The Future of Bible Study Is Here.
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Palästina. 1) Name. Der Name P., der für uns das Land der Geschichte Israels bezeichnet, wurde von Luther nur Jer. 25, 20 gebraucht (der Palästiner Land), und auch hier hat die rev. Bibel „Philister“ gesetzt. Der Name bedeutet in der Tat ursprünglich das Philisterland (ebr. Peléschet) und wird so auch von Josephus meist gebraucht, wird aber frühe schon auf das ganze hinter dem Küstenstrich liegende Land ausgedehnt. So redet schon Herodot in diesem doppelten Sinn von den palästinischen Syrern und dem palästinischen Syrien. Schließlich ist die weitere Bedeutung herrschend geworden. So brauchten den Namen griechische und römische Schriftsteller, und so ist er, namentlich durch Hieronymus, auch unter den Christen für das Land des Volkes Israel üblich geworden, ohne daß man dem so benannten Land bestimmte Grenzen gegeben hätte. Man dachte vor allem an das Westjordanland. — Im A. T. ist die gewöhnliche Bezeichnung des Landes Kanaan (s. d. Art.), eine Bezeichnung, deren ursprünglicher Sinn unsicher ist und die noch mehr als der Name Palästina ein verschieden begrenztes Gebiet umfaßt (s. u.). — Im Lauf der Geschichte sind manche andere Bezeichnungen gebraucht worden, nicht alle eigentliche Eigennamen, so „Land Israel“ (1 Sa. 13, 19), „Land der Ebräer“ (1 Mo. 40, 15) u. a. Nach der Makkabäerzeit wurden die Namen „Judäa“, auch „Jdumäa“ für das ganze Land gebraucht. Bei den Christen hat sich der Name „das heilige Land“ (Sach. 2, 16) und „das gelobte (= verheißene) Land“ (vgl. Hbr. 11, 9) eingebürgert. Assyrer und Babylonier brauchten für Palästina und die nördl. angrenzenden Gebiete verschiedene Namen: Amurru, Kanaan, Land Hatti (der Hethiter), Ebir nari (= das Land im Westen des Euphrat). Spätere griechische Geographen wie Strabo nennen auch das ganze Land vom Orontes bis Ägypten und bis Arabien Cölesyrien und gliedern dies wieder in Cölesyrien im engern Sinn, Phönizien und Judäa. — 2) Grenzen und Größe. Im allgemeinen verstehen wir unter P. das südliche Drittel des Hochlandes, das sich hinter der von Nord nach Süden ziehenden Ostküste des Mittelmeeres erhebt. Die Grenzen im Westen und im Osten sind durch das Meer und die syrischarabische Wüste deutlich bestimmt. Schwieriger ist die Begrenzung im Süden und im Norden: im Süden geht das Land ohne scharfe Scheidung in das Wüstengebiet der sinaitischen Halbinsel über; die Einsenkung um Beerseba hat man etwa als Grenze vorgeschlagen. Im Norden kann der mit dem Vorgebirge Ras en-Nakura ans Meer vorspringende Dschebel el-Muschakkah und der Höhenzug, der von da südlich vom Nahr el-Kasimije zum Südende des Hermon zieht, als die natürliche Grenze des Gebietes angesehen werden. — Im A. T. sinden sich manchmal die Grenzen des gelobten Landes angegeben. In den verschiedenen Grenzbestimmungen tritt das Bewußtsein zu Tag, daß das Volk nicht das ganze ihm verheißene Land eingenommen hat. Namentlich im Norden gehen die angegebenen Grenzen an einzelnen Stellen weit über das wirklich besetzte Land hinaus. Die Grenze des besetzten Landes bezeichnet die Formel „von Dan bis Beerseba“ (1 Sa. 3, 20; 2 Sa. 3, 10 u. ö.); ähnlich Jos. 11, 17 und 12, 7. Als Grenze des verheißenen Landes im Nordosten wird 1 Mo. 15, 18; 5 Mo. 11, 24 u. ö. sogar der Euphrat genannt. Am ausführlichsten sind Nord- und Südgrenze bei Hes. 47, 15–20; 48, 1 ff. u. in dem dem Priesterkodex zugehörigen Stück 4 Mo. 34, 1–12 besprochen (vgl. auch für die Südgrenze Jos. 15, 2–4); nur sind leider die angegebenen Örtlichkeiten zum großen Teil nicht sicher nachgewiesen. Die Südgrenze ist im ganzen zu erkennen, da drei Örtlichkeiten, Thamar, Kades und der Bach Ägyptens (Wadi el-Arisch) in der Hauptsache feststehen; sie ist also so weit im Süden gezogen, daß sie noch Kades einschließt. Schwieriger ist es über die Nordgrenze ins klare zu kommen. Die Hauptfrage ist, wie die oft gebrauchte Grenzbestimmung „bis man gen Hamath kommt“ oder „bis gegenüber dem Zugang zu Hamath“ zu verstehen ist. Nach Buhl u. a. ist „der Punkt, wo man nach Hamath geht, die Senkung zwischen dem Libanon und dem Hermon, durch welche man nach Cölesyrien kam“. Dann läßt man die Nordgrenze in der Hauptsache mit dem Nahr el-Kasimije und dem Fuß des Hermon zusammenfallen u. sucht die einzelnen Hes. 47 und 4 Mo. 34 genannten Örtlichkeiten demgemäß zu bestimmen. So wird die Nordgrenze mit dem oben genannten Dan übereinstimmen. Guthe dagegen erklärt jenes „bis gegenüber dem Zugang zu Hamath“ anders: nach Jos. 13, 5 u. andern Stellen müsse dieser die Nordgrenze des für Israel bestimmten, aber nicht von Israel eroberten Gebietes bezeichnende Punkt im Norden des Libanon gesucht werden, ob man nun an das Tal des Nahr el-Kebir, des Eleutheros der Alten, oder an die Talenge des Orontes bei er-Restun, vier Stunden nördlich von Höms (Emesa), vier Stunden von Hamath denkt. (Vgl. über diese Grenzen Hes. 47 u. 4 Mo. 34 die Kommentare und Guthe, Real-Enz. 143 S. 558 ff.) Für diesen Art. kommt Palästina nur in dem zu Anfang von 2. bezeichneten Umfang in Betracht. — P. war auf der einen Seite durch seine natürlichen Grenzen für sich abgeschlossen, auf der andern aber den alten Kulturvölkern, Assyrern, Babyloniern, Phönikiern u. Ägyptern benachbart, so daß es notwendig mit ihnen in Zusammenhang oder in Konflikt kommen mußte. Das kleine Land im Mittelpunkt der alten Welt sollte die Wiege des Monotheismus, der mosaischen und christlichen Religion werden, von dem verachteten Volk der Juden sollte das Heil der Welt ausgehen unter die Völker. Das ganze Land ist etwa 29 000 qkm groß (seine Größe kommt demnach etwa der des Königreichs Belgien mit 29 456 qkm gleich). Das Westjordanland etwa wie Württemberg, ca. 19 270 qkm; das Ostjordanland ca. 9900 qkm. — 3) Bodengestaltung. a. Jordantal. Die Bodengestaltung wird bestimmt durch den großen Graben des Jordantals, eine Erdspalte, die sich nach Norden in der Senkung zwischen Libanon und Antilibanus fortsetzt, während ihre südliche Fortsetzung die Araba ist, die zum älanitischen Meerbusen zieht. Das Jordantal ist am tiefsten in die Landschaft eingeschnitten. Daß es so tief eingeschnitten sei, ahnte lange Zeit kein Mensch; erst 1837 fanden Reisende, zuerst durch eine Messung mit dem Kochthermometer, dann von Schubert