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Tag.
1) Häufig im gewöhnlichen Sinn = Zeit der Tageshelle, wie = ein Zeitraum von 24 Stunden, beide Bedeutungen in 1Mos. 1, 14. Unter den Schöpfungstagen in 1Mos. 1 statt gewöhnlichen Erdentage ungemessene Weltperioden zu verstehen nach modern naturwissenschaftlicher Vorstellung hat man kein Recht, zumal da das immer wiederkehrende: „da wurde aus Abend und Morgen der erste usf. Tag“ zeigt, dass aus Tag und Nacht bestehende Zeiträume gemeint sind. Übrigens zeigt jene Formel: „und es wurde Abend“ (indem nämlich der Tag verstrich) „und wurde Morgen“, dass hier die Tage von Morgen zu Morgen gerechnet sind.
Das Gewöhnliche aber bei den Juden wie bei anderen alten Völkern war die Berechnung des Tages von Abend zu Abend, da man den Mondlauf für die Zeiteinteilung maßgebend sein ließ. Daher begann der Sabbat am Freitag Abend und wurde nach 3Mos. 23, 32 der Versöhnungstag „von Abend an bis wieder zu Abend“ gehalten. Daraus erklärt sich in Joh. 4, 47–54, dass die Knechte des Königlichen ihrem Herrn sagen: „gestern verließ ihn das Fieber“, während er doch noch an demselben Tag, da er die Heilung des Sohnes erlangt hatte, mit den Knechten zusammentraf. Aber da die Heilung in der 7. Stunde nachmittags (1 Uhr) erfolgt war und der Weg nach Kapernaum 3 Meilen betrug, wird jenes Zusammentreffen erst nach Sonnenuntergang, somit für jüdische Anschauung erst am folgenden Tag stattgefunden haben.
Die ältere Zeit kannte nur Bezeichnungen der Tageszeiten wie morgens, mittags, abends, wofür auch umschreibende Ausdrücke vorkommen wie 1Mos. 3, 8: „da der Tag kühl geworden war“ = gegen Abend, hat aber noch keine Einteilung des Tages in Stunden. Die erste Spur einer solchen findet sich in der 2Kön. 20, 9–11 und Jes. 38, 8 erwähnten Sonnenuhr des Ahas, vielleicht einer babylonischen Erfindung. Durch babylonischen Einfluss scheint im Exil die Einteilung des Tages in 12 Stunden den Juden geläufig geworden zu sein. vergleiche Dan. 4, 16; Dan. 5, 5. Zur Zeit Jesu ist jene Einteilung vollständig eingebürgert, Matth. 20, 1ff; Joh. 1, 39; Joh. 4, 52; Joh. 11, 9; Joh. 19, 14; Apg. 2, 15. Da aber immer die Zeit von Sonnenaufgang bis -untergang 12 in Stunden geteilt wurde, so waren die Stunden je nach der Jahreszeit entsprechend der Länge des Tages von längerer oder kürzerer Dauer. Namen für die Wochentage hatten die Juden nicht, doch kommt für den Freitag die Bezeichnung Vorsabbat vor, Mark. 15, 42, auch halten einige das eben dort und Matth. 27, 62; Luk. 23, 54; Joh. 19, 14. Joh. 19, 31. Joh. 19, 42 vorkommende Wort „Rüsttag“ (vergleiche den Art.) für eine zum Eigennamen gewordene Benennung des Freitags.
