The Future of Bible Study Is Here.

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Geist.
1) Der Geist des Menschen. Das hebräische und griechische Wort für Geist bedeutet ursprünglich „Hauch“, „Odem“. Der Odem, das einfachste Kennzeichen davon, dass Leben in einem Körper vorhanden ist (Hes. 37, 5ff; Jer. 10, 14 Grundtext: haben keinen Odem), wird zum Bild jenes Wesens, das in geheimnisvoller Unsichtbarkeit nach außen den Leib belebt und zugleich nach innen ein eigenes geistiges Dasein führt, der Seele oder des Geistes. Zwischen Seele und Geist ist zunächst kein Unterschied, denn auch der hebräische Ausdruck für Seele ist ursprünglich Odem. Für gewöhnlich steht aber Geist = Seele nur von Menschen, nicht von Tieren, während Seele ihnen wie den Menschen zugeschrieben wird.
Der Geist wohnt im Leib; Gott blies nach der Erzählung 1Mos. 2, 7 dem ersten Menschen den lebendigen Odem in seine Nase. Und jedem neuentstehenden Menschen gibt er den Geist, Pred. 12, 7; Jes. 42, 5. Mit dem Wachstum des Kindes erstarkt auch sein Geist (Luk. 1, 80; Luk. 2, 40), nimmt in Krankheit und Schwachheit wieder ab (Psa. 143, 7) und verlässt im Sterben den Leib (Psa. 146, 4; Luk. 23, 46; Apg. 7, 58, vergleiche Luk. 8, 55). Der Tätigkeiten des Geistes, solange er im Leib ist, sind es mancherlei.
Er denkt (Hes. 11, 5) und forscht (Psa. 77, 7) und kennt, was im Menschen ist (Spr. 20, 27; 1Kor. 2, 11). Er ist empfänglich für Schmerz (1Mos. 41, 8; Hiob 6, 4) und für Erquickung Hiob 9, 18; Jes. 57, 15); für Freude (Luk. 1, 47) und Leid (Psa. 51, 19; Psa. 142, 4; Jes. 66, 2; Mark. 8, 12). Er wird bewegt von allerlei Stürmen (Spr. 25, 28; Spr. 7, 8; Joh. 11, 33; Joh. 13, 21). In fast allen diesen Stellen sind es aber nicht die niedrigen irdischen Dinge, die den „Geist“ des Menschen beschäftigen, sondern die höheren, göttlichen, denen er kraft seines Ursprungs zugewandt ist. Der Geist ist es insbesondere auch, der betet (Jes. 26, 9), der sich zu Gott hält (Psa. 78, 8; vergleiche Röm. 1, 9), ja der in der Verzückung das Bewusstsein fürs Irdische ganz verlieren kann (1Kor. 14, 14ff). Durch diese vorzugsweise Beziehung aufs Höhere und Göttliche unterscheidet sich der Ausdruck Geist vom Ausdruck Seele, welch letzterer auch die niederen Vermögen und Tätigkeiten umfasst. Daher kann (1Thes. 5, 23; Hebr. 4, 12, vergleiche Jud. 19) Geist und Seele nebeneinander stehen als die höhere und als die niedrigere Seite des inneren Lebens, nicht aber als wären beides zwei getrennte Wesen. Dem Geist kommt ordnungsmäßig im Menschen die Herrschaft zu, die er freilich gegenüber der Schwachheit des Fleisches (siehe den Artikel 2) nicht immer behauptet (Matth. 26, 41). Denn von der Sünde kann auch der Geist befleckt werden (2Kor. 7, 1; Psa. 32, 2). Daher bedarf auch der Geist des Menschen einer Erneuerung durch Christus (Eph. 4, 23), um ein heiliger Geist zu werden (2Kor. 6, 6).
