The Future of Bible Study Is Here.

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Schöpfung, Schöpfer, schaffen.
1) Die Bibel hat in ihrem Grundtext das betreffende hebräische und griechische Wort (bara, ktizo) ausschließlich für die göttliche, etwas Neues ins Dasein rufende Tätigkeit vorbehalten und schon damit ausgesprochen: „Menschen können nicht erschaffen“, Gott allein ist der „Schöpfer“. Nun wird allerdings der Ausdruck häufig in der Bibel auf solche göttliche Akte angewendet, wo Gott innerhalb der Natur und der Geschichte etwas Neues „schafft“.
So wird die Entstehung neuer Organismen in der Pflanzenwelt, neuer Individuen in der Tier- und Menschenwelt auf Gottes Schöpfertätigkeit zurückgeführt (Psa. 104, 13. Psa. 104, 30; Jes. 41, 20); ebenso der Anfang eines neuen Volkes (Jes. 27, 11; Jes. 43, 1. Jes. 43, 15; Hes. 21, 35; Hes. 28, 13); das Inslebentreten neuer geschichtlicher Faktoren (Jes. 48, 7; Jes. 54, 16), neuer wunderbarer Ereignisse (2Mos. 34, 10; 4Mos. 16, 30). In übertragener Weise werden auch die Wirkungen Gottes auf geistigem Gebiet „Schöpfungen“ genannt (Psa. 51, 12; Jes. 45, 8; Jes. 57, 19; Eph. 2, 10; Eph. 4, 24; Kol. 3, 10; 2Kor. 5, 17; Gal. 6, 15).
Aber im engsten Sinn wird doch die Urtat Gottes, welche der ganzen Welt das Dasein gab, „Schöpfung“ genannt, die Erschaffung des Himmels und der Erde (1Mos. 1, 1; 1Mos. 2, 4; Psa. 90, 2; Jes. 40, 28; Jes. 42, 5; Offb. 10, 6); entsprechend die Erschaffung der ersten Organismen, Tiere und Menschen (1Mos. 1, 21. 1Mos. 1, 27; 1Mos. 5, 1; 1Mos. 6, 7; 5Mos. 4, 32; Jes. 45, 12; Mark. 10, 6).
Ist auch der Ausdruck „Schöpfung aus nichts“ der Bibel fremd (außer 2Makk. 7, 28; Hebr. 11, 3 heißt nach dem Grundtext: „dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem hervorging“), so ist doch in dem Satz, dass Gott alles geschaffen (Eph. 3, 9; Kol. 1, 16), und in der Tatsache, dass alles Bestehende als Geschöpf Gott als dem Schöpfer gegenübergestellt wird (Röm. 1, 25), die Sache eingeschlossen.
Die heidnische Vorstellung von einem ursprünglichen Substrat der Schöpfung, von einer rohen Materie und dergleichen, die Gott schon vorgefunden, und die seiner Schöpfertätigkeit mehr oder weniger ein Hindernis entgegensetzt, kennt die Bibel nicht.
Der Ausdruck Weish. 11, 17, Gott habe die Welt aus „gestaltloser Materie“ geschaffen, erinnert zwar an die philosophische Form, in welcher jene heidnische Vorstellung in die platonische Lehre übergegangen war.
Allein es ist nicht notwendig, diese Materie selbst als unerschaffen gedacht; es kann auch die Anschauung, dass das erste Geschöpf Gottes das Chaos war, dabei zugrunde liegen.
Der anderen heidnisch-philosophischen Vorstellung, dass die Welt durch einen halb unbewussten Prozess aus dem Wesen Gottes hervorgequollen sei, der sogenannten Emanationstheorie, steht die biblische Lehre gegenüber, dass Gott durch sein Wort, das heißt durch freie, klar bewusste Willensakte die Welt ins Dasein gerufen hat (1Mos. 1; Psa. 33, 6).
Wenn daneben dem Geist, dem „Odem“ Gottes eine Rolle bei der Schöpfung der Welt, besonders bei der Erschaffung der lebendigen Geschöpfe zugeschrieben wird (1Mos. 1, 2; 1Mos. 2, 7; Psa. 104, 30; Hiob 34, 13f), so bildet das ein bedeutsames Gegengewicht gegen eine Anschauung, die Gott und Welt rein äußerlich scheidet (vergleiche Apg. 17, 28: in ihm leben, werden und sind wir).
