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Jordan (ebr. jardēn, ob = der Hinabeilende, Hinabstürzende ist zweifelhaft) ist der Name des größten und wichtigsten Flusses des h. Landes. 1) Seine Bedeutung beruht nicht auf seiner Größe — der direkte Abstand von Quelle und Mündung beträgt nur 25 bis 30 Meilen, die Lauflänge ist allerdings bei seinen vielen Windungen viel bedeutender —; nicht auf seiner Wichtigkeit für Verkehr und Handel — er ist nicht schiffbar, reich an Stromschnellen, Katarakten, Furten, Sandbänken, Felsklippen, hat ein sehr starkes Gefälle, im ganzen 914 m, sein Tieftal zwischen dem oft- und westjordanischen Plateau mit der Gluthitze bis zu 43ºC, von dem Flusse im ganzen nicht bewässert und überschwemmt, ist großenteils wüste, zu allen Zeiten städtearm, von keiner Straße durchzogen, von wenigen Wegen überschritten —; bedeutend ist der J. vor allem als der tiefeingeschnittene Grenzfluß des Landes Kanaan. Durch ganz Syrien zieht von Norden nach Süden eine trennende Spalte, in der der Orontes, Litani und J. fließen. Aber während im Norden zwischen Libanon und Antilibanus diese Senke sich bis zu 1100m erhebt, durchfließt der J. die bedeutendste Depression (oder Senkung unter den Meeresspiegel); schon der Hulesee liegt nur mehr 2 m über dem Meer, der See Genezareth schon 208 m, das Tote Meer gar 394 m unter dem Mittelländischen Meer. Daher das rasche Gefäll, das natürlich bis zum Galiläischen Meer am stärksten ist, von da auch durch die vielen Windungen sich mindert; daher die furchtbare Hitze, die das Land zur Wüste ausbrennt, wo Bewässerung fehlt, die aber, wo sich Wasser findet, tropische Pflanzen zeitigt. Daher auch die Bedeutungslosigkeit für den Verkehr, der durch die tiefe Furche des Jordantales nur gehemmt wird; daher auch der Umstand, daß der J. und sein Tal bis vor wenigen Jahrzehnten fast unbekannt war. Um so besser eignete er sich einst zum Grenzfluß des Landes. Nur das Land im Westen war das gelobte Land Kanaan, das „Land jenseits des J.“ wurde nicht mehr dazu gerechnet. — 2) Der J. kommt vom wasserreichen Hermon. Er entsteht durch die Vereinigung von drei Quellbächen: a) die entfernteste, nördlichste Quelle liegt nordwestlich vom Hermon, ½ Std. nördlich von Hasbeia etwa 520 m über dem Meer; sie ist die schwächste, aber ihr Abfluß, der Nahr el Hasbani, der längste der drei Quellbäche. b) Der zweite Quellbach, bei Josephus der kleine J. genannt, vom Volk für den eigentlichen J. gehalten, entströmt einer der größten Quellen der Welt, einem wohl 60 Schritte breiten, von Basaltgestein umgebenen Becken auf dem Hügel Tell el Kadi an der Stelle des alten Dan: diese Quelle ist die wasserreichste. c) Die dritte Quelle liegt etwa 1 Stunde östlich in reizender Gegend an der Stelle des einstigen Cäsarea Philippi, jetzt Banijas, „die pittoreskeste und berühmteste aller Quellen, der Fluß der schönste von allen Quellflüssen des J.“ Von den drei Quellbächen vereinigen sich zuerst der Bach von Dan, der Nahr Leddân und der Nahr Banijas, wenig unterhalb fließt ihnen der Nahr Hasbani zu. — 3) Der vereinigte Fluß durchfließt zunächst das Sumpfland der Ebene el-Hule, das nur im Norden und an den höher gelegenen Rändern trefflichen Marschboden und ausgezeichnetes Weideland bietet, sonst aber ein mit Schilf und Riedgras bedecktes Sumpfland ist, in dem sich wilde Schweine, Büffel usw. tummeln und das allmählich in den noch 2 m über dem Meer liegenden, 3–5 m tiefen, bis zu 5,8 km langen und bis zu 5,2 km breiten Hule-See übergeht, in dem manche das Wasser Merom (Jos. 11, 5) sehen (doch s. den Art.). Das von Pelikanen, Enten und andern Wasservögeln belebte, mit Binsen und Schilf bewachsene Sumpfgebiet im Norden gestattet keinen Zugang zum See von Norden her. Südlich von dem See folgt zuerst eine kleine fruchtbare Ebene. Hier überschreitet die uralte syrisch-ägyptische Handelsstraße den 25 m breiten, wenig tiefen Fluß. Jetzt ist dort eine Brücke aus schwarzem vulkanischem Gestein, die Jakobsbrücke, die übrigens kein höheres Alter hat. Dann bricht der J. durch tiefe, unwegsame Schlucht und fließt durch eine Ebene zum Galiläischen Meer (— 208 m, s. d. Art.). Auf einer Strecke von 16 km ist er zwischen beiden Seen 210 m gefallen. — 4) Das Jordantal zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer heißt jetzt el-Ror (Ghor), die Senkung, Höhlung; in der Bibel führt das ganze Tal bis zum älanitischen Meerbusen den Namen Arabah, d. h. Wüste, Steppe (Luther: Gefilde oder Blachfeld, 5 Mo. 1, 1. 