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Prophet, Prophetentum. Vergl. dazu als Ergänzung den Art. Weissagung. I. Im Alten Testament. 1) Allgemeines Wesen u. Aufgabe. Das griechische Wort Prophet, wie das hebräische nabi, bezeichnet einen Sprecher, nämlich, was zu ergänzen ist, einen Sprecher oder Verkündiger göttlicher Offenbarung. Nach der Grundstelle für Wesen u. Bedeutung des Prophetentums 5 Mo. 18, 15–22 (vgl. darüber Art. Messias 4) wird einer zum Propheten dadurch, daß Gott ihm Seine Worte in den Mund legt und ihn mit dem Reden dieser Gottesworte in Gottes Namen beauftragt, vgl. Jer. 1, 9: „ich lege meine Worte in deinen Mund“; 15, 19: „du sollst mein Mund sein“. Das Verhältnis Aarons, des Wortführers, zu Mose, der ihm sagt, was er reden soll, bildet daher das des Propheten zu Gott ab, 2 Mo. 4, 15 f.: „er soll dein Mund sein und du sollst sein Gott sein“, vgl. 7, 1. Der Zusammenhang der Grundstelle mit dem V. 9–14 vorangehenden Verbot heidnischer Wahrsagerei zeigt, daß Gott mit seinen Reden durch der Propheten Mund dem Bedürfnis genügen will, welches die Heiden durch Wahrsagerei zu befriedigen suchten, dem Bedürfnis nach Aufklärung über die Gedanken und Absichten der Gottheit. Das Licht, welches die Heiden suchten aber nicht fanden, hat Gott seinem Volk durch die Propheten geschenkt; darum ist Israel an Gottes Offenbarungswort gewiesen (Jer. 8, 19). Die V.en sind nichts anderes als die Werkzeuge der göttl. Offenbarung an das Volk. Aber eben deswegen ist ihre Aufgabe nicht nur die Vorherverkündigung. Vielmehr vertraut Gott alles, was er seinem Volk zu sagen hat, dem Mund der Propheten, und so mannigfaltig der Inhalt der göttl. Offenbarung ist, so mannigfaltig auch der des prophetischen Zeugnisses. Die Geltendmachung des heil. Willens Gottes gegenüber der Sünde Einzelner wie des Volkes (vgl. z. B. 1 Sa. 13, 13 f.; 15, 10–35; 2 Sa. 12, 1–14 und die Bußreden in den prophetischen Büchern) besonders auch mit Betonung des zwischen äußerlichem Gottesdienst und wahrer Gottesfurcht bestehenden Gegensatzes (vgl. Art. Gesetz I. B. 2), die Ankündigung nahe bevorstehender Gerichts- u. Rettungstaten Gottes, die Aufgabe des Wächters oder Spähers, der ausschaut nach dem, was im Anzug begriffen ist, und zur Bereitschaft dafür mahnt, warnt oder tröstet (Am. 3, 7; Jer. 6, 17; Jes. 8, 1–4; Hab. 2, 1–3), die Enthüllung der noch fern liegenden Ziele, denen Gott die Geschichte des Volkes Gottes wie der Menschheit zuführt (vgl. die messianischen Weissagungen u. Stellen wie Jes. 65, 17): das alles gehört in den Bereich der Propheten als der Sprecher Gottes, der Dolmetscher seiner Ratschlüsse und seines Willens. Das Prophetenwort gilt daher nicht bloß dem jeweiligen Bedürfnis derer, denen es zuerst gesagt wurde, sondern auch den späteren und spätesten Geschlechtern, 1 Pe. 1, 12, wie es überhaupt als Verkündigung ewiger göttlicher Wahrheit der Menschheit einen bleibenden Wahrheitsbesitz vermittelt, Mt. 5, 17; 2 Pe. 1, 19. — 2) Berufung und Ausrüstung der Propheten. a. Zum P.en Gottes wird ein Mensch weder durch eigene Wahl und Vorbildung noch durch natürliche Anlage. Anlage und Kenntnisse werden allerdings auch in den Dienst des proph. Berufes gestellt; denn nicht nur der Mund des P.en, sondern der ganze Mensch wird von Gott in seinen Dienst genommen und die individuelle Verschiedenheit der P.en prägt sich in ihrem proph. Wirken aus; auch können sie sich zum Empfang der göttl. Offenbarung vorbereiten und in die richtige Stimmung versetzen, etwa durch Musik wie Elisa, 2 Kö. 3, 15, oder durch Gebet und innere Sammlung, vgl. Hab. 2, 1 f. im Zusammnenhang mit 1, 12–17; Jer. 42, 4; aber sich selbst zum P.en machen und die Weissagung selbst erzeugen können sie nicht; Habakuk muß nach 2, 1 warten auf die göttliche Stimme und Jeremia erhält nach 42, 7 erst nach zehn Tagen eine erbetene Antwort von Gott. b. Vielmehr ist zum Prophetentum nötig eine göttliche Berufung; die P.en werden, wie es 5 Mo. 18, 15. 18 heißt, von Gott „erweckt“ oder „gesendet“, Jer. 7, 25; 25, 4; Hes. 2, 3; vgl. die Berufung des Mose, 2 Mo. 3, des Samuel, 1 Sa. 3, das Zeugnis des Amos (7, 14 f.), Jesaja (Kap. 6), Jeremia (Kap. 1), Hesekiel (1–3, 21) über ihre Berufung. Von einem eigenen Verlangen oder Versuch, P. zu werden, ist da nirgends eine Andeutung. Samuel erkannte die Stimme des berufenden Gottes nicht einmal; so wenig war er auf seinen Ruf gefaßt. Amos war ein den prophet. Kreisen ganz fern stehender Mann, aber die überwältigende Macht des göttl. Rufes (vgl. 3, 8) ließ ihn seine Herde verlassen. Mose u. Jeremia weigern sich zuerst, der Aufforderung Gottes zu folgen, beide mit Berufung auf ihre Untüchtigkeit, und Jesaja gewinnt erst durch eine besondere Erfahrung der sündentilgenden Gnade Gottes die Freudigkeit, Gottes Bote an sein Volk zu werden. Jona will sich dem ihm gewordenen Auftrag durch die Flucht entziehen (Kap. 1). Dabei verfährt Gott in seiner Wahl der P.en ganz srei; nur daß er sich auf Israel („aus deinen Brüdern“, 5 Mo. 18, 15. 