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Kores wird in der aus dem babyl. Exil stammenden Umarbeitung alter jesajanischer Sprüche (Jes. 44, 28 und 45, 1 ff.) der fremde, nach Jes. 13 als Meder charakterisierte König genannt, der, nachdem er Babel in Besitz genommen, den Juden die Erlaubnis zur Rückkehr und zum Wiederaufbau ihres Tempels geben soll. Es ist das der aus der alten Geschichte wohlbekannte Perserkönig Cyrus, pers. Kurus, babylon. Kurasch, 558–530 v. Chr., der nach der Besiegung des Astyages (Ischtuvêgu), 553 v. Chr., auch zugleich Herrscher von Medien (s.d.) und nach der Besitznahme Babels, 539 v. Chr., König von Babylonien (als solcher 538–530) geworden war. Zu dem schon im Artikel Babylonien, S. 65f., kurz Erwähnten sei als Ergänzung noch hinzugefügt, daß nach den Annalen Nabonids und in Übereinstimmung mit dem Bericht des Cyrus-Zylinders die Eroberung Babels „ohne Kampf und Schlacht“ vor sich ging. Freilich war die Besiegung des Babylonierkönigs in offener Feldschlacht (bei Opis) vorhergegangen, so daß es begreiflicher wird, wie die Hauptstadt sich dem als mild und gerecht bekannten fremden Herrscher so willig übergab (16. Tammus 539 v. Chr.). Allerdings war es zunächst nur die südliche Vorstadt Schu-anna (s. oben, S. 61), und nicht das eigentliche Babel, der Sitz der Königsburg, wo der Vertreter des Cyrus, der medische General Gobryas (Darius der Meder s. oben, S. 65) damals ohne Schwertstreich seinen Einzug hielt. „Danach, so fährt die Chronik fort, wurde Nabonid (der sich mit den Götterbildern der verschiedenen von ihm neuaufgebauten Tempel Babyloniens nach Schu-anna geflüchtet hatte — Cyrus-Zyl., Z. 10), nachdem er eingeschlossen (?) war, in E-ki (allg. Name für Babel einschließlich der Vorstädte) gefangen genommen; bis Ende des Monats (also noch zwei Wochen hindurch) umlagerten die sutukku (Helden oder ähnlich, nach andern Schilde) des Landes Gutium (dessen Statthalter Gobryas war) die Tore von E-saggil.“ Es scheint also, daß Nabonid sich dorthin, in den Marduk-tempel, geslüchtet hatte. Er wurde begnadigt und nach der entfernten pers. Provinz Karmanien verbannt. Cyrus selbst hielt erst am 3. Marchesvan, also vier Monate später, seinen feierlichen Einzug in Babel, ihr Friede verkündend; die Chronik fügt noch hinzu, daß Gubaru (d. i. Gobryas, Var. Ugbaru) als Statthalter eingesetzt wurde, und daß am 11. Marchesvan (also nur acht Tage später) Gobryas gegen [die Stadt zog?) und den Sohn des Königs (d. i. nach einer andern Inschrift Belsazar, s. d. und vgl. den Bericht im Danielbuch, Kap. 5) töten ließ, worauf vom 27. Adar bis 3. Nisan (warum wieder erst mehrere Monate nachher, wird nicht gesagt) eine Trauerfeier in ganz Babylonien abgehalten wurde. Es gab also offenbar eine Vartei in der Stadt, die mit dem Verlauf der Dinge unzufrieden, den von Cyrus unbehelligt gelassenen ehemaligen Kronprinzen und Vizefönig Velsazar auf den Schild erhob, in der Hoffnung, sich wieder frei zu machen. Wenn bei Herodot sowohl (1, 191) als auch in Xenophons Cyropädie (7, 5) von einer Belagerung und einem durch List bewerkstelligten Eindringen (Ablassung des Euphrat durch heimlich gegrabene Kanäle und Überrumpelung der Stadt während eines Festes) die Rede ist, so mag das auf die oben erwähnte Einschließung von E-saggil sich beziehen; Xenophon fügt noch hinzu, daß die Perser hierauf in den königlichen Valast eingedrungen seien und da in schnellem Kontrast zu dem nächtlichen Gelage ein Blutbad angerichtet hätten, dem vor allem der König zum Opfer siel. Das ist gewiß eine Verwechslung mit dem erst bei einer späteren Gelegenheit ersolgten Tode des Belsazar.
Abb. 195. Porträt-Belief von Kores, König von Persten.
Abb. 196. Grabmal des Kores in Pasargadä.
