und zu dem Chaldäerkönig Merodach-baladan s. d. betr. Artikel.
Erst nach dem Sturz des assyrischen Reiches setzte mit dem Sohn Nabopolassars, dem mächtigen Nebukadnezar II., 604–562 v. Chr. (s. d. bes. Art.) eine neue Blüte ein. Dessen Sohn Evil-Merodach (s. d. Art.) wurde 560 von seinem Schwager Nergal-schar-ußur (Neriglissar) ermordet (vergleiche auch d. Art. Nergal-sareser); dann folgte 556 der noch unmündige Labasi-Marduk, der aber nur 9 Monate regierte und von Nabonid (Nabûna’id) 555–539 v. Chr. beseitigt wurde. Dieser letzte neubabylonische König wurde während einer mehrere Jahre dauernden Geisteskrankheit in der nordwestarabischen Stadt Tema interniert, während welcher Zeit sein Sohn Belsazar (s. d. Art.) Reichsverweser war; er ist daher auch Dan. 4, wo Nebukadnezar nur Schreibfehler für Nebo-ned o. ähnl. ist, gemeint.
Endlich, im Jahre 539, erreichte ihn das Geschick durch den Perserkönig Cyrus (s. d. Art. Kores), der Babel einnahm; Nabonid wurde verbannt, aber der Kronprinz Belsazar durch den General Gubar (Gobryas, Dan. 6, 1 „Darius der Meder“, wo Darius leicht erklärbarer Schreibfehler ist, Darjawes für Gobrawes) acht Tage nach dem feierlichen Einzug des Cyrus getötet. Von da ab war Babylonien eine persische Provinz, deren babylonische Eigenart aber von dem milden Cyrus und ebenso von dessen Nachfolgern durchaus geschont war, wie unter anderem auch die vielen babylonischen Kaufkontrakte und sonstige babylonische Texte der Perserzeit beweisen.
a)
b)
Abb. 51. Der Name Nebukadnezar in Keilschrift, a) phonetisch, das heißt mit Zeichen, welche die Silben des Wortes darstellen, b) ideographisch, das heißt mit Zeichen, die, als Silben gelesen, ganz anders lauten würden.
Zu dieser kurzen Skizze der Geschichte Babylons (als deren Ergänzung außer dem Artikel Assur auch noch der Artikel Elam, besonders auch für die altbabylonische Zeit, betrachtet werden mag) seien noch einige wenige Bemerkungen über die babylonische Religion und über die Schrift hinzugefügt.
Aus der ältesten sumerischen Religionsauffassung (im Wesentlichen Schamanismus: Himmel, Erde und ein zahlloses Heer kleinerer böser Geister) ist durch Mitwirkung der Semiten eine Astralreligion entstanden. Rein kosmogonisch ist die erste große Göttertrias: Anum (älter Anun und auch bloß Nun), der lichte blaue Himmelsozean über den Sternen; En-lil, der „Herr der (bewegten) Luft“ zwischen Firmament und Erde, und En-ki (der „Herr der Erde“ und der irdischen Gewässer) oder Ea („Haus“ = Mondstation), welch letzterer in Eridu in Chaldäa seinen Hauptkult besaß und den Mittlergott Schilig-gullu-dugga (später = Marduk von Babel, den Gott der Morgensonne und des Planeten Jupiter) und dessen Schwester und Gemahlin Istar zu Kindern hat. Dann die eigentlichen Astralgottheiten Sin (Mondgott, hauptsächlich in Ur in Chaldäa verehrt, im eigentlichen Babylonien dagegen weiblich unter dem Namen Ai zur Gemahlin des Sonnengottes geworden), Samas (Sonne, Hauptkultorte Sippar in Nord- und Larsa in Südbabylonien, neben dem Enlil von Nippur und Marduk von Babel die höchste Gottheit der Babylonier), Ramman oder Hadad der Wettergott (bald eine Erscheinungsform des En-lil und bald eine solche des Mondgottes, der als abnehmender Mond Sturm und Regen bringt) und die Planetengötter Nebo (Merkur, Götterbote), Istar (Venus), Nin-ib (Mars, Kriegs- und Flurgott), Marduk (Jupiter) und Nergal (Saturn, Pest- und Todesgott, aber später auch mit Mars vertauscht). Siehe auch die besonderen Artikel Bel, Dagon, Merodach (= Marduk), Nebo (auch Nusku genannt), Nergal und Thammus. Außerdem wurden eine Unzahl niederer Gottheiten verehrt.