18) beschränkt, aber an einen bestimmten Stamm oder bestimmte Geschlechter gleich dem Priestertum ist das Prophetentum nicht gebunden. Darum finden wir neben Männern aus angesehenem Priestergeschlecht, wie Jeremia und Hesekiel, und von hoher Lebensstellung u. Bildung wie Jesaja, unter den P.en auch einen armen Rinderhirten, den Amos. Selbst das vom Priestertum ausgeschlossene weibliche Geschlecht ist vertreten. Mag auch Jes. 8, 3 „Prophetin“ die Gattin des P.en bezeichnen, so heißen doch Mirjam 2 Mo. 15, 20, vgl. 4 Mo. 12, 2, Debora Ri. 4, 4, Hulda 2 Kö. 22, 14, Hanna Lu. 2, 36, so wegen der ihnen verliehenen Gabe der Weissagung. Bei und infolge der Berufung werden die P.en c. von Gott für ihren Beruf ausgerüstet. aa. Sie bekommen den Geist des Herrn, 4 Mo. 11, 1. 25; 1 Sa. 10, 6. 10; 19, 20–24; vgl. Joel 3, 17; Mi. 3, 8: „ich aber bin voll Kraft u. Geistes des Herrn, voll Rechts u. Stärke, daß ich Jakob sein Übertreten und Israel seine Sünden anzeigen darf“, Jes. 61, 1; Sach. 7, 12. Ein gründlicher Forscher auf dem Gebiet des alttestamentlichen Prophetentums*) glaubt, daß die Geistesbegabung, welche für die P. wesentlich gewesen sei, doch nicht dazu gedient habe, ihnen die göttl. Offenbarung zu vermitteln, daß sie die Enthüllung göttl. Wahrheit nicht diesem Geiste verdankt haben; derselbe habe sie nur zum Offenbarungsempfang fähig gemacht. Er habe eine allgemeine Anregung, Belebung, Steigerung der geistigen Tätigkeit, Erhellung der Begriffswelt, Steigerung des Gedächtnisses, Schärfung der Urteilsfähigkeit, Erwärmung des Gefühls, Anspannung des Willens gewirkt, auch eine heiligende Kraft ausgeübt. Diese Wirkungen sind nicht zu bestreiten, vgl. bes. außer Mi. 3, 8 das Wort Samuels an Saul, 1 Sa. 10, 6: „da wirst du ein anderer Mann werden“. Aber diesem Geist des Herrn die Vermittlung des höheren Wissens der P.en abzusprechen, scheint doch schon angesichts der angeführten Stellen gewagt und stimmt jedenfalls nicht mit der Aussage des N. T.s, derzufolge „der Geist Christi, der in den P.en war, bezeuget hat die Leiden, die Christo sind, und die Herrlichkeit darnach“, 1 Pe. 1, 11, vgl. 2 Pe. 1, 21. Die Entscheidung hängt wesentlich davon ab, wie man das Reden Gottes zu den P.en auffaßt (s. unten). bb. Auch die Wunderkraft finden wir öfters bei P.en; Mose, Elia und Elisa besitzen sie in reichem Maß. Samuels Geschichte berichtet wunderbare Gebetserhörungen, 1 Sa. 7, 9 f.; 12, 16–18; und Jesaja weiß, daß ihn sein Gott nicht wird zuschanden werden lassen, wenn er dem Ahas „ein Zeichen unten in der Hölle oder droben in der Höhe“ anbietet, 7, 11, s. auch 38, 8. Doch ist das Wundertun dem prophet. Beruf nicht wesentlich, und es ist bezeichnend für die geistige Höhe des A. T., daß es die Zeichen u. Wunder nur in Verbindung mit einer durch ihren Inhalt als göttliche Wahrheit sich erweisenden Verkündigung als Beglaubigung wahren Prophetentums anerkennt. P.en, die Widergöttliches reden, können auch durch Zeichen und Wunder ihren göttlichen Beruf nicht erweisen, 5 Mo. 13, 1–3. Das Wesentlichste beim P.en ist, daß er Gottes Wort hat und in Gottes Auftrag verkündigt. Aber cc. wie empfängter das Wort Gottes, in welcher Form ergeht die göttliche Offenbarung an ihn? 4 Mo. 12, 6–8 erscheinen drei Formen des Offenbarungsverkehrs zwischen Gott und dem Propheten: Gesicht, Traum, mündliches Reden Gottes mit sichtbarer Selbstdarstellung. Die letzte, höchste Form (wörtlich „Reden von Mund zu Mund“) macht nach dieser Stelle den eigentümlichen Vorzug des Mose aus, vgl. 5 Mo. 34, 10. Beispiele dafür siehe 2 Mo. 3, 3ff.; 19, 19; 20, 21 f. Für die Form des Traums findet sich bei eigentlichen P.en außer Da. 7, 1 kein ganz sicheres Beispiel; um so häufiger beriefen sich die falschen P.en auf Träume, Jer. 23, 32, vgl. 5 Mo. 13, 1–5. Doch dienen die Träume häufig zu Mitteilungen an solche, die, ohne eigentliche Werkzeuge der Offenbarung zu sein, außerordentlicherweise einen Aufschluß von Gott bekommen sollen (vgl. Art. Traum). Dagegen ist die Form des „Gesichtes“ bei den P.en sehr häufig, weshalb sie auch öfters als „Seher“ oder „Schauer“ bezeichnet werden, 1 Sa. 9, 9; 1 Chr. 21, 9; 25, 5; 29, 29. Wir finden in den prophet. Büchern zahlreiche Beschreibungen solcher Gesichte von den einfachsten bis zu den kompliziertesten, z. B. Am. 7–9; Jer. 1, 11 ff.; Jes. 6; Hes. 1, 4 ff.; 37, 1–14; Sach. 1–6. Es hat sich sogar infolge davon, daß die Offenbarung häufig durch ein Gesicht empfangen wurde, für die Weissagung die Bezeichnung „Gesicht“ gebildet, z. B. Jes. 1, 1; 2, 1; Ob. 1; Na. 1, 1 (wo Luther geradezu „Weissagung“ übersetzt); oder sagt der P., daß er das Wort, das er verkündigt „geschaut“ oder „gesehen“ hat, Mi. 1, 1; Jes. 13, 1; Jer. 38, 21 („Wort, welches mich Jahveh hat sehen lassen“, Luther: „mir gezeigt hat“). Die Ansicht*), es handle sich bei den Gesichten um Erscheinungen, welche Gott aus der gewöhnlich unsichtbaren Welt