Von der größten religionsgeschichtlichen Bedeutung ist das milde Entgegenkommen, das der Ahura-mazda-Verehrer Cyrus den fremden Kalten, besonders aber denen, die der persischen mit dem Monotheismus verwandten Lichtreligion (s. d. Art. Perser) am nächsten standen, wie dem Marduk-Kult in Babel u. der Jahveh-religion, erzeigte. Vgl. die Stelle im Cyrus-Zylinder: „ob [meines segensreichen] Wirkens freute sich Marduk, der große Herr, und segnete mich, Kuras, den König, der ihn verehrt, und den Kambuzia (Kambyses), meinen leiblichen Sohn, sowie mein ganzes Heer gnädiglich, während wir in Sicherheit vor ihm freudig seine erhabene Gottheit preisen.“ Marduk, der Gott Babels, der mit dem ihn vertretenden „Sohne“, Nebo, eine fast auschließliche Verehrung in der neubabylonischen und persischen Zeit beanspruchte, hat den Cyrus nach dieser Inschrift selbst berufen, um über den gottlosen König Nabonid das Strafgericht auszuüben, weil er zum großen Götterherrn kein Vertrauen mehr faßte und darum die Götter anderer babyl. Städte nach Babel, der Mardukstadt, hereingenommen hatte; so ließen denn den Nabonid seine Götter im Stich, während Marduk dem Cyrus „als Freund und Genosse zur Seite ging und ihn ohne Kampf und Schlacht in Babel einziehen ließ.“ „In allen Ländern (so heißt es ferner in diesem bedeutsamen Text), allesamt hielt Marduk Umschau, sah sie durch und suchte einen gerechten Fürsten nach seinem Herzen, ihn bei seiner Hand zu fassen; den Kuras, den König von Ansan berief er, zur Allherrschaft tat er kund seinen Namen.“ Vergleicht man damit Jes. 44, 28 „Kores ist mein (Jahvehs) Hirte und soll all meinen Willen vollenden“, 45, 1 „Kores mein Gesalbter, den ich bei seiner Rechten fasse, daß ich die Heiden vor ihm unterwerfe“, und endlich 45, 4 f. „ich (Jahveh) rief dich bei deinem Namen, und habe dich gegürtet, da du mich noch nicht kanntest … der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden wirke und Unheil schaffe“ (letzteres mit offenbarer Anspielung auf den Dualismus der Ahuramazda-religion, also fast die gleichen Worte wie in der Cyrusinschrift, so hat man den Eindruck, der ja auch durch die Tatsache der Exilsaufhebung (und beachte Esra 1, 2 „so spricht Kores usw.“) bestätigt wird, daß Kores in ganz derselben Weise, wie er von Marduk sprach, es auch „vom Gott des Himmels und der Erde“, von Jahveh, getan haben wird. Und zwar war das gewiß nicht bloß ein Akt kluger Diplomatie, sondern weit mehr: die alles überragende Majestät Marduks und vollends der reine und erhabene Kult Jahvehs gemahnten den Perserkönig an seinen „mächtigen Gott Ahura-mazda, der diese Erde hier unten, der diesen Himmel da oben gemacht hat“ und dessen Verehrung schon sehr nahe an den Monotheismus streifte (s. d. Art. Perser). Kambyses, der die Traditionen seines Vaters fortsetzte, hat, als er 525 v. Chr. Ägypten eroberte, bezeichnenderweise die ägyptischen Tempel zerstört, aber den Jahu-tempel in Elephantine (wie uns ein aramäischer Papyrus berichtet) geschont, und wie es scheint, sogar mit neuen Privilegien versehen. Wenn also auch Cyrus kein eigentlicher Jahveh-Verehrer geworden war, so hat er doch wohl sicher die Wahrheit des jüdischen Monotheismus erkannt und deshalb den Juden mehr zugestanden als anderen, so daß die Weissagung Jes. 41, 25 „er wird meinen Namen anrufen“ (und vgl. 45, 3 „er wird erkennen, daß ich ihn bei seinem Namen genannt“) immerhin in gewissem Sinn sich erfüllt hat.
Was den Titel, den Cyrus in seiner Zylinder-inschrift sich beilegt, König von Ansan (genauer Anschan) anlangt, so bezeichnet er damit das Stammland seiner Dynastie, das nördliche (medische) Elam. Als seinen Vorfahren nennt er denselben Sispis (Teispes), von dem sich auch Darius ableitet und der bei letzterem als Sohn des Achamanis, d. i. also als Achämenide, erscheint, so daß also Cyrus und Kambyses einerseits und des Kambyses Nachfolger Darius, der Sohn des Vistaspa (Hystaspes), andrerseits zwei Seitenlinien Eines gemeinsamen Hauses angehören. In der Nabonid-Chronik heißt Kuras, da wo von seinem Zug gegen Astyages berichtet wird (4. Jahr Nabonids), noch König von Ansan, nachher aber, wo wieder von Cyrus die Rede ist, König des Landes Parsu, d. i. von Persien (s. weiteres beim Art. Perser).
Noch ist des kurz nach der Besiegung des Astyages fallenden, ebenfalls siegreichen Krieges des Cyrus gegen Crösus (Kroisos) von Lydien, 547 v. Chr., zu gedenken, an den sich dann erst 539 v. Chr. die Bestrafung des damaligen Hauptbundesgenossen des Crösus, Nabonids von Babylonien, anschloß; offenbar war Cyrus in der Zwischenzeit mit anderen ihm zunächst dringender erscheinenden Aufgaben beschäftigt. Der Name Kuras klingt, obwohl das Geschlecht eranisch, also arisch war, elamitisch-kassitisch und bedeutete in diesem Fall „Hirte“, worauf Jes. 44, 28 („der ist mein Hirte“) angespielt scheint. Im Jahre 530 fand er im Kampf gegen die Massageten, einen skythischen Stamm, am Fluß Jaxartes den Tod; eine Stele in Murghab (Pasargadä) trägt über dem gut erhaltenen Porträtrelief (vgl. Abb. 195) in drei Sprachen die einfache Keilschristlegende „ich bin Karas, der König, der Achämenide“, welche Inschrift urspr. auch auf dem siebenstufigen Grabmal ebendaselbst (vgl. Abb. 196) gestanden haben soll.
F. Hommel.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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