— 2) Während Ausdrücke wie „gute T.e“, Hiob 21, 13; Spr. 15, 15, „fröhlicher T.“, Sir. 14, 14, „böse T.e“, Psa. 49, 6, „T. des Verderbens, des Grimms“, Hiob 21, 30, „der Rache“, Jes. 34, 8, „des Unfalls“, Jer. 46, 21, desgleichen der Ausdruck „meine T.e“ = „meine Lebenszeit“, Hiob 7, 6; Hiob 17, 1. Hiob 17, 11; Psa. 102, 4. Psa. 102, 12. Psa. 102, 25, und ähnliche Wendungen von selbst verständlich sind, bedürfen einige andere, sowie einige Stellen, in denen das Wort Tag einen besonderen Tag bezeichnet, der Erklärung. In Hiob 3, 1 ist Hiobs Tag sein Geburtstag, dagegen ist Hiob 1, 4 wohl der Tag gemeint, an welchem die Reihe an den betreffenden Sohn Hiobs kam; Hiob 18, 20 ist der Tag des Frevlers der, an dem ihn das verdiente Unglück ereilt, ebenso Psa. 37, 13. Ähnlich heißt Psa. 137, 7 der Tag, an dem Jerusalem von seinem Geschick ereilt worden ist, „der Tag Jerusalems“, Jer. 17, 16 (Luther unrichtig „Menschentag“) heißt „der böse“ oder „unheilvolle Tag“, der, welcher über Jerusalem kommen muss, den Jeremia vorhergekündigt, aber nicht herbeigewünscht hat.
In Hos. 2, 2 wird „Tag Jesreels“ am einfachsten verstanden von dem Tag, da Israel ein Jesreel, das heißt ein Volk, das „Gott sät“ oder pflanzt, wird, vergleiche V. 24 f. Nachdem sich die unheilvolle Bedeutung, welcher der Name Jesreel nach Hos. 1, 4 gewinnen soll, erfüllt hat, soll auch die verheißungsvolle Bedeutung des Wortes „Gott sät“ durch die Wiederherstellung Israels wahr werden. Micha 7, 4 ist unter dem „Tag deiner Prediger“ der Tag gemeint, den Judas Prediger, die Propheten, vorherverkündigt haben. — Joh. 8, 56 hat man wahrscheinlich unter dem Tag Jesu weder den, an welchem der Sohn Gottes als Engel des Herrn dem Abraham erschienen sei 1Mos. 18 (Hengstenberg), noch den jüngsten Tag (Bengel), sondern den der Erscheinung Christi im Fleisch zu verstehen.
1Kor. 4, 3 ist „ein menschlicher Tag“ im Gegensatz zu dem Gerichtstag Christi ein Tag, an dem Menschen zu Gericht sitzen. Eph. 6, 13 ist der „böse Tag“ ein Tag heftiger und gefährlicher Versuchung. In Offb. 1, 10 ist der „Tag des Herrn“, wahrscheinlich der Sonntag, der als Auferstehungstag des Herrn schon früh ausgezeichnet wurde, wofür sich freilich sonst im Neuen Testament nur noch zwei und zwar unsichere Spuren finden, in dem Zusammenkommen der Gemeinde von Troas zur Abendmahlsseier „am ersten Tag der Woche“ (Luther unrichtig „an einem Sabbat“), Apg. 20, 7, und in dem Rat des Paulus an die Korinther „an jeglichem ersten Wochentage“ (Luther: „auf einen jeglichen Sabbater“) eine Liebesgabe zurückzulegen, 1Kor. 16, 2.
Eine solche Auszeichnung des Sonntags zu gottesdienstlichen Zwecken war zulässig, auch wenn das „Halten von Tagen“, nach Gal. 4, 10, vergleiche Röm. 15, 5f.; Kol. 2, 16, unevangelisch ist. Denn der Widerspruch des Apostels richtet sich nicht gegen Aussonderung gewisser Tage zu gottesdienstlichen Zwecken, sondern gegen die gesetzliche Befangenheit, welche auch die Christen noch an die israelitische Sabbat- und Festordnung gebunden glaubte. Das alttestamentliche Sabbatgebot einfach auf den christlichen Sonntag zu übertragen, ist demnach unevangelisch, was Luther in seiner Auslegung des 3. Gebotes im großen Katechismus unbefangen anerkennt (vergleiche Artikel Sabbat).
