The Future of Bible Study Is Here.
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Gott. 1) In allen Religionen gehören zum Begriff Gottes die Merkmale übermenschlicher Macht, von welcher das Wohl und Wehe des Menschen abhängt, und einer Verehrung und Unterwerfung fordernden Autorität. Der biblische Gottesbegriff ist im Vergleich mit dem anderer Religionen nichtbloß höher und reiner, sondern er stellt in sich die höchste Vollendung der Gottesvorstellung überhaupt dar, sofern hier die Einheit des wahren Gottes ausgesprochen und sein Wille nicht als launenhafte Willkür, sondern als in Heiligkeit u. Liebe sich erweisender sittlicher Wille erkannt wird. Die alttestamentl, Gottesnamen bezeichnen G. teils als den Starken (El), teils als Gegenstand der Ehrfurcht (Elohim), teils als den unwandelbar seienden, treuen Bundesgott (Jehovah, richtiger Jahveh). Das griech. Wort des N. T. θεός ist von streitiger Ableitung; nach den einen würde es G. als den Angeflehten, nach anderen als den Weltschöpfer und -Ordner, wieder nach anderen, mit dem lateinischen deus verwandt, als den „Leuchtenden“ bezeichnen. Ebenso steht es mit unserem deutschen Wort „Gott“, welchem die sinnvolle Ableitung von „gut“ von den Sprachforschern bestritten wird, ohne daß eine andere der vorgeschlagenen Ableitungen sich allgemeiner Billigung rühmen Könnte. — 2) Die unendliche Fülle des göttlichen Lebens schließt wohl eine vollkommen erschöpfende, nicht aber eine das religiös Wertvolle erfassende und dem frommen Bedürfnis genügende Erkenntnis Gottes aus. Die Werke der Schöpfung, Rö. 1, 20, der weislich geordnete Lauf der Natur, Ps. 104, 24, und der Geschichte, Ap. 17, 26, das ins Gewissen geschriebene Gesetz, Rö. 2, 14 f., insbesondere aber die in der Schrift niedergelegte Offenbarung machen G. erkennbar. Diese Offenbarung vollendet sich in der Sendung seines Sohnes, Joh. 1, 18, so daß, wer ihn steht, den Vater steht, Joh. 14, 9 Soll es aber zur rechten Erkenntnis G. kommen, so braucht es auf seiten des Menschen nicht bloß die Fähigkeit des Aufmerkens und Nachdenkens, Rö. 1, 20, sondern vor allem ein dankbares und gehorsames Herz, Rö. 1, 21. 28. Doch bleibt auch die höchste Erkenntnis G.s in dieser Zeit Stückwerk, 1 Kor. 13, 12, da Glauben, nicht Schauen das Gepräge unseres irdischen Lebens ist, 2 Kor. 5, 7, und wir auch als Kinder G. doch noch nicht zur vollen Ähnlichkeit seines Wesens gelangt sind, welche vollkommene Erkenntnis möglich macht, 1 Joh. 3, 2. — 3) Das A. T. stellt vor allem dem heidnischen Götterglauben den Satz gegenüber, daß nur Ein G. ist, 2 Mo. 20, 2; 5 Mo. 4, 35. 39; 6, 4; Jes. 44, 6. 8; 45, 5 Dieser Satz soll jedoch nicht sowohl die Bedeutung einer theoretischen Lehre, als die einer praktischen Vorschrift haben, nur diesem Einen G. zu dienen und zu gehorchen. Überhaupt ist es nicht der theoretische Monotheismus als solcher, welcher den Vorzug Israels vor den heidnischen Völkern ausmacht, sondern vor allem die lebendige Beziehung, in welche G. zu allem Geschehen in Natur und Menschenleben gesetzt wird, und der sittliche Gehalt, welchen der alttestamentl. Gottesgedanke in sich schließt. Aus G.s Allmacht entspringt sofort die Aufforderung, unsträflich vor ihm zu wandeln, 1 Mo. 17, 1, aus allen Erweisungen seiner Herrlichkeit die Verpflichtung, ihm zu dienen, 2 Mo. 20, 2. Obwohl die ganze Erde G.s Eigentum ist, erwählt er doch das Volk Israel in besonderer Weise zu seinem Eigentumsvolk, 2 Mo. 19, 5 f.; obwohl er in seiner