und Erdl durch das Barometer, daß sie sich am Toten Meer in einer Depression befanden. Sie hielten ihr Ergebnis (— 194,5 m) für so unrichtig, daß sie gar nicht davon zu sprechen wagten. Erst 1865 stellte Wilson die seitdem anerkannte Tiefe von — 393,8 m fest; schon das Galiläische Meer hat eine Tiefe von — 208 m. Durch diese Spalte (vgl. d. Art. Jordan) ist die ursprünglich zusammenhängende Kreideplatte in zwei Teile geteilt worden, das Hochland des West- und des Ostjordanlandes. b. Das westjordanische Hochland. Das Westjordanland ist in der Hauptsache ausgefüllt durch ein Hochland, das sich im Norden im Libanon fortsetzt. Dem Westrand des Hochlands entlang zieht eine zweite Bruchlinie. „Das Gebirge des Westjordanlandes gleicht im ganzen einem schief liegenden Dach, das von seinem First, der Wasserscheide, aus nach Westen (zur Küstenebene) allmählich, nach Osten (zum Ror) steil abfällt“ (Guthe). Dieses westliche Hochland wird durch die Ebene von Jesreel in zwei Teile zerlegt. Der südliche, das Hochland von Judäa und Samaria, ist im Süden (Judäa) ein breit gewölbtes, kahles Tafelland, im Norden (Samaria) ein mehr gegliedertes, freundlicheres Hügelsystem. Die Gebirge von Judäa und von Samaria gehen unvermerkt ineinander über; die Grenze bildet etwa der nördlich vom Tell Asur nach Westen ziehende Wadi Der Ballut und der nach Osten ziehende Wadi el-Audscha. In dem südlich von dieser Linie gelegenen Hochland von Judäa unterscheidet Ankel das Bergland von Hebron etwa 900 m hoch (größte Höhe Siret el-Bellaa 1027 m), das Bergland von Jerusalem, etwa 750 m hoch (Ölberg 818 m, Nebi Samwil 895 m), und das nordjudäische Bergland (von Guthe Bergland von Bethel genannt), das im Tell Asur an der Nordgrenze sich noch zu 1011 m erhebt. Das Hügelland von Samaria wird durch das offene Tor zwischen dem Garizim und dem Ebal, durch den nach Westen ziehenden Wadi esch-Schair gegliedert. Der Garizim 868 m und der Ebal 938 m sind die bedeutendsten Erhebungen. Nach Norden senkt sich das Gebiet rasch: die Ebene von Dothan ist nur noch 245 m hoch. Nach Nordwesten läust das samaritanische Bergland in den Höhenzug des Karmel (höchster Punkt 552 m), nach Nordosten in das Gebirge Gilboa (518 m) aus. Die Ebene Jesreel, ein Einsturzbecken, wohl eine alte Seemulde, die durch das Durchbruchstal des Kison nach dem Westen entwässert wird, ist nur 60–75 m hoch. Nördlich davon folgt der zweite Teil des westjordanischen Hochlands, das galiläische Bergland, das wieder in das Hügelland von Südgaliläa und das nordgaliläische Tafelland zerfällt. Südgaliläa besteht aus mehreren von Westen nach Osten streichenden mäßig hohen Bergzügen und dazwischen gelagerten breiten Hochflächen. So liegt im Südosten der Dschebel ed-Dahi („der kleine Hermon“), 515 m hoch, im Osten der Ebene Jesreel. Dann folgt nach Norden das Hügelland von Nazareth mit dem Dschebel et-Tor, dem Thabor, 562 m; das Hügelland von Turan mit dem Dschebel Turan 541 m und dem Karn Hattin 316 m, den eine wertlose Tradition zum Berg der Bergpredigt gemacht hat; dann nördlich von der fruchtbaren, nur 120–150 m hohen Ebene el-Battof das Hochland esch-Schaghur. Die Ebene von