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Kanaan, Kanaaniter.
1) Sehr häufig erscheint der Name Kanaan als Bezeichnung des Landes, zum Beispiel Jes. 23, 11; Zef. 2, 5, besonders in der Verbindung: das Land K., 1Mos. 11, 31; 1Mos. 12, 5; 1Mos. 13, 12 und öfter. Man verstand darunter das ganze, den Israeliten verheißene Land, dessen Grenzen namentlich im Norden verschieden bestimmt werden (Sidon 1Mos. 10, 19, Libanon und Euphrat 5Mos. 11, 24, Euphrat 1Mos. 15, 18, Baal Gad am Hermon Jos. 11, 17; der Libanon ist auch ausgeschlossen 5Mos. 1, 7; bis man kommt gen Hamat 4Mos. 13, 21).
Im Norden umfasste es demnach dem Anspruch nach ganz Syrien bis zum Euphrat; tatsächlich schränkte sich der Name auf Phönizien und das westliche Palästina oder das letztere allein ein; der Jordan bildete in jedem Fall die Ostgrenze des Landes Kanaan. vergleiche 1Mos. 10, 19; 4Mos. 32, 32; 4Mos. 33, 51 und öfter. Viele deuten das Wort als „Niederland“. So wäre das Land natürlich nicht bezeichnet worden, weil es im Unterschied von dem Hochland Aram wirklich ein Tiefland wäre – Palästina ist ja im Gegenteil ein Hochland – sondern ursprünglich hätte man so den niedrigen Küstenstrich am Mittelmeer, das Land der Philister und Phönikier, bezeichnet, an das zum Beispiel Jes. 23, 11; Zef. 2, 5 besonders gedacht ist, und von da aus wäre der Name auf das ganze Westjordanland ausgedehnt worden, doch ist weder die Bedeutung „Niederland“ für Kanaan, noch „Hochland“ für Aram gesichert.
– 2) Kanaaniter heißen die heidnischen Bewohner des Landes Kanaan und der nördlich davon gelegenen Gebiete, die nach 1Mos. 10, 15ff von Kanaan abstammten. Unter den dort aufgeführten 11 von Kanaan abstammenden Völkerschaften wohnten 6 in Phönizien, und es stimmt dazu, dass nach außerbiblischen Quellen die Phönikier selbst ihren Ahnherrn Chna oder Chnas, ihr Land ebenso und sich selbst Kanaaniter (nach Augustin nannten sich noch die punischen Bauern zu seiner Zeit Chanani) nannten.
Über die Abkunft dieses Volkes ist viel gestritten worden. Nach der Bibel waren die Kanaaniter Hamiten, und für diese Angabe wird geltend gemacht, dass nach Angaben der Phönikier selbst ihre Heimat am Erythräischen Meer, das heißt am Persischen Golf war. Jene Angabe einer südlichen Herkunft findet sich mehrsach bei Herodot, Strabo und anderen. Freilich macht die Tatsache Schwierigkeit, dass die Kanaaniter jedenfalls eine semitische Sprache gesprochen haben, wie denn Jes. 19, 18 die hebräische Sprache geradezu Sprache Kanaaniters heißt. Viele Neuere haben darum die Kanaaniter für Semiten erklärt, welche von den Israeliten aus Nationalhass zu Hamiten gestempelt worden seien. Freilich hat der Nationalhass die Israeliten nicht gehindert, die Verwandtschaft mit Edomitern, Moabitern und Ammonitern anzuerkennen. Andere sehen immer noch in den Kanaanitern ein hamitisches Volk. Dementsprechend sind auch die Ansichten über die Sprache verschieden. Waren beide Völker Semiten, so hat die Gleichartigkeit der Sprache nichts Auffallendes. Waren sie verschiedener Herkunft, so mussten entweder die Kanaaniter ihre ursprünglich dem Hebräischen fremdartige Sprache irgendwann mit der späteren, dem Hebräischen nah verwandten vertauscht haben oder die Israeliten mussten die hebräische Sprache von den Kanaanitern angenommen haben, so dass ihre Sprache eigentlich kanaanitisch oder phönikisch heißen sollte.