7; 2, 8 u. oft). Das Jordantal hat verschiedene Breite: mitunter nur 1 Std. breit, dehnt es sich im Süden bis zu 3 Stunden Breite aus. Näher bekannt ist übrigens nur die Westseite. Da der J. viel niedriger fließt, als der Talboden, kann er nirgends das ganze Tal überschwemmen und bewässern. Das nördl. Jordantal ist noch zum großen Teil wohl angebaut. Anders im südlichen Teil, unterhalb der Jarmukmündung. In das weite Tal ist die engere Talfurche des J. eingeschnitten, etwa 1 Km breit, zu der man etwa 15 m hinabsteigen muß. In diese Talfurche hat sich dann der J. erst sein Bett eingegraben. Im Sommer erreicht er darum nicht einmal die untere Terrasse. Wenn seine Wassermenge bedeutend anschwillt, wird er „voll an allen seinen Ufern“ (Jos. 3, 15) und überschwemmt Teile des niedrigen Tales, selten dieses ganz. Zu dem weiten Ghor reicht er nicht hinauf, zumal da der dürre Kalkboden viel Wasser aufsaugt. So zeigt nur die nächste Umgebung des Flusses eine reiche Vegetation: Oleander, Weiden, Tamarisken, Lorbeer- und Pistazienbäume, Akazien usw., „die Pracht des Jordans“ (Sach. 11, 3; Jer. 12, 5; 49, 19), wo wilde Tiere, einst auch Löwen, hausten. Die weitere Talebene, an deren Rand sich, nach Süden an Höhe zunehmend, die mächtigen Gebirgswälle des Ostens und Westens erheben, hat, wie der Name Aradah andeutet, einst wie jetzt Wüstencharakter gehabt (Tafel 15). Wo sich wie bei Jericho Quellen finden, gedeihen bei der tropisch. Wärme selbst Indigo, Baumwolle, Zuekerrohr. — Die Länge des Ghor zwischen den beiden Seen ist nur etwa 14 Ml. (104 km), der J. legt aber wohl den dreifachen Weg zurück. Namentlich im obern Teil hat er viele Stromschnellen. Sein Wasser, anfangs klar und hell, wird bald von dem aufgewühlten Lehmboden gelb gefärbt. Die Wassermenge ist sehr verschieden; im Herbst gibt es eine Menge Furten. Die Hauptübergänge sind im Norden eine baufällige Brücke aus sarazenischer Zeit (Dschhisr el Mudschami), wohl ein uralter Übergang an der Straße von Jerusalem und Sichem über Bethsean ins Ostjordanland; in der Nähe des Karn Sartabeh, der von Westen ins Ghor vorspringt, und der Jabbokmündung und nahe den Ruinen einer altrömischen Brücke die Furt Damijeh, auf dem Weg von Sichem nach Ramoth in Gilead; zwei Übergänge von Jericho nach Ramoth und weiter südlich nach Hesbon. Diese letzteren hat die biblische Erzählung oft im Auge: Übergang der Israeliten (Jos. 3); Rückkehr Davids nach Absaloms Tod, 2 Sa. 19, 18f.; Jesus ging hier zu seinem „Todesostern“ herüber. In zwei je 50 m weiten Armen, aber ziemlich flach mündet der J. trägen Laufes ins Tote Meer. — 5) Die Zuflüsse des J.s haben nur zum Teil immer Wasser. Von rechts fließen ihm begreiflicherweise nur kleinere zu: Nahr Dschalud (bei Bethsean), Wadi Faria, Wadi el-Kelt; größere im Osten: der größte, Jarmuk oder Hieromax, jetzt Scheriat el Menadhire, der Basan entwässert, ist in der Bibel nicht genannt, weiter südlich folgen kleinere, dann der Jabbok (s. Art.). Über den Bach Krith s. d. Art. — 6) Das Jordantal setzt sich auch südlich von dem Toten Meer als Einsenkung zwischen höherer Umgebung fort. Diese Arabah ist eine wellenförmige, kahle Wüste, spärlich mit Sträuchern bedeckt, mit Kies und Steinen übersät und von Bachbetten durchfurcht. Eine Fortsetzung des Jordantales, durch welche der Fluß einst vor der großen Katastrophe in den Busen von Akaba geflossen wäre, ist die Arabah nicht. Die Wasserscheide liegt in ihr 240 m hoch, 70 Meilen nördlich von jenem Meerbusen.
J. Frohnmeyer.
Joppe.
Am Jordan.
Abb. 174. Der Jordan nahe seinem Austritt aus dem See Tiberias.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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