den P.en habe entgegentreten lassen und welche dann von diesen in wachem Zustand wirklich mit den geöffneten äußern Augen gesehen worden seien; der unsichtbare Welthintergrund habe sich für das äußere Auge des P.en geöffnet, so daß sich z. B. für Hesekiel wirklich der Thronwagen Gottes gezeigt habe: diese Ansicht wäre an sich zulässig bei solchen Gesichten, in denen sich dem P.en wirklich Existierendes zu schauen gab, in Jes. 6 und 2 Kö. 6, 17, und, wenn man sich entschließen kann, einen Thronwagen Gottes für wirklich vorhanden zu halten, Hes. 1. Doch wäre damit der dem Mose 4 Mo. 12, 6–8 zugeteilte Vorzug zugunsten anderer P.en wieder aufgehoben. Aber wie soll diese Erklärung möglich sein bei solchen Gesichten, deren Gegenstand der Natur der Sache nach in äußerer Wirklichkeit nicht vorhanden gewesen sein kann, sondern nur ein Sinnbild ist, wie in Am. 7 u. 8 der Bildner der Heuschrecken, das die Tiefe verzehrende Feuer, der Mann mit der Bleischnur, in Am. 8 der Korb mit reifem Obst, Jer. 1 der Stab u. der siedende Topf, Hes. 37, 1 ff. das Feld mit den Totengebeinen? Ohne Zweifel hatten die P.en, wenn sie ein Gesicht sahen, dieselbe Empfindung, wie wenn sich ein äußerer Gegenstand dem Gesichtssinn darbietet, aber die Tatsachen des Traumes beweisen, daß der Mensch solche Empfindungen haben kann, auch ohne die entsprechenden äußeren Sinneseindrücke. Man wird daher anzunehmen haben, daß durch ein Einwirken Gottes auf die Seele für dieselbe solche Empfindungen hervorgerufen wurden, wie sie sonst durch Einwirkung eines äußeren Gegenstandes auf den Gesichtssinn entstehen. Der Unterschied des Gesichts von der Gottes- (oder Engels-) erscheinung ist der, daß bei der letzteren dem Menschen ein Gegenstand der Anschauung in äußerer Wirklichkeit entgegentritt und auf die Sinne wirkt, während derselbe im Gesicht nicht in der äußeren Wirklichkeit vorhanden, sondern nur der Seele als Bild vorgestellt ist. Im Traum widerfährt letzteres dem schlafenden Menschen, im Gesicht dem wachenden. — Noch häufiger als auf Gesichte berufen sich die P.en auf das, was Gott zu ihnen gesprochen hat, und führen ihre Rede mit einem „so spricht“ oder „hat gesprochen der Herr“ ein. An sich ist das Vorkommen von durch den Gehörsinn vernehmbaren Stimmen Gottes so wenig zu leugnen als das von Gotteserscheinungen, vgl. Joh. 12, 28–30, andererseits aber lassen sich Fälle wie 1 Sa. 3, wo Samuel, als Gott ruft, Elis Stimme zu hören glaubt, auch so erklären, daß Gott durch eine Einwirkung auf die Seele die Gehörsempfindung hervorrief. Vielfach aber hat man sich das Reden Gottes wohl einfach als innere Einsprache zu denken, dergestalt, daß Gott die Gedanken, die er dem P.en mitteilen wollte, in seinem Geiste aufleuchten ließ. Das Erlebnis des P.en mag dabei Ähnlichkeit gehabt haben mit jenen bekannten Erfahrungen, wenn einem, wie man sagt, ein Licht aufgeht, oder wenn einem Forscher oder Dichter ein genialer Gedanke kommt, nur daß der P. dieses Licht dem Einfluß Gottes auf seinen Geist verdankte und dabei das sichere Bewußtsein hatte, daß es von Gott stammte. Übrigens liegt es in der Natur der Sache, daß man das Wesen von Vorgängen, welche dem allgemein menschlichen Erfahrungsgebiet nicht angehören, eben weil uns die Erfahrungen fehlen, nicht vollständig zu erkennen vermag. dd. Die Frage, ob sich die P.en beim Empfang der Offenbarung in einem Zustand der Entzückung (Ekstase) befanden, läßt sich weder unbedingt bejahen, noch verneinen. Wenn Petrus (Ap. 10, 10; 11, 5) und Paulus (2 Kor. 12) entzückt werden, so können solche Zustände auch der P.en nicht unwürdig sein. Allein die Entzückung des Paulus, bei welcher er „unaussprechliche Worte“ hörte, scheint nicht der Mitteilung einer göttl. Offenbarung gedient zu haben, bei Petrus aber war offenbar das gewöhnliche, wache Bewußtsein nicht aufgehoben. Bei den P.en ist jedenfalls deutlich, daß sie einer das klare Bewußtsein aufhebenden Entzückung bei Vernehmung der göttl. Mitteilung nicht unterworfen waren; man vgl. das Verhalten Jesajas bei seiner Berufung, K. 6, der sich seiner sündhaften Unreinigkeit Gott gegenüber vollständig bewußt bleibt, oder des Jeremias K. 1, der durchaus nüchtern seine Jugend geltend macht. Wo aber Zustände der Unterdrücktheit des Selbstbewußtseins, der Betäubung vorkommen, wie Hes. 1, 28–2, 2; 3, 23 f.: Da. 8, 18; 10, 9–11, sind sie nur begleitende Umstände. Zur Vernehmung des Gotteswortes werden die P.en wieder in den normalen Geisteszustand hergestellt. ee. Noch besonders hervorzuheben ist, wie nicht nur die P.en ein ganz klares Bewußtsein haben, daß sie nicht einen selbsterzeugten, sondern einen gegebenen Inhalt verkündigen, sondern auch dieser Inhalt selbst sich oft ganz deutlich von den eigenen Gedanken der P.en unterscheidet. Schon das ist bemerkenswert, daß sich die P.en öfters selber von ihrer Weissagung wie von einer erschütternden Kunde, die sie vernommen haben, ergriffen zeigen, z. B. Jes. 16, 9–11; Jer. 4, 19–21. Noch