— 2) Die Geister im Menschen. Es ist eine altertümliche Redeweise, einzelne hervorstehende Eigenschaften und Gaben eines Menschen als besondere „Geister“ zu bezeichnen, die sich in ihm niedergelassen oder von ihm Besitz ergriffen haben. So redet das Alte und das Neue Testament von mancherlei Geistern, einem Geist der Weisheit (5Mos. 34, 9), der Eifersucht (4Mos. 5, 14, Luther Eifergeist), der Zwietracht (Richt. 9, 23, Luther: böser Wille), der Freudigkeit (Psa. 51, 14), des Verstandes, des Rats, der Stärke, der Erkenntnis, der Furcht des Herrn (Jes. 11, 2), einem Schwindelgeist (Jes. 19, 14), einem Geist des Schlafs (Jes. 29, 10), der Hurerei (Hos. 4, 12), der Unreinigkeit (Sach. 13, 2), der Gnade und des Gebets (Sach. 12, 10) — einem Geist des Glaubens (2Kor. 4, 13), der Weisheit und der Offenbarung (Eph. 1, 17), der Furcht, der Kraft, der Liebe, der Zucht (2Tim. 1, 7).
Aber während in einigen der angeführten Stellen (zum Beispiel 4Mos. 5, 14) der Ausdruck rein bildliche Bedeutung hat, legt die Schrift an den anderen Stellen eine tiefere Wahrheit in denselben, dass nämlich der Mensch wirklich unter dem Einfluss außermenschlicher geistiger Mächte stehen kann, sei es unter dem Einfluss des „Geistes Gottes“, sei es unter dem Einfluss „böser Geister“. Somit haben wir im Anschluss daran weiter zu reden vom Geist Gottes und von den bösen Geistern.
— 3) Der Geist Gottes. Nach der Heiligen Schrift hat Gott einen „Geist“, wie wir Menschen ihn haben, 1Kor. 2, 11, nur ist sein Geist viel vollkommener.
Die Vollkommenheit seines Geistes gegenüber dem Menschengeist kommt schon darin zum Vorschein, dass in ihm der Geist nicht durch die Verbindung mit einem Fleischesleib gehemmt ist. Daher heißt es nicht nur „Gott hat einen Geist“, sondern „Gott ist Geist“ (Joh. 4, 24, vergleiche Jes. 31, 3: Mensch und nicht Gott, — Fleisch und nicht Geist). Es liegt darin teils die Lebendigkeit und Selbständigkeit, mit der Gott über die Fülle seiner Kräfte verfügt (vergleiche dagegen die Götzen Psa. 135, 16f), teils die Klarheit, mit der er sein eigenes Wesen und alle seine Geschöpfe durchschaut (1Kor. 2, 10; Psa. 139, 7). Von aller Trübung und Störung bleibt der Geist Gottes ewig frei, er ist ein Geist der höchsten Weisheit und Heiligkeit (Jes. 40, 13; Jes. 63, 10; Eph. 4, 30).
Was aber beim Geist Gottes nach der Lehre der Schrift vor allem merkwürdig ist, das ist die unbegrenzte Fähigkeit, die Gott besitzt, seinen Geist mitzuteilen und andere Wesen mit demselben zu erfüllen. Dabei sind aber verschiedene Stufen zu unterscheiden. a) Was Gott innerhalb des Gebiets der Natur von seinem Geist mitteilt, das ist die Lebenskraft desselben; die Wirkung davon ist eben das Leben der Geschöpfe, so Psa. 104, 30: du lässest aus deinem Odem (= Geist), so werden sie geschaffen; und umgekehrt, Hiob 34, 14f, so er … seinen Geist und Odem an sich zöge, so würde alles Fleisch miteinander vergehen (vergleiche Psa. 104, 29). So ist also insbesondere auch der Menschengeist „Geist von Gottes Geist“ seiner Lebenskraft nach, vergleiche 1Mos. 2, 7, was aber nicht ausschließt, dass er ein Geschöpf Gottes ist. Denn Hiob 33, 4 heißt es ausdrücklich: „der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben.“ Wo auch sonst von einer Schöpfertätigkeit des göttlichen Geistes die Rede ist (zum Beispiel Psa. 33, 6), ist dies nach dem Bisherigen genauer als Lebensmitteilung zu fassen. Daraus erklärt sich die merkwürdige Stelle 1Mos. 1, 2 „der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser“; das heißt von ihm ging Leben aus auf die tote Masse, dass sie den Befehlen Gottes Folge leisten konnte. Weiteres siehe Schöpfung. Aber auch wo von einer zerstörenden Wirkung des Geistes Gottes die Rede ist, ist sie zunächst als Lebensentziehung zu denken (Jes. 40, 7).