Aber die freie persönliche Selbständigkeit Gottes gegenüber der Welt ist dadurch nicht geschmälert, wie namentlich Psa. 104, 29 und Psa. 104, 30 zeigt: Gott sendet seinen Odem aus und nimmt ihn zurück, ganz wie er will.
Als personifizierte Gehilfin Gottes bei dem Werk der Schöpfung erscheint Spr. 8, 22–31, vergleiche Hiob 28, 23ff die Weisheit. Es liegt darin der Gedanke, dass der Ausführung der Schöpfung ein wohlausgedachter Plan vorausgegangen sei, und dass das bevorzugte Ziel von Anfang an die Menschenwelt gewesen sei (V. Spr. 8, 31).
Noch weiter geführt ist diese Personifikation der Weisheit in den Apokryphen, Weish. 7, 22ff; Weish. 8, 4; Weish. 9, 9; Sir. 1, 1–10; Sir. 24, 1–11; Bar. 3, 32. Von hier aus ergab sich dann bei Philo eine Verbindung dieser Idee mit der Lehre der griechischen Philosophie von der „Vernunft“ (dem Logos) als dem idealen Prinzip der Welt. Da aber „Logos“ zugleich „Wort“ bedeutet, so hat Philo damit den anderen Gedanken des Alten Testaments verbunden, dass Gott durch sein „Wort“ die Welt geschaffen hat, und hat auch dieses „Wort“ personifiziert; was im Alten Testament, auch in den Apokryphen, noch nicht geschehen ist, dagegen ähnlich wie bei Philo bei palästinensischen Schriftgelehrten sich findet (die „Memra“ = das „Wort“ Gottes).
Mit dieser Personifikation der „Weisheit“ oder des „Wortes“ Gottes ist endlich auch die neutestamentliche Lehre verwandt, dass Gott durch Christus in seinem vorweltlichen Dasein die Welt geschaffen habe (Joh. 1, 3; 1Kor. 8, 6; Kol. 1, 16; Hebr. 1, 2), womit die Stellen zu vergleichen sind, wo Christus der „Anfang“ oder das „Prinzip“ der Schöpfung genannt wird (Kol. 1, 15; Offb. 3, 14). Allein es liegt darin doch nicht bloß der Gedanke eines einheitlichen Plans, der der Schöpfung zu Grunde liege („Weisheit“), oder einer rein geistigen Vermittlung der Schöpfung („Wort“), sondern die Hauptsache ist dabei, dass Christus (und sein Reich) zugleich das Ziel ist, auf welches die ganze Schöpfung angelegt ist; dass durch Christi Welterlösung und Weltverklärung nichts anderes als die ursprünglichen Schöpfungsgedanken Gottes ausgeführt werden.
Daher steht gewöhnlich neben dem „durch ihn“ das andere: „zu ihm“ ist alles geschaffen (Kol. 1, 16: vergleiche Röm. 11, 36; Eph. 1, 10; Hebr. 1, 2. „Erbe über alles“). Damit ist zugleich die neutestamentliche Antwort gegeben auf die Frage nach dem Zweck und göttlichen Beweggrund der Schöpfung.
Der Zweck der Schöpfung ist kein anderer als die Herstellung des Gottesreiches, das durch Christus erschienen ist (Matth. 25, 34; 1Kor. 15, 24–28). Freilich ist dabei nicht zu übersehen, dass die Entwicklung von Anfang zum Ende keine geradlinige ist; und darum vermeidet es auch die Schrift, die Herstellung der Vollkommenheit im ewigen Leben als Vollendung des Schöpfungsplans direkt zu bezeichnen.
Denn die Gebilde der ersten Schöpfung müssen zuerst vergehen (Mark. 13, 31; Offb. 21, 1), ehe durch Neuschöpfung ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen, die allerdings mittelbar doch wieder das Ziel der Wege Gottes von Anfang an darstellen.