Trotz zeitweilig hervorbrechender höherer Gedanken und Annäherung an den Monotheismus (besonders beim Mondkult in Chaldäa), wozu auch die wirklich tiefempfundenen neusumerischen Bußpsalmen gehören, ist doch die babylonische Religion bis zur spätesten Zeit vom krassesten Gespensterglauben beherrscht; kein Literaturzweig wurde so gepflegt wie die Omina und die Zaubertexte. Den biblischen Urgeschichten (1Mos. 1–11) stehen die babylonischen Götter- und Weltentstehungsmythen (Schöpfung, Urväter, Sintflut und so weiter) teilweise sehr nahe (siehe die betreffenden Artikel), aber aus der gemeinsamen Grundlage, die sich vermutlich in Chaldäa viel reiner erhalten hatte als in Babylonien (und aus Ur in Chaldäa brachten die Abram-Leute diese Geschichten mit!) haben die polytheistischen Babylonier etwas ganz anderes gemacht als die henotheistischen Mondverehrer in Arabien und Chaldäa und als die monotheistischen Hebräer.
— Die Schrift ist eine Erfindung der Sumerer und war ursprünglich Bilderschrift, die dann allmählich durch weitere Umbildung zu der sogenannten Keilschrift wurde, in der die meisten Denkmäler geschrieben sind (siehe die Abbildungen 52 und 53, in letzterer die zugrunde liegenden Bilder noch teilweise zu erkennen), und deren glücklicher Entzifferung durch Grotefend, Rawlinson, Oppert und andere wir im Verein mit den Ausgrabungen erst die genauere Kenntnis des Landes und Volkes verdanken. Dabei wurden runde Striche eckig, sodass zum Beispiel das Zeichen für Kreis zu einem Viereck, das Zeichen für Ölkanne, Öl zu einem aus der Spitze stehenden Dreieck geworden ist. Ursprünglich waren es lauter Wortzeichen, sogenannte Ideogramme zum Beispiel „ni“ Öl, „an“ Himmel, „gur“ oder „nigin“ Kreis, kreisen, umgeben, „ad“ Vater, aber um die grammatischen Formelemente (zum Beispiel „ni“ „sein“) und dann vor allem auch eine fremde Sprache, wie das Semitische, bezeichnen zu können, wurden die Wortzeichen auch zu Silbenzeichen (also „ad“ nicht bloß „Vater“, auch semitisch „abu“ „Vater“, sondern jede wie „ad“ oder „at“ lautende Silbe, zum Beispiel im semitischen Worte „at-ta“ „du“). Zur Bezeichnung eines Buchstabens wie zum Beispiel „m“ standen demnach eine ganze Reihe von Silbenzeichen zur Verfügung, nämlich „am“, „im“, „um“, „ma“, „mi“, „me“, „mu“, da der weitere Schritt, nur die Konsonanten mit Absehung von den sie begleitenden Vokalen auszudrücken (Buchstabenschrift), noch nicht gemacht war; nachher aber war das so überaus verwickelte Keilschriftsystem zu heilig geworden, als dass man es im offiziellen Gebrauch gegen eine einfachere Schrift vertauscht hätte. Nur die persische Keilschrift, von der auch die Entzifferung der Keilschrift ihren Ausgang nahm, bildet mit ihren viel weniger Zeichen eine Art Übergang zur Buchstabenschrift; in ihr war jeweils die erste Kolumne der dreisprachigen Achämenideninschriften (persisch, elamitisch, babylonisch) geschrieben.
F. Hommel.
Abb. 52. Keilinschrift Urgurs (von Warka).
Abb. 53. Hieratische Inschrift Urgurs.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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