– Die kanaanitischen Stämme werden verschieden aufgezählt: Häufig 6 (Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter 2Mos. 3, 8. 2Mos. 3, 17; 2Mos. 23, 23; 2Mos. 33, 2 und öfter), oder 7 durch Hinzufügung der Girgasiter (Jos. 24, 11) oder durch Hinzufügung der Keniter, Kenisiter, Kadmoniter 10 (1Mos. 15, 19–21) oder durch Weglassung der Pheresiter, Kanaaniter, Heviter, Amoriter 5, 4, 3 (2Mos. 13, 5; 1Kön. 9, 20; 2Mos. 9, 1; 2Mos. 23, 8). Im umfassenden Sinn wird für diese Stämme zusammen neben dem Namen Kanaaniter oft auch der der Amoriter (1Mos. 15, 16; 1Mos. 48, 22; Jos. 24, 15; Richt. 6, 10 und öfter), wohl auch der der Hethiter (Jos. 1, 4) aufgeführt. Wenn unter den kanaanitischen Stämmen häufig Kanaaniter im engeren Sinn genannt werden, so wohnten diese nach 4Mos. 13, 30; 4Mos. 14, 25; 5Mos. 11, 30; Jos. 5, 1 vorzugsweise der Meeresniederung, am Jordan und in der Ebene Jesreel. Besonders wird später dieser Name dem nie bezwungenen Teil der Kanaaniter, den meeranwohnenden Phönikiern, beigelegt worden sein, deren Land Jes. 23, 11 Kanaan heißt, wie denn auch das kanaanäische Weiblein, Matth. 15, 22, nach Mark. 7, 26 eine Phönikierin war. So erklärt sich’s auch, dass Jes. 23, 8; Hes. 17, 4; Spr. 31, 24; Hi 40, 30, im Hebräischen geradezu „Kanaaniter“ für „Krämer“ oder „Kaufleute“ steht. Über die einzelnen Stämme siehe die diesbezüglichen Artikel.
– Geschichte der Kanaaniter. Die einwandernden Israeliten fanden die Kanaaniter vor, die ihrerseits die Ureinwohner (Rephaiten usw.) vertilgt oder doch verdrängt hatten, 1Mos. 12, 6; 1Mos. 13, 7; 1Mos. 23, 7; 1Mos. 34, 2. 1Mos. 34, 30. Nach dem Auszug aus Ägypten begann der Kampf mit dem Volk, das den Israeliten durch seine äußere Kultur (neben dem Ackerbau Industrie und Handel) überlegen war, aber auch durch seine Religion den Einwanderern gefährlich wurde. Die Kanaaniter verehrten die alles Leben hervorbringende Naturkraft als eine männliche und eine weibliche Gottheit, für die sie gewöhnlich keine Eigennamen hatten, sondern die sie nach dem Ort der Verehrung bezeichneten. Die männliche Gottheit wurde als der „Herr“ oder „Besitzer“ (Baal siehe diesen Artikel) oder „Gebieter“ (Adon) oder „Herrscher“, „König“ (Moloch) der einzelnen Städte bezeichnet (Baal ist also kein eigentlicher Eigenname), die weibliche Gottheit meist als Astarte. Sie sind die Gottheiten der irdischen Fruchtbarkeit, Baal auch Himmels-, besonders Sonnengott, Astarte Himmels- und Mondgöttin. Sicher ist, dass neben greulichen Menschenopfern, Selbstverstümmelungen und Selbstpeinigungen freche Unzucht zum Dienst dieser Götter gehörte. Den Israeliten waren sie nicht gewachsen, da sie nicht nur in mehrere Völkerscharen, sondern in eine Menge von einzelnen kleinen städtischen Gemeinwesen unter Königen zerfielen. Schon unter Mose wurden die zwei Amoriterreiche östlich vom Jordan überwältigt, Josua begann die Eroberung des Westjordanlandes. Doch wurde sie nicht so rasch vollendet, wie es nach dem Buch Josua scheint (vergleiche die Artikel Israel, Josua, Richter). In den Ebenen am Meer waren die Israeliten ohnedies den Streitwagen der Kanaaniter nicht gewachsen, Richt. 1, 19. Richt. 1, 34.
Die philistäische Ebene und die Abhänge des Gebirges Juda wurde nicht erobert, so wenig als Phönizien und der Libanon. Selbst im gebirgigen Süden schied kanaanäischer Besitz (Jebus!) von dem der Josephstämme. Die nördlichen Stämme vollends waren besonders stark mit Kanaanitern gemischt, Richt. 1, 27–33. Namentlich in der Ebene Jesreel, durch welche die große, alte Handelsstraße führte, und am Meer blieben viele Städte, zum Beispiel Akko, Dor, Megiddo, Bethsean, in den Händen der Kanaaniter. So erhielt dieser nördliche Teil den Namen „Kreis der Heiden“ (daher Galiläa von galil. Kreis). Erst David nahm Jebus ein, 2Sam. 5, 6ff. Salomo machte die Reste der Kanaaniter fronpflichtig, 1Kön. 9, 20ff, und bekam von Pharao die letzte Kanaaniterstadt Geser, 1Kön. 9, 16. Selbstverständlich blieben bis in die späteste Zeit noch viele Kanaaniter unter den Israeliten, daher noch Esr. 9, 1 von Mischehen auch mit ihnen die Rede ist.
– Das spätere Geschick des Volkes wird von der Erzählung 1Mos. 9, 25–27 als Strafe für die schamlose Verfehlung des Sohnes Noahs Ham angekündigt. Nach der Ansicht vieler Gelehrter wäre Kanaan in einer der Quellen als der schuldige Sohn Noahs genannt gewesen. (vergleiche noch den Artikel Völkertafel.)
J. Frohnmeyer.
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