wichtiger aber ist der Gegensatz, in welchem öfters das Wort Gottes, das der P. verkündigt, zu seinem eigenen Meinen und Wünschen steht. So muß Samuel, 1 Sa. 3, dem Eli eine ihm selbst schmerzliche Kunde bringen, 8, 6–9, gegen seinen Sinn einen König einsetzen und, K. 15, dem Saul seine Verwerfung, die er gerne (vgl. 9, 11 und 16, 1) abgewendet hätte, ankündigen. Nathan muß seine gegen David ausgesprochene Ansicht über den Tempelbau zurücknehmen, 2 Sa. 7, 1–7. Den Habakuk veranlaßt die ihm, 1, 5–11, gewordene Kunde zu einem ringenden Gebete zu Gott, V. 12–17. Vornehmlich bietet Jeremia das Bild eines Mannes, der mit Verkündigung einer ihm selber schrecklichen Wahrheit beauftragt, angesichts der Leiden, die ihm sein P.enberuf bereitete, am liebsten geschwiegen hätte, aber dem Drang des Geistes, das in ihn gelegte Gotteswort zu reden, nicht zu widerstehen vermag, vgl. als Hauptstelle 20, 7 ff. und s. d. Art. Jeremia. — 3) Falsche Propheten. Durch den ihnen von Gott gewordenen Auftrag, unter dessen Inhalt sie selber sich beugen, unterscheiden sich die wahren P.en von den falschen, die zuzeiten zahlreich unter dem Volk auftraten. 1 Kö. 22, 20–23 erscheinen P.en, die im Dienst Jahvehs stehen wollen, V.5. 24, von einem falschen Geiste irregeführt. Von einer ähnlichen vom Herrn ausgehenden Betörung ist Hes. 14, 9 die Rede. Gewöhnlich aber erscheinen die falschen P.en als im Dienst heidnischer Götter stehend, somit heidnischer Wahrsagerei ergeben, 1 Kö. 18, 19; Jer. 23, 13; vgl. 5 Mo. 13, 1 ff., oder als dem Namen nach Jahveh ergeben, aber ohne göttl. Beruf u. Offenbarung „ihres Herzens Gesichte“ verkündigend und „nicht aus des Herrn Mund“ predigend, Jer. 23, 16. Sie sind von dem Herrn nicht gesandt, V. 21, vgl. 5 Mo. 18, 20, folgen ihrem eigenen Geist und haben keine Gesichte, Hes. 13, 3, reden Lügen und berufen sich fälschlich darauf, daß der Herr zu ihnen geredet habe. Gerne berufen sie sich auf Träume, Jer. 23, 25. 32. Was sie aus ihrem eigenen Geist heraus sagen, entspricht dann auch dem Sinn und den Wünschen des Volkes; sie sind falsche Friedensprediger, welche predigen: „Friede, Friede“ und ist doch kein Friede, Jer. 6, 14; 8, 11; 14, 13, vgl. 28, 8 f.; Hes. 13, 10. Damit bestärkten sie das Volk in seiner falschen Sicherheit und seiner Sünde, Jer. 23, 14; 27, 14; Hes. 13, 22, und so zeugt der Inhalt ihrer eigenen Rede wider ihre angebliche Berufung, Jer. 23, 22; wie sie auch selber schändlich lebten, Jer. 23, 14; 29, 20–23, auch um Geld weissagten, Mi. 3, 5. 11. Während daher der wahre P. dessen gewiß ist, daß das von ihm verkündigte Gotteswort sich als wahr bewährt, Jes. 55, 11, und sich kräftig erweist, Jer. 23, 29, wird das, was der falsche P. geredet hat, durch das Ausbleiben seiner Erfüllung in seiner Nichtigkeit offenbar, 5 Mo. 18, 22. — 4) Das prophetische Schrifttum. Bezüglich der Bücher der einzelnen Propheten vgl. die betreffenden Artikel; hier ist folgendes zu bemerken. Abgesehen von der schriftstellerischen Tätigkeit Moses, welche dazu diente, die durch ihn gegebenen Grundlagen für das religiöse Leben des Volks späteren Geschlechtern zu erhalten und der ähnlichen des Josua und Samuel (Jos. 24, 26; 1 Sa. 10, 25), finden wir eine schriftstellerische Tätigkeit von P. in der älteren Zeit nur in der Form prophetischer Geschichtsschreibung. Die Geschichtsbücher tragen mehr oder weniger den Charakter dieser prophetischen Darstellung der Geschichte (die Bücher Josua, Richter, Samuels und der Könige heißen in der hebr. Bibel „die früheren Propheten“). Um der bleibenden Bedeutung der israelitischen Geschichte für das Reich Gottes willen mußte sie aufgezeichnet werden. Doch liegt die Aufgabe der prophet. Geschichtsschreibung nicht einfach im Berichten der Tatsachen, sondern in dem Nachweis des gerechten und gnädigen Waltens Gottes in der Geschichte seines Volkes, in der Beleuchtung dieser Geschichte durch das dem Einblick in Gottes Wesen, Regierungsgrundsätze und Plane entstammende Licht. Indem die P.en Gottes Gedanken in der Führung seines Volkes enthüllen, lehren sie dessen Geschichte als eine Offenbarung Gottes verstehen, und darin liegt der eigentümliche Wert und der heilige Charakter ihrer Geschichtsschreibung, dadurch sie selber ein mitwirkender Faktor in der Geschichte des göttl. Reiches wird. Dabei hat man Anzeichen genug, daß die P.en die berichteten geschichtlichen Tatsachen nicht auf andere Weise erfahren haben als andere Menschen, aber das höhere Verständnis derselben verdanken sie ihrer prophet. Erleuchtung. Als den Anfänger dieser Geschichtsschreibung kann man Mose betrachten, 2 Mo. 17, 14. Die Chronik erwähnt als geschichtschreibende P.en den Samuel, Nathan, Gad 1 Chr. 29, 29, Ahia und Jeddi 2 Chr. 9, 29, Semaja und Iddo 2 Chr. 12, 15; 13, 22, Jehu 20, 34, Jesaja 26, 22; 32, 32, vgl. den geschichtlichen Abschnitt Jes. 36–39 und Jer. 36–45. In demselben Maße aber, in dem die prophetische Wirksamkeit aufhörte, sich auf die Gegenwart