b) Außerhalb des Naturgebiets teilt Gott von seinem Geist mit zur Förderung der Zwecke seines Reiches. Dabei ist aber der Unterschied zwischen Altem und Neuem Bund, dass in jenem es nur einzelne zu besonderen Ämtern und Aufgaben berufene Männer sind, denen Gott von seinem Geist mitteilt (vergleiche 4Mos. 11, 25. 4Mos. 11, 29, weitere Stellen siehe unten), während im Neuen Bund niemand davon ausgeschlossen sein soll (Joe. 3, 1f; Matth. 3, 11; Luk. 11, 13; Apg. 2, 17f; Apg. 10, 44f). Und während im Alten Testament mehr vereinzelte Gaben auf die Mitteilung göttlichen Geistes zurückgeführt werden, so sammelt sich im Neuen Testament alles um den Einen Brennpunkt der Wiedergeburt und Heiligung des Menschengeistes durch Gottes Geist.
Für die Mitteilung des Geistes werden sehr verschiedene Ausdrücke gebraucht: bald heißt es von Gott, er gibt (Hes. 36, 27), er sendet (Weish. 9, 17, und sehr oft im Neuen Testament), Er schenkt ein (Jes. 29, 10), er gießt aus seinen Geist (Jes. 32, 15 und oft im Alten und Neuen Testament); oder heißt es: der Geist Gottes kommt auf einen Menschen (Richt. 3, 10), oder ruht auf ihm (Jes. 11, 2). Da wird im Alten Bund ein Bezaleel begabt mit Kunstfertigkeit (2Mos. 31, 3), ein Josua mit dem Geist der Weisheit (5Mos. 34, 9), die Richter mit dem Geist des Mutes (Richt. 3, 10 und sonst), ein Saul und David mit dem Geist völliger Hingabe an ihr hohes Amt (1Sam. 10, 6. 1Sam. 10, 10, vergleiche 1Sam. 11, 6; 1Sam. 16, 13); die Propheten mit dem Geist des Verständnisses für Gottes Wege und Ziele. Näheres darüber siehe Artikel Prophet. Dabei wird kein wesentlicher Unterschied gemacht, ob solche Gaben schon von Geburt an in Menschen schlummern, oder erst später in entscheidenden Wendepunkten seines Lebens ihm geschenkt werden. Aber alle diese Gaben dienen in erster Linie dem Wohl des Ganzen.
Doch finden sich auch im Alten Testament schon einzelne Stellen, wo der Fromme für sein eigenes Leben sich eine Hilfe und Leitung von Gottes Geist erbittet (zum Beispiel Psa. 51, 14; Psa. 143, 10). Eine solche Geistesmitteilung hat einen ganz überwältigenden Einfluss auf den Menschen, der manche Naturen bis zur Verzückung bringen konnte (1Sam. 10, 10), aber der Mensch kann auch widerstreben und den göttlichen Geist wieder vertreiben (1Sam. 16, 14; Psa. 51, 13; Jes. 63, 10).