Unter diesen Umständen erklärte es sich, dass die Bibel viel öfter bei den allerdings dem höchsten und letzten Zweck untergeordneten, nur für die Dauer dieses Weltlaufs gültigen Zweckbestimmungen der Schöpfung verweilt, wonach sie einerseits die Ehre des Schöpfers als ihres Meisters verkündigt (Psa. 8, 2; Psa. 19, 2ff; Psa. 89, 12–14; Psa. 95, 1–5; Psa. 96, 5f; Psa. 104, 1ff; Psa. 148, 1ff; Röm. 11, 36; Offb. 4, 11), andererseits dem Wohl der lebendigen Geschöpfe, besonders der Menschen dient (1Mos. 1, 31; Psa. 8, 5ff; 65, 9–14; Psa. 104, 10ff; Psa. 147, 8f; Matth. 5, 45; Matth. 6, 26–30; Apg. 14, 17, vergleiche Sir. 39, 21–41).
Für die religiöse Erfahrung des Christen hat die Erschaffung der Welt durch Gott eine doppelte Bedeutung: teils geben die Werke der Schöpfung dem Glauben Zeugnis von dem Dasein, der Liebe, Allmacht und Weisheit Gottes (Psa. 19, 2ff; Psa. 104, 24; Apg. 14, 17; Röm. 1, 20, vergleiche Weish. 13, 1ff), stärken und nähren also den Glauben; teils zieht der Christ aus dem Glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat, Freudigkeit für sein ganzes Dasein, die Gewissheit, dass Gott auch für seine leiblichen und zeitlichen Bedürfnisse sorgen könne (Psa. 24, 1. Psa. 24, 2; Psa. 33, 5. Psa. 33, 6; Jes. 40, 26ff; Jes. 45, 12); aber daneben lernt er auch von diesem Glauben aus Demut und Bescheidenheit gegenüber den ihm noch unverständlichen Rätseln der Natur und des Lebens (Hiob 38–42) und wahrt sich seine christliche Freiheit gegenüber den gesetzlichen Forderungen einer abergläubischen Ängstlichkeit (1Tim. 4, 3f; 1Kor. 10, 26).
Was den göttlichen Beweggrund der Weltschöpfung betrifft, so hält die Schrift mit der Aussage zurück, dass Gott die Welt aus Liebe geschaffen habe, weil erst die in Christo versöhnte Welt der würdige Gegenstand der göttlichen Liebe ist; die Bibel beschränkt sich auf das Wort, dass die Geschöpfe durch den „Willen“ Gottes ihr Wesen haben (Offb. 4, 11), womit natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass dieser Wille doch im letzten Grund der Liebeswille Gottes ist.
Was die Frage nach dem Zeitpunkt der Schöpfung betrifft, so spricht die Bibel nur aus, dass das Geschaffenwerden der Anfang der Welt war (1Mos. 1, 1). Ob aber die Schöpfertätigkeit Gottes selbst einen Anfang hatte, ob der Erschaffung dieser sichtbaren Welt andere unsichtbare Welten vorausgingen, darüber sagt dieselbe nichts Bestimmtes (vergleiche Hiob 38, 7; Kol. 1, 16).
— 2) Eine besondere Behandlung verdienen noch die beiden Erzählungen von der Weltschöpfung 1Mos. 1, 1–2, 4a und 1Mos. 2, 4b–25. Es ist anerkanntes Ergebnis der Schriftforschung, dass dieselben zwei verschiedenen Quellenschriften entstammen (siehe Seite 497) und inhaltlich sich mannigfach unterscheiden, sofern die erste die Erschaffung des Menschen als den Abschluss des Sechstagewerks schildert, die zweite die Erschaffung des Menschen voranstellt und dann erst die Einrichtung des Gartens Eden mit den ersten Bäumen auf Erden (Vers 1Mos. 2, 9 vergleiche 1Mos. 2, 5) und weiter die Erschaffung der Tiere und des Weibes erzählt.