zu beschränken, und das Wort der P.en eine Bedeutung für die Zukunft gewann, entstand die Notwendigkeit einer Aufzeichnung der prophetischen Reden. Dadurch wurde das Wort der P.en, das in der Gegenwart vielfach taube Ohren fand (vergl. z. B. Jes. 6, 9 f. und die Wirksamkeit des Jeremia), späteren Geschlechtern aufbewahrt zu ihrer Belehrung, Warnung und Tröstung, indem es ihnen nicht nur allgemeine ewig gültige sittlich-religiöse Wahrheiten mitteilte, sondern ihnen auch die Ziele den Wege Gottes enthüllte, wie es ihnen andererseits den Beweis lieferte von der Wirklichkeit und Wahrheit der Offenbarung des lebendigen Gottes, der den Gang der Dinge und die Verwirklichung seiner Gedanken durch denselben zum voraus angekündigt hatte; vgl. Jes. 8, 1–4; Hab. 2, 1–3 und zahlreiche Stellen in Jes. 40 ff., z. B. 41, 21–29; 42, 9; 43, 9–13; 44, 25 f.; 45, 18–21. Diesen prophetischen Reden fühlt man vermöge der Lebhaftigkeit und dem hohen Schwung, ja der Erregtheit ihrer Sprache häufig die innere Ergriffenheit des P.en an, so daß man sieht, sie sind in derselben Gemütsverfassung niedergeschrieben, in der der P. sie vor dem Volk verkündigt hatte, sei es, daß sie alsbald aufgezeichnet wurden, oder daß bei späterer Aufgeichnung die lebhafte Erinnerung die frühere Gemütsstimmung wieder wach rief. Andere hingegen zeigen in ruhigerer Sprache und breiterer Ausführung den nicht mehr unmittelbar im Kampfe stehenden, sondern mehr in Ruhe den Hauptinhalt seiner Reden zusammenfassenden und darstellenden P.en. Ein ausdrückliches Zeugnis für solche Entstehung einer Sammlung prophet. Reden findet sich Jer. 36, 1–4; 27–32. — 5) Geschichte des Prophetentums. Sofern sie göttlicher Offenbarungen gewürdigt wurden, können Männer wie Noah u. Abraham P.en im weiteren Sinn des Worts heißen 1 Mo. 20, 7; Ps. 105, 15. Aber Sprecher Gottes, mit göttl. Aufgaben betraut, waren sie doch nicht, sondern empfingen die göttl. Weisungen mehr für sich selbst (denn in Stellen wie 1 Mo. 12, 8, wo es in der deutschen Bibel heißt: „Abram predigte von dem Namen des Herrn“ ist vielmehr zu übersetzen „rief an den N. d. H.“). Der erste eigentliche P. und Dolmetscher des göttl. Willens an das Volk Gottes ist vielmehr Mose, freilich um seines besonders nahen Verhältnisses zu Gott (4 Mo. 12, 1 ff.) und um seiner einzigartigen Stellung als Führer u. Gesetzgeber des Volkes willen mehr als ein P., aber doch auch wieder nach 5 Mo. 18, 15 („einen Pr. wie mich“) das Ur- und Vorbild des P.en, wie sich denn auch schon in seinen Reden die Grundgedanken der späteren P.en, Sünde des Volkes, Gericht, Wiederbegnadigung des Volkes, finden, vgl. 3 Mo. 26; 5 Mo. 28, 32. Neben ihm finden wir 2 Mo. 15, 20 Mirjam als Prophetin bezeichnet, und 4 Mo. 12, 1 ff. nimmt sie und Aaron die Ehre in Anspruch, daß Gott durch sie rede; 4 Mo. 11, 16 ff. erscheinen 70 Männer, die an Moses Geist der Weissagung Anteil bekommen. Entsprechend der 5 Mo. 18, 15ff. verheißenen Fortsetzung des zuerst durch Mose vermittelten Offenbarungsverkehrs zwischen Gott und seinem Volk, treten fortan immer von Zeit zu Zeit P.en auf, freilich in der Richterzeit nur vereinzelt, vgl. Ri. 4, 4 die prophet. Richterin Debora, 6, 7 ff. (vielleicht auch schon 2, 1 ff., wenn man dort statt „Engel“ „Bote des Herrn“ übersetzen darf) und 1 Sa. 2, 27 einen ungenannten P.en. Was von der Zeit Elis gesagt ist, „des Herrn Wort war teuer und war wenig Weissagung“, 1 Sa. 3, 1, scheint von der ganzen Richterzeit zu gelten, bis am Schlusse dieses Zeitabschnittes die gewaltige Prophetengestalt Samuels auftritt, der die religiöse und auf Grund davon die nationale Erneuerung des Volkes anbahnt und mit einer Entschiedenheit, welche auch alles eigene Wünschen und Wohlmeinen unter den Gehorsam gegen Gott gefangen gibt, den heil. Willen Gottes vornehmlich auch gegen Saul vertritt, hierin das Vorbild für die ganze Stellung des Prophetentums dem Königtum gegenüber, und in dem Wort 15, 22 das Programm aufstellt für die prophet. Beurteilung der gottesdienstlichen Werke. In Samuels Zeit treten Prophetenvereine auf, sogen. Prophetenschulen. Die 1 Sa. 10, 5. 10 f. erwähnte Vereinigung von P.en kann dieselbe gewesen sein wie die 19, 18 ff. erwähnte zu Najoth (d. h. Wohnungen) bei Rama (s. Art. Najoth). Diese Vereinigung erkannte den Samuel als ihr Haupt an (vgl. V. 20). Auch zu Elisas Zeit treffen wir P.vereine zu Bethel, Jericho und Gilgal, 2 Kö. 2, 3. 