Râmeh, ca. 370 m, bildet die Grenze von Niedergaliläa. Darüber erhebt sich das nordgaliläische Tafelland, eine viel massigere Erhebung als Südgaliläa, ein freilich sehr unebenes Tafelland mit buntem Wechsel von Bergen und Tälern, bei seinem Wasserreichtum viel freundlicher und fruchtbarer als Judäa. Gleich am Südrand steigt Obergaliläa im Nebi Heider zu 1049 m, in der Dschebelet el-Arus zu 1073 m auf. Hier findet sich der höchste Berg von ganz Westjordanland, der 1199 m hohe Dschebel Dschermak. Das ganze Hochland ist ein unregelmäßiges Viereck, von Bergketten durchzogen, zwischen denen zum Teil fruchtbare, gut angebaute, auch bewaldete Hochebenen sich ausdehnen. c. Die Küstenebenen. Dem westjordanischen Hochland sind eine Reihe von Ebenen vorgelagert: im Norden, nördlich vom Karmel, die Ebene von Akko; weiter südlich zwischen dem Nahr ez-Zerka und Joppe die Ebene Saron (s. d. Art.); endlich die Ebene Sephela (s. d. Art.). Die noch von Ankel vertretene Ansicht, daß die Sephela das dem Gebirg vorgelagerte Hügelland sei und daß dieses Hügelland der Sephela den Übergang bilde zu der Ebene Philistia, von der die Sephela zu unterscheiden wäre, ist nicht haltbar. Es gibt keine von der Sephela unterschiedene Küstenebene. Die Sephela reicht bis zur Küste, ist aber von verschiedenen Höhenzügen durchzogen und durchaus kein völliges Flachland. d. Das ost jordanische Hochland. Dieses Hochland ist weniger mannigfaltig und gegliedert als das west-jordanische, übertrifft es aber an Fruchtbarkeit. Im einzelnen sind folgende Teile zu unterscheiden: 1) Der Teil nördlich vom Jarmuk, der sich weiter nach Osten erstreckt als die übrigen, schließt das alte Basan in sich, hat aber nie einen gemeinsamen Namen gehabt. Im Westen liegt das Hochland des Dscholan (Gaulanitis), etwa 700 m hoch, von einer Reihe erloschener Vulkane, wie Tell esch-Schecha 1294 m. Tell Abu en-Neda 1257 m u. a. überragt, das Land der „Eichen“ und der „Stiere Basans“. jetzt baumarm, aber im Norden treffliches Weideland, im Süden auch fruchtbares Ackerland. Östlich liegt die Hauranebene, en-Nukrah, der Kern des alten, wegen seiner Fruchtbarkeit berühmten Basan (s. d. Art.), immer noch überaus fruchtbares, in steigendem Maß bebautes Land. Östlich davon das zerrissene Lavaplateau der Ledschah, wohl die alte Trachonitis. Die Lavamassen der Ledschah stammen von dem südlich davon gelegenen Haurangebirge, einer Hochebene mit darüber emporragenden Bergen, von gegen und über 1800 m Höhe (Tell ed-Dschena 1802 m u. a.). 2) Südlich vom Jarmuk folgt das Gilead des A. T. (s. d. Art.), welcher Name im weiteren Sinn das ganze Ostjordanland umfaßt, im engeren das Hochland zu beiden Seiten des Jabbok, des jetzigen Nahr ez-Zerka bezeichnet. Jetzt heißt das Gebirge der Nordhälfte zwischen Jarmuk und Jabbok Dschebel Adschlun. Das gut bewaldete Gebirge steigt bis zu 1000 m Höhe und darüber an. 3) Südlich vom Jabbok bis zum Arnon folgt die Hochebene der Belka. Im nördlichen Teil, südlich vom Jabbok, der einst zu Gilead gerechnet wurde, findet sich der Name des Gebirgs Gilead noch im Dschebel Dschilad erhalten: sein höchster Berg der Dschebel Oscha-Hoseaberg, 1096 