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Ackerbau. Das Volk Israel war, solange es im h. Lande wohnte, ein ackerbauendes Volk, und der Segen des Landbaus, welcher in der beständigen Abhängigkeit von Gott und Gottes guten Gaben begründet ist, hat sich gerade an diesem Volke deutlich gezeigt. Schon die Patriarchen trieben wenigstens neben der Viehzucht auch A. (1 Mo. 26, 12; 37, 7); aber erst in Ägypten wurde der Landbau die Hauptbeschäftigung der Nachkommen Abrahams. Demgemäß ist die mosaische Gesetzgebung auf ein ackerbautreibendes Volk berechnet. Nicht bloß beziehen sich zahlreiche Einzelvorschriften des Gesetzes auf den Feldbau, sondern Grundbestimmungen desselben setzen ein Volk von Bauern voraus. So schon der Sabbat; ferner das Sabbatjahr (s. d. Art.), für welches eine vollständige Brache vorgeschrieben war. Das Jobeljahr (s. Halljahr) aber garantierte die Unverlierbarkeit des Grundeigentums. Wenn diese Ordnung genau befolgt worden wäre, so wäre in Israel eine Verarmung in größerer Ausdehnung geradezu unmöglich gewesen. Das Gesetz verbot strenge das Verrücken der Marksteine, 5 Mo. 19, 14; 27, 17, ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig gerade der Grundbesitz war. Insbesondere aber zeigen die drei Hauptfeste, welche sämtlich Erntedankfeste waren, daß der Landbau die Grundlage des Volkslebens war und bleiben sollte. So sehr war der Feldbau die eigentliche Beschäftigung des Volks, daß sogar der König sich desselben nicht zu schämen brauchte, 1 Sa. 11, 5. Gewerbe (s. b. Art.) waren denn auch immer nur Nebensache, und wenn jetzt aus den Juden ein handeltreibendes Volk geworden ist, so zeigt sich schon darin, wie gänzlich dieses Volk den Boden verloren hat, worauf es Gott gestellt hatte. — Das Land Kanaan, obwohl weniger fruchtbar als Unterägypten, war doch für den A. sehr geeignet. (Nur die ostjordanischen Stämme trieben mehr Viehzucht als Landbau.) Die große Verschiedenheit der Bodenoberfläche bedingte auch eine große Mannigfaltigkeit der Produkte. So wasserreich wie das Land Gosen war Palästina freilich nicht; die Bewohner waren mehr auf das Wasser angewiesen, welches Gott durch Tau und Regen (s. d. Art.) gab. Aber darin sieht die Schrift nicht einen Mangel, sondern einen Vorzug, 5 Mo. 11, 10–12. Was aber menschlicher Fleiß tun konnte, das geschah. Mit großer Mühe wurden an den steilen Abhängen Terrassen angelegt, mit Erde bedeckt und durch Mauern geschützt. Die einfachen Bewässerungsanstalten, die im Morgenland seit Jahrtausenden fast unverändert Anwendung finden (vgl. Abb. 6), werden in Kanaan nicht gefehlt haben. Das Land glich einem fruchtbaren Garten und vermochte nicht nur seine starke Bevölkerung zu ernähren, sondern auch Getreide auszuführen. Die Haupterzeugnisse des A.s sind folgende. Unter den Getreidearten stehen obenan Weizen und Gerste. Der Weizen ist so häufig, daß er oft statt Getreide überhaupt genannt wird. Er wird im November gesät; die Ernte fällt in den Monat Mai. Luther nennt einige Male Roggen oder auch Spelt (süddeutsch Dinkel). Das im Grundtext stehende Wort bedeutet aber wahrscheinlich eine Wickenart. Die Gerste wird im November gesät, im April geerntet. Die Erstlingsgarbe am Passah bestand aus Gerste. Das Gerstenbrot war die Nahrung der Armen. Hirse, Linsen, Bohnen wurden gleichfalls gebaut. Außer dem Flachs kommt auch die Baumwollstaude unzweifelhaft schon im A. T. vor (1 Chr. 4, 21). Von Gewürzpflanzen werden in der Bibel genannt: Kümmel, Minze, Till, Koriander, Senf. Die gewöhnlichsten Gartengewächse, um diese hier auch aufzuführen, sind: Zwiebeln, Knoblauch, Gurken, Melonen. — Die Bestellung des Feldes geschah in der einfachsten Weise. Zum Pflügen bediente man sich eines eisernen Pflugmessers, das an einem Holzgestell befestigt war (Abb. 7 a). An letzterem war oben eine Handhabe, von der Mitte aber ging die Deichsel aus, an welche die Zugtiere gespannt wurden. Zwei Rinder oder zwei Kühe, bisweilen auch ein Paar Esel, zogen den räderlosen Pflug. Verboten war das Zusammenspannen verschiedener Tiere, 5 Mo. 22, 10, weil man überhaupt das Ungleichartige nicht vermischen sollte. Das Joch bestand aus einem Querholz mit Löchern, in welche je zwei Hölzer schräg gesenkt waren, die unter dem Hals des Tieres zusammengebunden wurden. Der lange Treiberstecken, dessen man sich statt der Geißel bediente, hatte eine eiserne Spitze (Abb. 7 f); daraus erklärt sich die Redensart: wider den Stachel ausschlagen, Ap. 9, 5. Das Eggen (Abb. 9) wird im A. T. einige Male erwähnt. Das Säen der Winterfrucht geschieht nach dem Frühregen Anfang November, wobei mit den Hülsenfrüchten begonnen, mit dem Weizen der