5; 4, 38, deren Glieder „Söhne (Luther: Kinder) der P.en“ heißen, was gleich dem Ausdruck „wohnen oder sitzen vor Elisa“, 4, 38; 6, 1, auf ein Jüngerverhältnis hinweist. Daß sie beisammen wohnten oder wenigstens ein Lokal zur Versammlung hatten, zeigt 6, 1 ff.; eine gemeinsame Mahlzeit ist 4, 38 ff. erwähnt; hinwiederum ergibt sich aus 4, 1–7, daß sie verheiratet sein und eigene Wirtschaft führen konnten. Das mächtige Ergriffenwerden vom Geiste Gottes wie bei dem älteren P.verein finden wir bei diesen P.schülern nicht berichtet (doch beachte den Ausdruck „dieser Rasende“, den die Kameraden Jehus von einem P.schüler brauchen, 2 Kö. 9, 11 vgl. mit 1.); vielleicht war sie den Anfängen der neuen, mächtigen Geistesbewegung, welcher diese P.vereine entstammen, in höherem Grade eigentümlich (wie manche der im N. T. erwähnten Geistesgaben den Anfängen des Christentums). Die Genossen dieser P.vereinigungen sind schwerlich für unmittelbar von Gott berufene und ausgerüstete P.en zu halten; sie scheinen eine Unterscheidung zwischen unmittelbaren (eigentlichen) Propheten und mittelbaren nötig zu machen, „welche die von den unmittelbaren P.en ausgesprochenen Gedanken verarbeiteten, in Poesie u. Musik pflegten, unter dem Volk in Erinnerung hielten“; vielleicht wurde auch in ihren Kreisen die prophet. Geschichtsschreibung gepflegt. Diese oft sehr zahlreichen P.en mögen viel zur Förderung des echten Jahvehdienstes im Volk beigetragen haben und nach 1 Kö. 18, 4 haben viele ihre Treue gegen Jahveh mit dem Märtyrertod besiegelt. Andererseits konnte dieses ursprünglich der Begeisterung für Jahveh entsprungene P.tum auch ausarten zu einem ungeistlichen, berufsmäßigen P.tum, das um die Gunst des Hofes oder des Volkes buhlte, vgl. die 400 P.en 1 Kö. 22 und Am. 7, 12 ff., wo die verächtliche Rede des Amazia und der Protest von Amos dagegen, daß er ein P. von der Zunft sei, auf einen wenig ehrenwerten Charakter der berufsmäßigen P.en hinweist. Daß Gott sich unter diesen P.en einzelne zu seinen Werkzeugen erwählte, also ein mittelbarer P. ein unmittelbarer werden konnte, erhellt aus 1 Kö. 20, 35, daß er sich aber nicht an sie gebunden hat, aus Am. 7, 12 ff. — Nachdem der Ungehorsam Sauls ein Auftreten des durch Samuel vertretenen P.tums gegen den König hervorgerufen hatte, machte die Gott wohlgefällige Regierung Davids ein einträchtiges Zusammenwirken des Königs und der P.en möglich. Nathan stand dem König als Ratgeber zur Seite und durfte ihm eine göttliche Verheißung überbringen, 2 Sa. 7, 1, wurde auch der Erzieher Salomos, 12, 25; auf das nahe Verhältnis des P.en Gad zu David weist die Bezeichnung „Seher Davids“, 24, 11, hin. Aber das schloß nicht aus, daß sie als Boten Gottes dem David seine Versündigungen vorhielten und die göttliche Strafe ankündigten, 12, 1 ff.; 24, 11 ff. Als hernach Salomo sich der Abgötterei schuldig machte, kündigte Ahia dem Jerobeam an, daß er der Herrscher über zehn Stämme werden solle, 1 Kö. 11, 29 ff., aber dem infolge der Reichsspaltung drohenden Bruderkrieg wehrte das Wort Semajas, 12, 22–24. Jerobeams Abgötterei rief die Verfluchung des Altars zu Bethel durch einen ungenannten P.en aus Juda, Kap. 13, und die Ankündigung des Untergangs von Jerobeams Haus durch denselben Ahia, der ihm seine Erhebung auf den Thron verkündigt hatte, hervor. Unter Ahab entfaltete Elia in der P.verfolgung, der Isebel von Gott errettet und wunderbar erhalten, seine bedeutende Wirksamkeit. Das Gottesgericht auf dem Karmel gab dem Baalsdienst einen bedeutenden Stoß, Kap. 18, und Ahas selber demütigte sich infolge einer Gerichtsdrohung, 21, 17–29. Gleichzeitig mit ihm vertrat Micha, Sohn des Jemla, dem Ahab gegenüber das echte, durch keine Rücksicht auf die königliche Gunst beeinflußte P.tum, Kap. 22. Nach Elia aber setzte Elisa, der Erbe seines Berufes, 19, 16. 19, und seines Geistes, 2 Kö. 2, 9 ff., sein Werk fort, den Sturz des Hauses Omri durch Jehu veranlassend und seinen Einfluß selbst über die Grenzen Israels hinaus auf Syrien ausdehnend, vgl. 1 Kö. 19, 15 f. mit 2 Kö. 9, 1 ff.; 8, 7 ff. Durch seine Wunder für viele ein Wohltäter, stand er auch dem Hause Jehus im ganzen als Freund zur Seite; sein Tod wurde von dem König Joas als schwerer Verlust für König und Reich empfunden, 13, 14. Aber doch vermochten diese P.en nicht den religiösen und sittlichen Niedergang und damit den Untergang des Reiches abzuwenden. Nachdem dasselbe, gemäß der Weissagung des Jona, Sohn Amithais, 2 Kö. 14, 25, durch Jerobeam II. noch einmal eine Blütezeit erlebt hatte, mußte Amos aus dem Reich Juda dem „sündigen Königreich“ das Vertilgungsgericht ankündigen, Am. 9, 8, und sein etwas jüngerer Zeitgenosse Hosea, der die dem Untergang dieses Reiches vorausgehenden Wirren mit seinem Zeugnis begleitete, bezeichnete 8, 9 f.; 10, 6 Assur als Werkzeug des göttl. Gerichtes über Israel. Der letzte im nördl. Reiche wirkende P. ist Oded, 2 Chr. 28, 9–15. — Im Reiche Juda hatte der Jahvehdienst, für welchen die P.en im Nordreich gegenüber den abgöttischen Neigungen der Könige schwere Kämpfe kämpften, eine Stütze sowohl an dem Tempel und der Priesterschaft, als an dem davidischen Königshaus, aus dem eine Reihe gottesfürchtiger Herrscher hervorging. Das P.tum hat daher in diesem Reiche in den zwei ersten Jahrhunderten nicht die hohen Aufgaben und darum auch nicht die Bedeutung wie im Nordreich. — Freilich wenn ein König dem Herrn untreu ward, so fehlte es auch hier nicht an P.en, die ihm gegenüber das Wächteramt übten und den König daran