m. Im A. T. wurde im Ostjordanland Basan, Gilead (zu beiden Seiten des Jabbok) und „die Ebene“ (nördlich vom Arnon) unterschieden. Jetzt folgt auf die Belka (zwischen Jabbok und Arnon) noch der Bezirk von Kerak (s. d. Art. Moab). — 4) Der geologische Bau P.s. Die Hauptmasse des Gebirges (auch des Libanon u. des Antilibanus) gehört dem Kalkgebirge der Kreideformation an. Als Grundlage erscheint am moabitischen Ufer des Toten Meers ein dunkler, meist braunroter Sandstein, der nubische Sandstein; das Urgebirge tritt in P. selbst nicht zutage. Die Masse des Kalkgebirges gehört der oberen Kreide an, die man mit den Namen Cenoman, Turon u. Senon bezeichnet (vgl. Abb. 166). Vulkanische Eruptivmassen sinden sich namentlich im Norden des Westlandes und in weiterer Ausdehnung im Ostland: im Westen, nirgends im Süden, erst im Dschebel ed-Dahi, zwischen Nazareth und dem Galiläischen Meer, in der Gegend von Safed; im Osten ist der ganze Norden vulkanischer Art: der Dscholan ist reich an ausgebrannten Kratern und Lavafeldern, von den Kratern des Haurangebirges haben sich breite Massen nach Norden ergossen und den Boden der Ledschah bedeckt; auch im Süden in Moab findet sich Basalt. Eocäner Nummulitenkalk findet sich vereinzelt z. B. in Samaria am Ebal und Garizim. Eine Quartärbildung ist der von den Arabern Nari genannte Kalkstein, der aus verhärtetem Kreidemergel, scharfkantigen Stücken von Kreidekalk und scharfkantigen Feuersteinen zusammengebacken ist und sich bei Jerusalem, in der Wüste Juda und im Dschebel Adschlun findet. In der Küstenebene sinden sich mächtige diluviale Ablagerungen; dazu die alluvialen Dünen an der Küste und die Anschwemmungen der Flüsse. — Mit dem Charakter des Kalkgebirgs hängen die zahlreich im Osten und Westen vorkommenden Höhlen zusammen. Mit den vulkanischen Ausbrüchen mögen die heißen Quellen, die sich bei Tiberias, im Tal des Jarmuk und des Wadi Zerka Main finden, im Zusammenhang stehen. — Die nicht seltenen Erdbeben sind tektonischer Art; ihre Zonen fallen mit den beiden Hauptbruchlinien des syrischen Gebirgskörpers zusammen: das letzte schwere vom 1. Januar 1837 traf namentlich Safed, wo 4000 Menschen umkamen, auch Tiberias und Nazareth. — 5) Bewässerung. An bedeutenden Flüssen ist das Land arm. Der größte, der Jordan (s. d. Art.) ist weder für den Verkehr noch für die Bewässerung seines Tals von größerer Bedeutung, er ist wesentlich Grenzfluß. Von seinen u. des Toten Meeres Zuflüssen haben nur die größeren, der Jarmuk, der Jabbok, der Arnon immer fließendes Wasser. Auch die meisten zum Mittelmeer fließenden Bäche sind im Sommer trocken: nur der Bach Kison in seinem Unterlauf und der Nahr el-Audscha nördlich von Jaffa sind perennierende Flüsse, der letztere neben dem Jordan der wasserreichste Fluß P.s. Die meisten Täler (Wadi) führen nur zur Regenzeit Wasser. An Seen ist außer den im Jordantal gelegenen nur der kleine Birket er-Ram in der Nähe der Jordanquelle von Banijas vorhanden. Da die Flüsse höchstens in der Küstenebene der Bewässerung dienen, ist das Gebirge auf die Quellen und den Regen angewiesen. Quellen sind in manchen Teilen nicht selten; sie haben vielfach