Im Neuen Testament ist vor allem der Herr selbst, entsprechend den Weissagungen des Alten Bundes (Jes. 11, 2), erfüllt mit dem Geist „ohne Maß“ (Joh. 3, 34), aus dessen Einwirkung ist sein irdisches Leben entsprossen (Matth. 1, 18. Matth. 1, 20; Luk. 1, 35), er kam über ihn der Taufe (Matth. 3, 16), er leitete seine Schritte (Luk. 4, 1. Luk. 4, 14; (Hebr. 9, 14), und hat vollends seit der Auferstehung (Röm. 1, 4) so sein ganzes Wesen durchdrungen, dass Paulus sagen kann: „der Herr ist der Geist“ (2Kor. 3, 17, vergleiche 1Kor. 15, 45). Und wenn schon im Alten Bund der Geist, der auf Mose ruhte, gleichsam von ihm weg auf die 70 Ältesten verteilt wurde (4Mos. 11, 25), oder der Geist des Elia über Elisa kam (2Kön. 2, 9. 2Kön. 2, 15, vergleiche Luk. 1, 17), so entspricht es der allbeherrschenden Stellung Christi im Neuen Bund und seiner Einheit mit dem Vater, dass hier der Geist Gottes ganz nur als sein Geist zur Austeilung kommt. (2Kön. 8, 9 der Geist Christi, Gal. 4, 6 der Geist seines Sohnes; Phil. 1, 19, vergleiche Joh. 16, 14 „von dem Meinen wird er’s nehmen“, Joh. 16, 15 alles, was der Vater hat, das ist mein). Doch ist dies der Natur der Sache nach erst der Fall, seit die Durchdringung des ganzen Wesens Christi vom Geist vollendet ist, das heißt von Auferstehung und Pfingstfest an, Joh. 20, 22; Apg. 2, 33, vergleiche Joh. 7, 39. Doch heißt es 1Petr. 1, 11 schon von den alttestamentlichen Propheten, der Geist Christi sei in ihnen gewesen. Weiteres siehe Jesus Christus. Der häufigste Name für den Geist Gottes, wie ihn Christus sendet, ist im Neuen Testament „heiliger Geist“.
Der Gebrauch dieses Namens hatte sich übrigens bei den Juden schon vor Christi Zeit eingebürgert, wie einige Stellen in den Apokryphen zeigen (Weish. 1, 5; Weish. 9, 17; Sir. 1, 9), und bedeutet da nichts anderes als „göttlicher, überweltlicher Geist“.
So ist auch, wo Christus seinen Jüngern den „heiligen“ Geist verheißt (Luk. 11, 13; Luk. 12, 12; Joh. 14, 26), dies zunächst ganz = göttlicher Geist, ebenso in den Stellen Luk. 1, 15. Luk. 1, 35. Luk. 1, 41. Luk. 1, 67 und so weiter und in den vielen Stellen der Apostelgeschichte.
Wenn Apg. 19, 2 einige Johannisjünger sagen: wir haben auch nie gehört, ob ein heiliger Geist sei, so kann dies nur den Sinn haben: sie wissen nicht, dass das Wort des Täufers, Matth. 3, 11, schon in Erfüllung gegangen sei.
An anderen Stellen dagegen hat der Ausdruck heiliger Geist eine unmittelbare Beziehung auf die von ihm ausgehende Heiligung, siehe unten.
Ebenso oft aber steht namentlich bei Paulus „Geist“ allein = der Geist Gottes und Christi.
Der Zweck der Geistesmitteilung nun ist auch im Neuen Testament durchweg die Förderung und Vollendung des Reiches Gottes.
Was Christus in Geisteskraft begründet hat, das wird von ihm durch Geistesmitteilung fortgeführt, aber ganz als sein Werk.
In diesem Sinn hat er seinen Jüngern den Geist als einen anderen „Tröster“ oder „Vertreter und Beistand“ verheißen (Joh. 14, 16).
Durch diese Geistesmitteilung werden teils alle Christen zu voller Anteilnahme an den Gütern des Reiches Gottes und zu selbstständiger Mitarbeit an demselben befähigt, teils einzelne dazu Berufene mit besonderen Gaben ausgerüstet, um der Förderung des Ganzen zu dienen.
Die bei allen Christen gleiche Wirkung der Geistesmitteilung ist die Begründung eines neuen, gottgeheiligten Lebens in ihnen, die „Wiedergeburt“ Joh. 3, 3. Joh. 3, 5. Joh. 3, 6.
Wasser und Geist steht hier beisammen wohl zur Erinnerung an die Taufe*), schwerlich an 1Mos. 1, 2. (Tit. 3, 5)
Bedingt ist diese Geistesmitteilung durch den Glauben an Christus (Gal. 3, 2), vermittelt ist sie durch das dem Christen erworbene Kindesrecht (Gal. 4, 6).