mahnten, was er seiner Stellung als König über das Volk Gottes schuldig sei, vgl. außer dem schon oben erwähnten Auftreten Semajas das des Asarja 2 Chr. 15, 1 ff., des Hanani 16, 7 ff., seines Sohnes Jehu 19, 2 f. und des Elieser 20, 37. Unter Joas büßte Sacharja, der Sohn des Jojada, sein Zeugnis wider die Abgötterei des Volkes und des Königs mit dem Märtyrertod, 24, 20 ff. In diese Reihe P. gehören auch die beiden 2 Chr. 25, 7 u. 15 erwähnten, aber nicht genannten. In diesem Reiche vornehmlich finden wir die P.en, welche ihre Weissagungen niederschreiben und damit der Zukunft als Vermächtnis hinterlassen. Den Anfang damit machen vielleicht Obadja und Joel; durch sie wird die wichtige Idee des Tages des Herrn in die Weissagung eingeführt, Ob. 15; Joel 1, 15; 2, 1; Klagel. 4. Ihre Weissagung richtet sich noch nicht gegen Juda, das damals noch nicht auf der Bahn des Abfalls von Gott war, sondern die Obadjas gegen Edom, und die Joels, nachdem er Juda mit Erfolg zur Buße gerufen hatte, gegen andere heidnische Nachbarvölker. Assur ist nicht in ihrem prophetischen Gesichtskreis. An sie schließen sich die beiden im nördlichen Reich wirkenden Propheten Amos u. Hosea an, von denen der erstere, der das nachher durch Assur über Israel und die umliegenden Länder vollzogene Gericht schaut, ohne noch das Gerichtswerkzeug Gottes zu nennen, den Übergang zu den Propheten der assyrischen Periode bildet, der neben Hosea noch Micha, Jesaja und Nahum angehören. Micha und Jesaja hatten eine bedeutende Wirksamkeit im Reiche Juda, wo sie den Kampf führten gegen den toten Gottesdienst bei Herzensabfall von Gott und bösem Leben und insbesondere das Sittenverderben der höheren Stände straften. Was Michas Rede vermochte, zeigt Jer. 26, 18 f.; u. wie Jesaja in schweren Zeiten, da dem Reiche durch Pekah und Rezin, und dann, da ihm durch Sanherib der Untergang drohte, durch das ihm gewordene Gotteswort den Unglauben des Ahas strafte und den Glauben des Hiskia stärkte und — selber der Mittelpunkt für die Gläubigen — der Staatsklugheit gegenüber die Politik des Glaubens und Harrens vertrat, ist aus seinem Buche zu sehen. Aber von der Bahn der Gottlosigkeit das Volk Juda zurückzuführen vermochten sie nicht, und wie dem Jesaja schon bei seiner Berufung angekündigt worden war, daß seine Predigt nicht bekehrend, sondern verstockend wirken werde, so mußten diese beiden P.en selber das Gericht über Juda verkündigen, als dessen Werkzeug sie, obwohl damals Assur die herrschende Weltmacht war, schon Babel bezeichneten, Mi. 4, 10; Jes. 39, 5–7, vgl. K. 13 f. Aber je düsterer sich die nächste Zukunft ihrem Blick darstellte, desto herrlichere Weissagungen wurden ihnen auch über die hinter der Gerichtszeit liegende Heilszeit und den Messias gegeben. Die dem Ende der assyrischen Periode angehörige Weissagung Nahums greift nicht so weit hinaus in die Zukunft wie die Michas und Jesajas; sie verkündigt die bevorstehende Zerstörung Ninives und die Besreiung Judas von dem assyrischen Druck. Den Übergang zur chaldäischen Periode bildet Zephanja, der zur Zeit Josias Juda das Gericht, und Assur den Untergang weissagt und mit einer trostreichen messianischen Weissagung schließt. In die Regierung Josias fällt die Berufung Jeremias, die Wirksamkeit der 2 Kö. 22, 14 ff. erwähnten Prophetin Hulda, wahrscheinlich auch die des Habakuk. Sie alle verkündigen das unabwendbare Gericht über Jerusalem, aber Habakuk und Jeremia auch den Untergang Babels, nachdem es dem Herrn zum Gerichtswerkzeug über Juda und viele heidnische Völker gedient hat. Ebenso der mit Jojachin nach Babel geführte Hesekiel. Aber Jeremia von Jerusalem aus und Hesekiel in der Verbannung dürfen auch dem weggeführten Volk den Trost einstiger Wiederbringung in das gelobte Land geben und tiefe Weissagungen über die bevorstehende messianische Zeit verkündigen. Es ist nicht zu zweifeln, daß die Wirksamkeit dieser beiden Männer, die sich mit ausharrender Treue ganz ihrem schweren Beruf hingegeben und dafür gelitten haben, viel dazu beigetragen hat, daß durch alle Gerichte und alle Versuchungen der Gefangenschaft hindurch ein getreuer Rest des Volkes, der Grundstock für das Israel der Zukunft, erhalten worden ist. Mag man das Buch Jes. 40–66 dem alten Jesaja oder einem späteren großen Propheten zuschreiben, jedenfalls ist es ein Trostbuch zunächst für das in der Gefangenschaft schmachtende Israel; ehe sie eintrat, hat es die Erlösung des gefangenen Volkes als unzweifelhaft gewiß, weil in einem unwandelbaren Ratschluß Gottes begründet, verheißen. In der starken Hervorhebung des Gedankens, daß sich Gott durch seine zuvor verkündigten großen Heils- und Gerichtstaten als den wahren Gott der ganzen Welt erweist, dem gegenüber die Götzen und die Götzendiener zuschanden werden, berührt es sich mit dem Buch Daniel, welches zeigt, wie Gott auch den heidnischen Weltherrschern die Anerkennung seiner Alleinherrlichkeit abnötigt, wie Gott der Gott der Weltgeschichte