Es kann bei diesem Sachverhalt nicht richtig sein, in diesen Erzählungen den äußeren Hergang der Schöpfung, den kein Auge gesehen hat, genau enthüllt zu finden, sonst käme man aus lauter Widersprüchen nicht heraus. Wenn der 104. Psalm in deutlicher Anlehnung an 1Mos. 1 und doch mit dichterischer Freiheit die Schöpfungsgeschichte behandelt, so wird man diesen Erzählungen selbst schon solche dichterische Freiheit zuerkennen müssen, die aber mit prophetischem Geiste die Grundwahrheiten des Schöpfungsglaubens in anschauliche Form kleidet. Genauer wird man jedoch in dem äußeren Gerüst dieser Erzählungen nicht das selbständige Erzeugnis eines Schriftstellers, etwa eines Propheten, zu erkennen haben, sondern dieselben lehnen sich wahrscheinlich an uralte mündliche Überlieferungen an, die Israel wohl schon aus seiner Heimat im Osten mitgebracht hat, gleich den anderen Überlieferungen, aus denen der Inhalt von 1Mos. 1–11 geschöpft ist. Darauf weisen besonders die Berührungspunkte hin, die sich zwischen den assyrischen und babylonischen Schöpfungssagen und den biblischen Erzählungen finden. Dort ist es der Sonnengott Merodach (Bel), welcher mit seinem Licht das Chaos (den Drachen Tiamat) mitten durchspaltet und aus der einen Hälfte den Himmel, aus der anderen die Erde macht. Über die Umwandlungen dieser alten Überlieferungen in die biblischen Erzählungen können wir uns freilich bei dem Mangel an Quellen keine klare Vorstellung machen.
Was nun den Gedankeninhalt der beiden Erzählungen betrifft, so ist in der ersten, die als ein großartiges Portal am Eingang ins ganze Bibelbuch dasteht, der biblische Schöpfungsgedanke in seiner einfachen Erhabenheit schon im ersten Vers zum Ausdruck gekommen. Der weitere Verlauf aber schildert die Entwicklung der Erde zum Wohnplatz der lebenden Geschöpfe, besonders der Menschen, und ihre Bevölkerung mit solchen in dem Rahmen einer göttlichen Schöpfungswoche mit 6 Werktagen und einem Ruhetag am Ende. Da der dritte und sechste Tag je 2 Schöpfungswerke enthält, so sind es deren 8, die je durch ein göttliches Schöpfungswort eingeleitet und durch einen Hinweis auf das göttliche Wohlgefallen an seinen Werken abgeschlossen werden (letzteres V. 1Mos. 1, 7 vielleicht ausgefallen). Herder (Älteste Urkunde des Menschengeschlechts) hat schon darauf hingewiesen, dass die drei ersten und die drei letzten Tagewerke einander entsprechen: Licht und Lichtkörper; Feste des Himmels über den Wassern und Vögel und Fische, Land mit Pflanzenwelt und Landtiere samt dem Menschen. Darin liegt nicht bloß die Idee eines stufenmäßigen planvollen Fortschritts, sondern der wohlbedachten Fürsorge, die für die lebendigen Geschöpfe, besonders für den Menschen, alle Lebensbedürfnisse, Licht und Wohnort, Nahrung und den regelmäßigen Wechsel von Tages- und Jahreszeiten beschafft hat, ehe sie selbst ins Dasein traten.
Ferner zeigen die ersten 3 Tagewerke das Weltall als einen von fester Ordnung getragenen, auf die Dauer der ganzen Weltzeit wohlbegründeten Aufbau; und die letzten drei, wie nicht nur die Pflanzenwelt durch die Ordnung des Samentragens einen in ihren Arten gesicherten Bestand hat bei aller Vergänglichkeit ihrer Individuen, sondern ebenso der Tierwelt noch ein besonderer göttlicher Segensspruch (V. 1Mos. 1, 25 vielleicht ausgefallen) Fruchtbarkeit und Ausbreitung verbürgt. In der bedeutungsvoll eingeleiteten Erzählung von der Erschaffung eines Menschenpaars wird nicht nur dessen Vorzug vor den Tiergattungen, sondern auch die Bestimmung der Menschheit zur Herrschaft über die übrige Kreatur hervorgehoben und in dem „sehr gut“ des göttlichen Wohlgefallens der harmonische Abschluss des Ganzen angedeutet. Indem endlich mit dem göttlichen Sabbat die Schöpfungswoche sich vollendet, wird nicht nur zwischen der weltschöpferischen und welterhaltenden Tätigkeit Gottes ein deutlicher Einschnitt gemacht, sondern das ganze Leben des Menschen mit seinem Wechsel von Arbeit und Ruhe in das Licht des göttlichen Schaffens und Ruhens gestellt.