Schluß gemacht wird. Bezeichnend für die Scheu, Gottes Naturordnung zu durchbrechen, ist das Gebot, daß nicht zweierlei Samen auf demselben Feld ausgestreut werden dürfen; 3 Mo. 19, 19. Das Säen geschah durch Auswerfen des Samens (Abb. 8). Doch kam es auch vor, daß man den Samen reihenweise in die nicht tiefen Furchen legte. Die Sommerfrucht wird im Januar und Februar gesät. Als Dünger dienten die verbrannten Stoppeln, aber auch der Mist. — Die Gerstenernte beginnt im April; doch kann sie in einem Lande, wo sich eine so reiche Abwechslung von Bergen, Tälern und Ebenen findet, nicht überall gleichzeitig stattfinden. Erst nach sieben Wochen ist die Getreideernte überall vollendet; daher folgte auf die Darbringung der Erstlingsgarbe nach sieben Wochen erst das eigentliche Dankfest für die Getreideernte. Die Ernte ist eine Freudenzeit (Jes. 9, 3; Ps. 126, 6). An dem Segen Gottes sollten auch die Armen und die Fremden Anteil haben. Daher gebot das Gesetz, daß man das in der Ecke des Ackers stehende Getreide nicht schneide und eine aus Versehen liegen gebliebene Garbe nicht hole (3 Mo. 19, 9; 23, 22; 5 Mo. 24, 19); auch war es, solange die Frucht noch nicht geschnitten war, den Vorübergehenden erlaubt, Ähren auszuraufen (5 Mo. 23, 25). Das Schneiden geschah mit der Sichel. Die Garden wurden zusammengetragen und blieben auf dem Acker bis zur Dreschzeit liegen. Die Schnitter erquickten sich mit Brot, das in Essig getaucht war, und mit gerösteten Fruchtkörnern. — Das Dreschen geschah unter freiem Himmel, da während der Erntezeit ein Regen nicht zu befürchten ist (1 Sa. 12, 16 ff.). Die Hülsenfrüchte, bisweilen auch ein kleiner Getreidevorrat, wurden mit dem Stock ausgeklopft. Gewöhnlich aber wurde die Frucht gedroschen. Man legte, womöglich an einem erhöhten, dem Wind zugänglichen Platze, eine Tenne in kreisrunder Form an, indem man den Boden feststampfte. Am einfachsten war nun das auch bei uns noch vorkommende Verfahren, wenn über die aufgeschichteten Garben mehrere nebeneinander gebundene Rinder getrieben wurden, welche mit ihren Füßen die Körner austraten. Es durfte dabei den Tieren nicht das Maul verbunden werden (5 Mo. 25, 4). Man gebrauchte aber auch Dreschschlitten. Dieselben bestanden aus starken Bohlen, welche unten viele Löcher hatten. In diesen Löchern waren harte Steine befestigt, durch welche beim Darüberfahren die Körner ausgedrückt und die Strohhalme zerkleinert wurden. Noch zweckmäßiger war der im Wesen den heutigen eisernen Dreschwalzen ähnliche Dreschwagen (Abb. 12), eine Verbindung von mehreren Walzen, an welchen eiserne, ineinander eingreifende Scheiben befestigt waren (Jes. 28, 27). Weil Frucht, Spreu und Stroh nun vermischt waren, so mußte noch das Geschäft des Worfelns (Abb. 10) folgen. Man wählte dazu die Abendstunden, wo der Wind die Arbeit erleichterte. Das Werkzeug, dessen man sich dabei bediente, war eine hölzerne Gabel, auch Schaufel. Spreu und Stoppeln, welche nicht schon der Wind mitgenommen hatte, wurden verbrannt. Das Korn wurde dann noch gesiebt und nachher in die Scheunen geführt oder auch in Gruben aufbewahrt. Der Ertrag ist am reichlichsten bei der Hirse. Auch die Gerste kann fünfzigfältig tragen, während der Weizen wenigstens jetzt nur das Zwölf- bis Sechzehnfache ergibt. Häufig wurde u. wird aber durch allerlei Landplagen die Hoffnung des Landmanns vernichtet. Die H. Schrift stellt solche Ereignisse unter den Gesichtspunkt einer göttlichen Strafe für des Volkes Sünde (s. insbes. 5 Mo. 28, 22 ff.). Eine schwere Züchtigung war es, wenn der Regen nicht zu der gewöhnlichen Zeit eintrat, wenn Gott Dürre schickte (3 Mo. 26, 19; 1 Kö. 17, 1). Der aus der Wüste kommende heiße Ostwind versengte bisweilen die Frucht (5 Mo. 28, 22, giftige Luft, Gelbsucht, Brand, Brandkorn). Namentlich aber waren die Heuschrecken (s. d. Art.) gefürchtet. Das A. T. verheißt aber auch, daß, wenn das Volk dem Herrn gehorche, solche Plagen ferne von ihm bleiben sollen (3 Mo. 26, 4; 5 Mo. 28, 3 ff.). Die Naturgesetze sind überhaupt keine Macht neben Gott oder an der Stelle Gottes, sondern ihr regelmäßiges wie ihr unregelmäßiges Wirken ist von Gott geordnet (1 Mo. 8, 22; Jer. 31, 35).
Abb. 6. Altertümlicher Schöpfapparat in Ägypten (Schaduf).
Abb. 7. Kleinastatischer Pflug (a) mit Joch (b) und Ochsenstachel (f).
Abb. 8. Pflügen und Besäen des Feldes. Nach Wilkinson.
Abb. 9. Ägyptische Egg-Maschine. Nach Wilkinson.
Abb. 10. Einsammeln der Hirse und Abstreifen der Frucht.
Abb. 11. Ernteszene.
Abb. 12. Noreg, Dreschmaschine der modernen Ägypter.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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