ist und seinem Reiche zuletzt den Sieg über alle Weltreiche verleiht. Auch die aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Gemeinde hat noch ihre P.en, zuerst Sacharja und Haggai, welche für die Wiederaufnahme des unterbrochenen Tempelbaus eintreten und die Heilshoffnungen des Volkes neu beleben, und zuletzt Maleachi, mit dem die alttestamentl. Prophetie verstummt, bis sie noch einmal auflebtin dem von Maleachi vorherverkündigten zweiten Elia, Johannes dem Täufer, um das Morgenrot der neuen, messianischen Zeit anzukündigen. — Auch das falschc Prophetentum hat seine Geschichte. Schon 5 Mo. 13, 2 ff.; 18, 20–22 in Aussicht genommen, hat es sich im Zehnstämmereich als Baalsprophetentum zu den Zeiten Ahabs und Isebels wie auch der andern Könige dieser Herrscherfamilie üppig entfaltet und scheint auch durch Jehu, 2 Kö. 10, 18–22, so wenig auf die Dauer ganz ausgerottet worden zu sein als vorher durch Elias Gericht über die Baalspropheten am Bache Kison, 1 Kö. 18, 40; wenigstens scheint Jer. 23, 13 das Baalsprophetentum als überhaupt für das nördliche Reich charakteristisch zu bezeichnen. Das falsche Jahveh prophetentum aber, neben dem Baalsprophetentum im Zehnstämmereich vorhanden, 1 Kö. 22, gewann hernach im Reich Juda großen Einfluß, wurde zwar von den wahren P.en kräftig bekämpft (Mi. 3; Jes. 9, 14; 28, 7; Jer. 23, 9 ff.; 27; 28; Hes. 13), trug aber doch viel dazu bei, das Reich dem Verderben entgegenzuführen. Selbst unter den Verbannten in Babel setzten sie ihr Treiben fort u. nährten falsche Hoffnungen des Volkes, Jer. 29, 15. 20–22. Noch die letzte Periode nach der babyl. Gefangenschaft zeigt neben dem echten P.tum die Verkehrung desselben in falschen P.en und der falschen Prophetin Noadja, Ne. 6, 6–14. — II. Im Neuen Testament. Als mit Maleachi die Weissagung verstummt war, empfand man das Fehlen des unmittelbaren Gotteswortes (1 Makk. 4, 46; 9, 27; 14, 41), aber weder das Bedürfnis danach, noch die Begeisterung der makkabäischen Heldenzeit vermochte zu erzeugen, was nicht menschlichen Ursprungs ist. Aber mit dem Anbruch der neutestamentlichen Gnadenzeit wurde der Geist der Weissagung wieder lebendig, Lu. 1, 41. 67; 2, 25 ff. 36–38, und als letzter großer P. des Alten Bundes, der den Anbruch des Neuen verkündigt, tritt Johannes der Täufer auf, Lu. 1, 17. 76; Mt. 17, 11–13; 11, 13 f., der freilich auch wieder mehr ist als ein P., 11, 9. Joh. 1, 21 lehnt er nicht ab, daß er ein, sondern daß er der, nämlich der auf Grund von 5 Mo. 18, 15 ff. erwartete sonderliche P. sei. Der, in welchem das P.tum zur höchsten Vollendung, ja zur Vollkommenheit gelangt ist, ist vielmehr Jesus, der auch in seinem Auftreten und seiner Wirksamkeit den Eindruck eines großen P.en machte, Mt. 16, 14; 21, 11; Lu. 24, 19, vgl. Joh. 3, 2. Auch die Gemeinde Christi hat P.en. Zwar können Eph. 2, 20 auch die alttestamentlichen P.en gemeint sein (vgl. Rö. 1, 2; 16, 26); es könnten auch an dieser Stelle und 3, 5 dieselben Personen als Apostel und P.en bezeichnet sein; aber in Eph. 4, 11 (vgl. Mt. 23, 34; Ap. 13, 1) erscheinen unzweifelhaft neben den Aposteln neutestamentliche P.en, die von den Evangelisten und Lehrern unterschieden werden. Ihre Aufgabe kann daher weder die Missionspredigt, noch einfache Belehrung der Gemeinde in Verbindung mit Schrifterklärung gewesen sein. Vielmehr hatten sie nach 1 Kor. 14, 30 Offenbarungen, ohne jedoch von dem Geist der Offenbarung so überwältigt zu werden, daß sie ihrer selbst nicht mehr mächtig gewesen wären, V. 32, vgl. auch den Gegensatz von 24 f. zu 23. Durch das, was ihnen durch Einwirkung des Geistes gegeben war, wußten sie mit einer zu Herzen dringenden und namentlich die Gedanken der Herzen aufdeckenden, überführenden Kraft zu reden, V. 24 f., weshalb die Gabe der Weissagung für die Gemeinde von hohem Werte war, V. 1–5. Zukünftiges war es nicht notwendig, was ihnen zu reden verliehen wurde, was neben V. 24 f. V. 3 beweist. Diese Gabe der Weissagung erscheint 12, 10 als eine der bei den einzelnen verschiedenen Gnadenwirkungen des h. Geistes. Übrigens fehlt es auch, ganz abgesehen von dem prophet. Buch des N. T., der Offenbarung, und den auf Zukünftiges gehenden Abschnitten der neutestamentlichen Briefe, nicht an Beispielen von P.en, welche Zukünftiges voraussagten, vgl. den Agabus u. einige Unbekannte, Ap. 11, 27 f.; 21, 10 f., vgl. V. 9 u. 4. Über zwei ausgezeichnete P.en der Zukunft siehe Off. 11. Falsche Propheten sind erwähnt Mt. 7, 15, wohl von Menschen, die vorgeben, im Namen Gottes oder Jesu zu reden, es aber nicht in seinem Sinn tun, vgl. V. 22, ferner 1 Joh. 4, 1. Für die Zeit der Zerstörung Jerusalems sind Mt. 24, 11 falsche P.en vorausgesagt, die viele verführen werden. Endlich erscheint eine falsche Prophetin, Off. 2, 20 ff. — Tit. 1, 12 wird auch einmal ein heidnischer Dichter ein P. genannt. Th. Öhler.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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