Die zweite Schöpfungsgeschichte, die mit der darauf folgenden Sündenfallgeschichte aufs engste zusammenhängt, ist insofern eine Ergänzung der ersten, als nicht das Weltall, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht, und nicht sowohl seine natürliche Ausstattung, als seine sittliche Erziehung den eigentlichen Gesichtspunkt bildet, dem die Erschaffung des Menschen und der anderen Geschöpfe durchaus untergeordnet ist. Die Einrichtung des Gartens in Eden, den der Mensch bebauen und bewachen soll, das erste Verbot, nach dem er sich richten soll, die Benennung der Tiere, die dem Menschen seinen Vorzug vor diesen aber auch seine Vereinsamung zum Bewusstsein bringt, die Erschaffung des Weibes und die Einsetzung der Ehe, endlich die erste Versuchung – dies sind lauter Zeugnisse einer weise handelnden väterlichen Leitung, die das geliebte Kind behutsam die ersten Schritte zu sittlicher Selbstständigkeit machen lässt.
Wir können zum Schluss nicht vorübergehen an der vielverhandelten Frage nach dem Verhältnis unserer Erzählungen zu den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Forschung. Dass und warum eine genaue Übereinstimmung nicht erwartet werden kann, ist nach dem bisher Gesagten schon deutlich: weil beide Erzählungen Bestandteile enthalten, die auf dichterischer Grundlage ruhen. Was aber davon unabhängig vom Offenbarungsgeist herrührt, das liegt gerade den naturwissenschaftlichen Fragen viel ferner.
Es ist klar, dass die zweite Erzählung sich noch viel weiter von der modernen Anschauung entfernt als die erste, aber auch, dass in ihr diese Angaben (Reihenfolge der Geschöpfe) ganz Nebensache sind. Auch in der ersten Erzählung sind die Unterschiede unbestreitbar: die Naturwissenschaft rechnet mit großen Perioden, die biblische Erzählung mit Tagen; die erstere fügt die Entstehung der Erde in der Bildung unseres Sonnensystems ein, die letztere umgekehrt; jene sieht in Pflanzen- und Tierwelt zwei zeitlich parallel gehende Entwicklungsreihen, diese lässt die Pflanzenwelt der Tierwelt vorangehen. Allein so unleugbar diese Unterschiede sind, und so unberechtigt es wäre, die Naturwissenschaft, wo sie wirklich sichere Ergebnisse geliefert hat, nach dem ersten Kapitel der Bibel Genesis korrigieren zu wollen, so ist doch dabei nicht zu übersehen, dass in Wahrheit die vielfache Übereinstimmung dieses vor Tausenden von Jahren geschriebenen Kapitels mit der modernen Naturwissenschaft das Auffallendere ist, wie dies unbefangene Naturforscher stets anerkannt haben, zum Beispiel A. Quenstedt. Dahin gehört überhaupt die Entwicklung der Erde von einem Zustand größter Unvollkommenheit (alles mit Wasser bedeckt, keine organischen Wesen) zu ihrem jetzigen Bestand; ferner die Zusammenordnung von Fischen und Vögeln und ihre Vorordnung vor den Landtieren; endlich die Stellung des Menschen an den Schluss der ganzen Reihe. Auch der Ursprung der ganzen Menschheit von einem Paar wird von der heutigen Naturwissenschaft weniger bestritten als früher.
So hat man von einer idealen Konkordanz zwischen Bibel und Naturwissenschaft geredet (R. Schmid), und darf daraus entnehmen, dass der noch unverdorbene Natursinn der Alten und der keusche Wahrheitssinn der Gottesmänner manche Geheimnisse der Natur abzulauschen verstand, deren methodische Erforschung erst nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden gelungen ist. Weiteres siehe Kirchenlexikon II, 649 f.
Th. Hermann.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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