Die Geistesmitteilung befähigt den Christen erst, von seinem Kindesrecht vollen Gebrauch zu machen; daher kann es auch Röm. 8, 14 heißen: welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder, sofern ihnen, wie es 5Mos. 16 heißt, der Geist Gottes ihr Kindesrecht zum Bewusstsein bringt und sie kindlich beten lehrt (V. Röm. 8, 15. Gal. 4, 6; vergleiche Joh. 4, 24; Joh. 16, 23f).
Damit hängt zusammen die Gewissheit der göttlichen Liebe, die mit dem heiligen Geist gleichsam in unser Herz ausgegossen ist (Röm. 5, 5), sodass wir ein anderes Pfand derselben (äußeres Glück und dergleichen) nicht mehr bedürfen, sondern der Geist selbst das „Pfand“ heißen kann (2Kor. 1, 22; 2Kor. 5, 5).
Der Besitz des heiligen Geistes macht es, dass das Wesen des Reiches Gottes für alle seine Teilnehmer Friede und Freude ist (Röm. 14, 17).
Eine weitere Wirkung des Kindschaftsgeistes ist die willige begeisterte Hingabe an Gott und seinen Willen, die den Christen frei macht vom Gesetz (Röm. 7, 6; 2Kor. 3, 17; Gal. 5, 18) und ihn befähigt, dem Fleisch (siehe den Artikel) und seinen Lüsten zu widerstehen (Gal. 5, 17ff; Röm. 8, 13).
Es bildet sich in ihm eine geistliche Gesinnung (Röm. 8, 5), ein Wandel nach dem Geist (V. Röm. 8, 4. Gal. 5, 16. Gal. 5, 25), und es kommen die Früchte des Geistes zum Vorschein (Gal. 5, 22).
Hand in Hand mit der Ausbildung der geistlichen Gesinnung geht endlich die Erkenntnis der göttlichen Wahrheit, in die uns der Geist der Wahrheit einleitet (Joh. 14, 17; Joh. 16, 13; 1Kor. 2, 10; Eph. 1, 17; 1Joh. 2, 20).
Alles dies ist öfters zusammengefasst in dem Ausdruck „Heiligung durch den Geist“ (1Kor. 6, 11; 2Thes. 2, 13; 1Petr. 1, 2), oder auch Lebendigmachung durch den Geist (Joh. 6, 63; 2Kor. 3, 6).
Und letzterer Ausdruck erinnert daran, dass der Besitz des Geistes auch die Neubelebung nach dem Tode uns verbürgt und vermittelt (Röm. 8, 11), daher der neue Leib der Auferstandenen ein geistlicher Leib heißt (1Kor. 15, 44ff).
Derselbe Geist nun, der die einzelnen Christen neubelebt, knüpft auch unter ihnen ein Band der Gemeinschaft an (1Kor. 12, 12ff; Phil. 1, 27; Phil. 2, 1; Eph. 4, 4) und verbindet sie in geheimnisvoller Weise mit Christus (1Kor. 6, 17; Joh. 14, 20; 1Joh. 3, 24; 1Joh. 4, 13).
Was die besonderen Gaben des Geistes im Neuen Testament betrifft, so dienen sie der Ausbreitung, Erhaltung und Befestigung des Reiches Gottes.
Sie beziehen sich daher vor allem auf die Predigt des Evangeliums.
Der Geist verleiht die dazu nötige Unerschrockenheit (Matth. 10, 19f; Joh. 15, 26f), das dazu nötige Verständnis (1Kor. 12, 8), und zur Unterstützung des Worts die Gabe, Wunder zu vollbringen (Röm. 15, 19; 1Thes. 1, 5; Hebr. 2, 4; 1Kor. 2, 4); er öffnet die Herzen, dass sie das Wort mit Freuden aufnehmen (1Thes. 1, 6).
Aber auch innerhalb der schon bestehenden Gemeinden dienen die Gaben der Propheten, Lehrer, Helfer, Regierer und so weiter (1Kor. 12, 28f) „zu gemeinem Nutzen“ (1Kor. 12, 7).