Heiligkeit unnahbar ist, 1 Mo. 32, 30; 5 Mo. 4, 24; 7, 21; Jes. 6, 3, 5, will er doch mit seiner Hilfe und Gnade nahe sein denen, die ihn fürchten. Jes. 43, 1 f.; 57, 15, und in Barmherzigkeit und Geduld Übertretung und Sünde vergeben, 2 Mo. 34, 6 f. Die Heiligkeit G.s bildet den Hintergrund der alttestamentl. Gottesvorstellung, auf welchem G.s herablassende Gnade um so heller hervortritt. Doch ist Heiligkeit, nicht Liebe, im Alten Bund die Grundeigenschaft G.s, die Erweisungen seiner Liebe treten mehr nur in einzelnen besonderen Gnadenoffenbarungen hervor. Zwar heißt G. auch im A. T. schon der Vater des Volks Israel, 2 Mo. 4, 22 f.; 5 Mo. 32, 6; Jes. 63, 16; Jer. 31, 9; Hos. 11, 1, und besonders verheißt G. dem König Israels, der als Nachkomme Davids das Volk Gottes leiten soll, ein Vater zu sein, 2 Sa. 7, 14; Ps. 2, 7, aber die volle Erkenntnis der göttlichen Gnade und Liebe, als seines tiefsten Wesens, gehört der Offenbarung des Neuen Bundes an. — 4) Das Unterscheidende der Gotteserkenntnis des N. T. besteht darin, daß es G. als den Vater Jesu Christi kennt. In Christus wird G. nach seinem tiefsten Wesen der Welt offenbar, Mt. 11, 27, in ihm wohnt alle Fülle der Gottheit, Kol. 1, 19; 2, 9, durch ihn wird G.s Gnade und Wahrheit erkannt, Joh. 1, 14, von ihm her wissen die Apostel, daß G. die Liebe ist, 1 Joh. 4, 8, daß er nicht bloß auch erbarmend sich herablassen kann, sondern daß liebende Selbstmitteilung sein eigentliches Wesen ist. Durch Christum werden die Gläubigen Kinder G.s, Ga. 3, 26; 1 Joh. 3, 1. Der Vatername tritt jetzt nicht mehr bloß an besonders wichtigen Stellen der göttlichen Offenbarungsgeschichte hervor, sondern er wird zum bleibenden Ausdruck der vollen neutestamentl. Gotteserkenntnis, wenn es auch nichtsdestoweniger dabei bleibt, daß G. als verzehrendes Feuer alles Unreine von sich ferne hält, Hbr. 12, 29, daß kein Knecht der Sünde in sein Reich eingehen kann, 1 Kor. 6, 9 f., und daß des Menschen Heiligung G.s Wille ist, 1 Th. 4, 3. So ist im Neuen Bund die Liebe die Grundeigenschaft G.s, und die Heiligkeit ist wesentlich „die Schutzwehr der Liebe“ (Nitzsch), welche in der Selbstmitteilung doch die Erhabenheit und Reinheit des göttl. Wesens gegenüber der menschlichen Unreinheit aufrecht erhält. — Die Persönlichkeit Gottes wird so gut wie sein Dasein überhaupt in der h. Schrift durchweg vorausgesetzt. Daß G. Selbstbewußtsein (1 Kor. 2, 11) und Freiheit persönlicher Selbstbestimmung zukomme, ist die Vorausfetzung der ganzen alt- und neutestamentl. Offenbarungsgeschichte. Sie kommt insbesondere auch darin zum Ausdruck, daß die h. Schrift von G. Aussagen gebraucht, welche nach der Analogie unseres persönlichen Geisteslebens gebildet sind, indem sie z. B. Zorn, Reue, Eifer usw. G. zuschreibt. Mag diese Übertragung etwas Unangemessenes an sich haben, sofern G. nicht endlicher, sondern unendlicher Geist und besonders sofern er durchaus heilig ist, so ist sie doch insofern gerechtfertigt, als in G. der unendliche Reichtum geistigen Lebens auch zur Einheit persönlichen Bewußtseins zusammengefaßt zu denken ist, wenn wir nicht an der Stelle eines lebendigen G.s ein blindes Weltgesetz bekommen sollen. — Ihren vollen und feierlichen Ausdruck findet die christliche Gotteserkenntnis in dem Bekenntnis zur göttlichen Dreieinigkeit, Mt. 28, 19; Rö. 11, 36; 1 Kor. 12, 4–6; 2 Kor. 13, 13. Die Lehre von der Dreieinigkeit faßt nicht bloß die zeitlichen Offenbarungen G.s durch den Sohn und durch das Wirken