über die Besiedlungsstätten entschieden, daher die vielen nach einer Quelle (Ain oder En) benannten Ortschaften. Da die Quellen für den Wasserbedarf nicht ausreichen, sammelt man das Regenwasser in Zisternen oder auch in größeren Teichen. — 6) Klima. (Hierüber vgl. jetzt Felix M. Exner, ZDPV. 1910, S. 107–164.) P. liegt zwischen 31° u. 33° 15′ nördlicher Breite und gehört demnach in das nördliche Subtropengebiet der alten Welt. Sein Klima ist hauptsächlich durch das Bestehen einer ausgesprochenen Regenzeit charakterisiert: das Jahr zerfällt in eine winterliche Regenzeit und eine sommerliche Trockenzeit. Der Niederschlag ist wegen seiner Bedeutung für die Landwirtschaft das wichtigste klimatische Element. Unterschiede innerhalb der klimatischen Gleichheit bringt die Bodengestaltung: in dieser Hinsicht unterscheiden sich der Küstenstrich, das westliche Gebirgsland, das Jordantal, das Ostjordanland. a. Die mittlere Temperatur beträgt an der Küste 19, 5 (Jaffa), 19, 7 (Gaza), 20, 3° (Haifa), auf dem Gebirg in Jerusalem 15, 9, in Tiberias 22, 5° (von Jericho hat man keine Zahlen). Dabei finden große Schwankungen innerhalb des Jahres statt (um rund 40°). Der kälteste Monat ist der Januar, der wärmste der August; September u. Oktober haben noch auffallend hohe Temperatur. Die höchsten in neuerer Zeit beobachteten Temperaturen waren in Haifa u. Gaza 40, in Jerusalem 42, 2, in Nazareth 43, 6, in Tiberias 45, 6°. Demgegenüber wurden als niederste Temperaturen beobachtet in Gaza + 4, in Tiberias + 1,1, in Haifa — 1,6, in Nazareth — 3,7, in Jerusalem — 3,9 u. — 6, in Hebron — 7,3° C. Übrigens ist Frost auch im Gebirg eine seltene Erscheinung. In Jerusalem waren im Durchschnitt von 1896–1907 nur 3,6 Frosttage im Jahr. Empfindlich sind die starken Temperaturschwankungen an einem Tag; sie sind auf dem Gebirg höher als an der Küste, und scheinen im Ostjordanland noch stärker zu sein. Der Gesundheit sind sie nicht zuträglich. b. Die Regenzeit dauert vom Oktober bis zum Mai und umfaßt etwa 6½ Monate. Sie beginnt mit dem Frühregen (s. d. Art.) Ende Oktober oder Anfang November, hat ihre meisten Regenfälle vom Dezember bis Februar und schließt mit dem Spätregen im März und April. Trockene Tage fehlen zwischenhinein nicht. Von der zweiten Hälfte des Mai bis zum Oktober ist trockene Zeit: Juli, August, September sind völlig trocken; auch in der zweiten Maihälfte und im Juni ist Regen große Ausnahme. Diese Verteilung des Regens ist das für die Vegetation entscheidende Moment. Die Niederschlagsmenge im ganzen ist nicht geringer als in Mitteleuropa, eben deswegen in der Regenzeit noch reichlicher, die Regengüsse durchweg heftiger als bei uns. Aber während die Regenzeit eine üppige Vegetation hervorruft, trocknet im Sommer, wo nur der allerdings reichliche Tau fällt, der Erdboden so aus, daß die Vegetation aufhört. Die Regenmenge nimmt dabei von Norden nach Süden ab, sie ist auf dem Gebirg (600–650 mm) größer als an der Küste (Haifa 600, Jaffa 500, Gaza 420) u. als im Jordantal (450 mm), im Süden noch viel kleiner; im Ostjordanland (Der’a) dürfte sie auf 300 sinken. Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den verschiedenen Jahren: Jerusalem hat schon 976 mm, aber auch 404 gehabt, Haifa gar 403 und 1128 mm. Die Zahl der Regentage nimmt ebenfalls nach Süden ab und ist auf dem Gebirg höher als an der Küste (Haifa 61, 6, Jaffa 50, 9, Gaza 40, 6; Nazareth 63, 3, Jerusalem 57, 6; Der’a im Ostjordanland 45). — Im Bergland von P. kommen auch Schneefälle zwei- bis dreimal im Jahr vor, meist nicht von Dauer (doch konnte am 11. Februar 1911 der Morgenzug von Jerusalem wegen eines Schneesturms nicht abgehen und der Schnee lag 18 cm hoch, in Hohlwegen bis zu 1 m hoch). Im Ostjordanland ist der Schnee häufiger und hält länger. c. Die Winde sind bedingt durch den Passat und Antipassat und durch die regelmäßigen Wechsel von Land- und Seewinden. Die Westwinde sind an der Küste und im Bergland im Frühling am häufigsten, auch im Sommer und Herbst. Im Sommer bringen die westlichen und nordwestlichen Luftströmungen Mäßigung der heißen Temperatur. Der Südwestwind bringt nasse, warme Luft vom Meer und damit den meisten Regen. Der Ostwind ist im Winter willkommen, im Sommer, in dem er aber selten ist, beschwerlich. Am lästigsten ist der Südostwind (Schirokko), der eine drückende Schwüle hervorruft. — 7) Pflanzenwelt. Es ist oft gefragt worden, ob die Fruchtbarkeit des Landes etwa unter dem Einfluß klimatischer Änderungen sich vermindert habe. Es scheint, daß Wald im Westjordanland einst in weiterem Umfang bestand. Aber eine wirkliche Änderung des Klimas ist nicht nachgewiesen, und die verminderte Fruchtbarkeit wird mehr in der Trägheit und Gleichgültigkeit der Bewohner, die auf Anbau und Bewässerung des Landes nicht den Fleiß verwandten, der einst drauf verwendet wurde, als in einer objektiven Änderung der Verhältnisse seinen Grund haben. Der Ausdruck „da Milch und Honig fließt“ weist zudem nicht sowohl auf lohnenden Anbau als auf gewisse natürliche Erscheinungen des Landes hin. Hinsichtlich der Pflanzenwelt sind drei Teile zu unterscheiden: a. die Mittelmeerflora des Küstenlandes mit immergrünen, schmal- und lederblätterigen Sträuchern und rasch verblühenden Frühlingskräutern; b. die Zone der oriental. Steppenvegetation auf dem Hochland, durch Mannigfaltigkeit der Arten, Dürre und Dornigkeit der Buschgewächse, Zurücktreten des Baumwuchses gekennzeichnet; c. die an Nubien erinnernde subtropische Flora des Ror. Im allgemeinen vermissen wir unsere Wiesen u. unsere Wälder. Letztere fehlen im Westjordanland südlich vom Karmel fast ganz; Galiläa und das Ostjordanland sind reicher daran. Von Getreidearten wird Weizen und Gerste besonders gepflanzt. Unter den nutzbaren Bäumen steht der Ölbaum obenan; außerdem der Feigenbaum; auch Orangen, Zitronen, Pfirsiche, Mandeln, Granaten finden sich; der Weinbau hat nicht mehr die frühere Bedeutung. Die Dattelpalme kommt nur vereinzelt im Ror und in der Ebene von Gaza vor. — 8) Das jetzige P. Es gehört zur astatischen Türkei und zwar zu Syrien. Syrien zerfällt in folgende Bezirke: 1) Das Sandschat oder Mutesarriflik el-Kuds, d. h. Jerusalem unter einem Gouverneur (Mutesarrif), der unmittelbar unter der Zentralregierung steht; 2) das Wilajet Beirut unter einem