In rückwärts gerichteter Betrachtung erblickt das Neue Testament namentlich auch in den heiligen Schriften des Alten Testaments eine durch die Wirksamkeit des heiligen Geistes erzeugte Gabe, welche die Gemeinde des Neuen Testaments überkommen hat (2Tim. 3, 16; 2Petr. 1, 21).
Je mehr nun die Gemeinde und der einzelne Christ in dieser Geistesmitteilung ihren größten Schatz besitzen, desto mehr ist sorgsam darüber zu wachen, dass der heilige Geist nicht betrübt werde (Eph. 4, 30; 1Thes. 4, 8).
Das schlimmste Vergehen in dieser Beziehung ist die Lästerung des Heiligen Geistes (Matth. 12, 31f). Sie besteht darin, dass der Mensch gegenüber den unwidersprechlichsten Bezeugungen des Heiligen Geistes sich nicht bloß verstockt, sondern ihm durch bewusste Lästerung auch bei anderen den Eingang zu verwehren sucht.
Haben wir bisher verfolgt, wie die Schrift Altes und Neues Testamentes die Mitteilung des Geistes Gottes und seine wunderbare Vervielfältigung beschreibt, so müssen wir zum Schluss auch hervorheben, wie dieselbe die unteilbare Einheit des Geistes selbst und die nie verlorengehende Selbständigkeit des Urquells aller Geistesgaben betont. „Es sind mancherlei Gaben, aber es ist Ein Geist.“ (1Kor. 12, 4), das bleibt unverbrüchliche Wahrheit. (Wenn dennoch Offb. 1, 4 von sieben Geistern vor dem Stuhl Gottes geredet wird, so darf dies gewiss nur als sinnbildliche Hinweisung auf die Mannigfaltigkeit der Gaben des Geistes gefasst werden.) Wohl sind „die Geister der Propheten den Propheten untertan“ (1Kor. 14, 32), das heißt über die Verwaltung der ihm geschenkten Gaben hat der Christ das Verfügungsrecht. Aber der Geist selbst begibt sich nie in eine Abhängigkeit von den Menschen; er weht wie der Wind, wo er will (Joh. 3, 8). Am wenigsten lässt sich ein Verfügungsrecht über den Heiligen Geist durch Geld erkaufen, wie Simon meint (Apg. 8, 18f).
Ja gerade im Neuen Testament wird die Selbständigkeit des Geistes in Gott so sehr betont, dass er sogar Gott selbst gegenüber eine gewisse Selbständigkeit gewinnt und wie ein in eigener Machtvollkommenheit persönlich handelndes Wesen auftritt, wenn gleich in unzerstörbarer Einheit mit Gott. Andeutungen davon finden sich schon im Alten Testament, wenn zum Beispiel Jes. 48, 16 es heißt: „mich sendet der Herr Herr und sein Geist“, oder auch wenn 1Mos. 1, 2 der Geist Gottes neben Gott bei der Schöpfung wirkt. Im Neuen Testament sind es namentlich der Taufbefehl und die Abschiedsreden Jesu, in denen der Geist ganz als Person dargestellt wird, ebenso aber auch manche Stellen bei Paulus, zum Beispiel Röm. 8, 26f, wonach der Geist uns „bei Gott vertritt“, und Gott „des Geistes Sinn kennt“. Doch hat dieses geheimnisvolle innergöttliche Verhältnis zwischen Gott, Christus und dem Geist erst die christliche Kirche genauer festzustellen gesucht in der Lehre von dem dreieinigen Wesen Gottes. Siehe darüber Gott, Jesus Christus.
— 4) Böse Geister, siehe Art. Teufel.
— 5) Geister heißen überhaupt Wesen ohne einen irdischen Leib, also Engel (Hebr. 1, 14), abgeschiedene Menschen (1Petr. 3, 19; Hebr. 12, 23).
Von Geistererscheinungen redet die Bibel, sofern sie gelegentlich erwähnt, dass dieser Glaube, beziehungsweise Aberglaube schon in alten Zeiten vorhanden war (Hiob 4, 15 in einer dichterischen Schilderung; Luk. 24, 37. Luk. 24, 39); weiteres siehe bei Gespenst. Zu 1Sam. 28 vergleiche Wahrsager.
Th. Hermann.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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