des Geistes zusammen, sondern sie bringt zugleich die Gewißheit zum Ausdruck, daß diese Offenbarungsformen nicht zufällig, dem Wesen G.s fremd sind, sondern in diesem ihren ewigen Grund haben. Indem dem Vater in der Einheit göttl. Wesens der Sohn und der Geist zur Seite gestellt werden, ist damit die Erkenntnis ausgesprochen, daß G. von Ewigkeit her der G. der Erlösung und Heiligung, der verzeihenden Gnade und sich selbst mitteilenden Liebe ist. — 5) In der christl. Glaubenslehre (weiteres s. im Art. Gottesbegriff, Kirchenlexikon I, 643 ff.) werden die Eigenschaften G.s eingeteilt in solche, die sein Wesen, und solche, welche sein Verhältnis zur Welt beschreiben, oder in Eigenschaften des Seins, des Wissens und des Wollens. Bleiben wir mehr beim bibl. Sprachgebrauch, so werden uns für die Zusammenstellung der göttl. Eigenschaften die drei Sätze: G. ist Geist, Joh. 4, 24, G. ist Licht, 1 Joh. 1, 5, G. ist Liebe, 1 Joh. 4, 8, als Überschriften dienen können. Als Geist, und zwar vollkommener Geist, Vater der Geister (Hbr. 12, 9), hat Gott unendliche Lebensfülle in sich, er ist ewig, Ps. 90, 2. 4; 102, 13; Off. 1, 4; 22, 13, unveränderlich und unvergänglich, Ps. 102, 28; Rö. 1, 23; 1 Tim. 6, 16, unendlich, 1 Kö. 8, 27; Jes. 66, 1; Ap. 17, 24, allgenugsam und selig, Ap. 17, 25; 1 Tim. 6, 15. Er erweist sich der Welt gegenüber als allmächtig, Ps. 77, 15; Lu. 1, 37, allgegenwärtig, Ps. 139; Jer. 23, 23, allwissend, Ps. 7, 10; Mt. 6, 8; Hbr. 4, 13, weise, Hi. 12, 13; Rö. 11, 33; 1 Tim. 1, 17. Als das Licht ist G. rein und heilig, Jes. 6, 3 ff., die höchste persönliche Wirklichkeit des Guten, Mt. 19, 17, gerecht, Rö. 2, 5 ff.; 2 Tim. 4, 8; 1 Joh. 1, 9, treu, 1 Kor. 1, 9; 10, 13; 2 Tim. 2, 13, und wahrhaftig, Rö. 3, 4; Hbr. 6, 18. Als die Liebe teilt G. nicht bloß freundlich und gütig seine Gaben aus, Ps. 107, 1, er ist auch langmütig und geduldig, 2 Mo. 34, 6; ihre höchste Stufe aber erreicht seine Liebe in seiner Barmherzigkeit u. Gnade, die er durch die Hingabe seines Sohnes in den Tod erweist, Rö. 8, 32; 1 Joh. 4, 10. So ist G. die unendliche persönliche Wirklichkeit des Guten; sich als sein Kind zu beweisen, schließt die höchste fittliche Aufgabe in sich, Mt. 5, 44 f. — Noch bedürfen einige eigentümliche Ausdrucksweisen der Erklärung. Nicht selten begegnen wir im A. T. der Formel: G. aller Götter, 2 Mo. 15, 11; 5 Mo. 10, 17; Ps. 86, 8, oder Redeweisen wie: Jahveh ist erhaben, ist furchtbar über alle Götter, Ps. 96, 4; 97, 9. Daß damit diesen anderen Göttern nicht der gleiche Rang und die gleiche Macht wie Jahveh zugeschrieben werden soll, mag Ps. 96, 4 vgl. mit V. 5 zeigen. — In einzelnen Stellen sind unter den Göttern obrigkeitliche Personen, namentlich Richter zu verstehen, so 2 Mo. 21, 6; 22, 7. 8; Ps. 82, 6; Joh. 10, 34. — 2 Mo. 4, 16; 7, 1 wird das Verhältnis Moses zu Aaron mit dem Verhältnis G.s zu dem seine Worte empfangenden und verkündigenden Propheten verglichen. — Wenn Ps. 36, 7 Berge G.s, Ps. 80, 11 Zedern G.s genannt sind, so sind damit hohe Berge, gewaltige Zedern gemeint, welche den Gedanken an G.s Schöpfermacht besonders nahelegen. — Der Satan heißt der G. dieser Welt, 2 Kor. 4, 4; Eph. 2, 2, weil die gottfeindliche Welt ihm dieselbe Ehre und denselben Gehorsam erzeigt, der eigentlich G. gebührte, und Phi. 3, 19 werden solche genannt, denen der Bauch ihr G., d. h. ihr Höchstes ist.
O. Kirn.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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