Generalgouverneur (Wali) in Beirut mit den Sandschaks: a. Ladiksije, b. Tarabolus, c. Beirut, d. Akka, e. Nablus; 3) das Sandschak Libanon unter einem selbständigen Gouverneur; 4. das Wilajet Surija (Syrien) mit einem Wali in Damaskus und den Sandschaks: a. Hama, b. Damaskus, c. Hauran, d. Maan; 5) das Wilajet Haleb (Aleppo) mit den Sandschaks Urfa, Marasch, Haleb; 6) das selbständige Sandschak Zor. Zu P. gehört 1, 2, d. u. e. und 4, c. u. d, doch greifen die letztgenannten Sandschaks über P. hinaus. Die genaue Größe anzugeben, ist nicht möglich. Bädeker (7. Aufl. 1910) gibt für Syrien nach Euinet 338 000 qkm und 3 326 160 Einw., für Palästina ca. 700 000 Einw. (Guthe, R. E. XIV 3, rechnet nach demselben Cuinet 559 127 Einw. auf 75 191 qkm [?]). 650–700 000 Einw. wird man immerhin annehmen dürfen. Verglichen mit den biblischen Angaben (2 Sa. 24, 9; 1 Chr. 21, 5) ist das eine kleine Zahl. Die Möglichkeit jener hohen Zahlen wird von den Gelehrten bezweifelt; es beweist auch bei den völlig verschiedenen Verhältnissen nichts, daß das etwa gleich große Belgien jetzt 7½ Mill. Einw. hat. Die Bevölkerung besteht aus Mohammedanern, Juden und Christen. Die Mohammedaner, ⅘ der Bevölkerung, sind zum kleineren Teil Türken (vor allem die Beamten), meist Araber, neben den ansässigen auch noch nomadisierende Beduinen. Die Juden sind zum kleineren Teil einheimische, d. h. Nachkommen längst eingewanderter Juden, Sephardim, d. h. spanischportugiesische Juden, die meist aus Spanien vertrieben wurden; viel zahlreicher sind die seit dem vorigen Jahrhundert eingewanderten, aus Rußland, Polen, Galizien, Deutschland usw. stammend. Russische, englische, französische Gesellschaften förderten diese jüdische Rückwanderung. Wenn sie im bisherigen Tempo fortschreitet, werden die Juden in Bälde ein wichtiger Teil der Bevölkerung sein. Es waren nämlich 1840 ca. 10 000 Juden in P., 1880 ca. 25 000, 1890 ca. 43 000, 1900 ca. 60 000, 1910 waren es 95 000. Von den Christen gehören die meisten der griechischen Kirche an, die in Jerusalem einen Patriarchen hat und in P. mehr und mehr unter russischen Einfluß kommt. Auch die römisch-katholische Kirche macht Fortschritte, sie hat in Jerusalem einen Patriarchen; ihre Geistlichen und Mönche zeichnen sich durch höhere Bildung, die römische Kirche überhaupt durch tiefergehende Einwirkung auf das sittliche und religiöse Leben des Volks vor der griechischen vorteilhaft aus. Auch die evangelische Kirche hat sich im letzten Jahrhundert in P. niedergelassen: Amerikaner und Engländer (die kirchliche Missionsgesellschaft) begannen im Land zu wirken. 1841 bis 1886 bestand ein englischdeutsches evangelisches Bistum. Schneller gründete und leitete das syrische Waisenhaus, das sich blühend entwickelte. 1898 weihte der Kaiser die neue Erlöserkirche ein. Groß ist freilich die Zahl der Evangelischen in P. nicht. Endlich sind auch die nach schwerem Anfang sich zu einiger Blüte erhebenden Kolonien der Tempelgemeinden in Haifa, Jaffa und Sarona, Jerusalem und Rephaim nicht zu übersehen.
J. Frohnmeyer.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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