— 3) Tag im endgeschichtlichen Sinn, der Tag des Herrn und verwandte Bezeichnungen. Die Wortverbindung „Tag des Herrn“ führt auf einen dem Herrn in besonderem Sinn zugehörigen Tag, von ihm sich zugeeignet, um sich durch eine Gottestat geltend zu machen. So heißt Jer. 46, 10 der Tag, an dem Gott über Ägypten das verdiente Gericht bringt, „der Tag des Herrn Zebaoth, ein Tag der Rache“.
Gewöhnlich verwendet die prophetische Sprache den ihr eigentümlichen Ausdruck zur Bezeichnung eines Tages, an dem sich der Herr in sonderlicher Weise durch Gericht offenbaren wird. Der Ausdruck hat ähnlich wie der „Knecht des Herrn“ in Jes. 40–66 noch eine gewisse Unbestimmtheit und Weite, ist aber doch im Alten Testament im Begriff, Bezeichnung eines ganz bestimmten, von den Propheten vorausgeschauten Tages zu werden. Er wird im Alten Testament schon (zum Beispiel Amos 5, 18–20) fast wie ein Eigenname gebraucht, wozu er im Neuen Testament geworden ist.
Den Weissagungen von diesem Tag liegt die Erkenntnis zu Grund, dass die Sünde der gottlosen Welt, der jüdischen wie der heidnischen, notwendig ein Gericht Gottes fordert, durch das sich der lebendige Gott gegenüber der ihm widerstrebenden Welt in seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit offenbart. Nicht, dass ein Volk oder die Völker ein schweres Gericht erleiden, ist der Hauptgedanke in diesen Weissagungen, sondern das, dass sich in diesen Gerichtstaten eine überwältigende, die Menschen zur Anerkennung des lebendigen Gottes nötigende Gottesoffenbarung vollzieht. Es ist ein Sieg Gottes über die Welt, des Reiches Gottes über die Weltreiche, der verkündigt wird. Mag daher auch das Ereignis, das der Tag des Herrn bringt, innerhalb dieses Weltlaufes erfolgen und noch nicht den ganzen gegenwärtigen Weltlauf abschließen, so ist es doch der Gedanke des Weltgerichtes, der sich mit der Anschauung von dem Tag des Herrn verbindet. Diese Weissagung lässt so Ereignisse, die zunächst nur die geschichtliche Entwicklung, innerhalb der der Prophet steht, abschließen, als vorbildlich für den letzten großen Abschluss der ganzen Weltgeschichte, des ganzen Weltlaufs, sie lässt Weltgerichte in kleinerem Maßstab und von beschränkterem Umfang als Vorbilder und Vorstufen des letzten großen Weltgerichtes erscheinen.
Je nachdem nun der Blick des Propheten in nähere oder fernere Zukunft reicht und je nachdem ihm weniger oder mehr Zukünftiges enthüllt ist, zeigt seine Anschauung von dem Tage des Herrn einen beschränkteren oder reicheren Inhalt. Die einfachste und vielleicht früheste Weissagung vom Tag des Herrn hat Oba. 5. Oba. 15: er ist nahe über alle Heiden; darum ist den Edomitern das verdiente Gericht gewiss. Reicher ist die Weissagung Joels von dem Tag des Herrn; sie bildet einen, wenn nicht den Hauptgedanken seines Buches. Wenn Joel für einen der ältesten Propheten gehalten werden darf, so schließt sich die Weissagung des Amos, Jesaja, Hesekiel, wohl auch des Zephanja ausdrücklich an die Joels an, vergleiche Amos 1, 2 und Amos 5, 18. Amos 5, 20 mit Joel 4, 16 und Joe. 2, 1f. Joe. 2, 10; ferner Jes. 13, 6. Jes. 13, 10; Hes. 30, 2f.; Zef. 1, 14 mit Joe. 1, 15; Joe. 2, 2. Joe. 2, 10. Bei Joel ist eine furchtbare Heuschreckenplage und Dürre, die Juda betroffen hat, Vorbild und Vorbote für den hereinbrechenden Tag des Herrn (Joe. 1, 15; Joe. 2, 1). Zwar wird derselbe mit seinen Schrecken durch Gottes Gnaden von dem bußfertigen Volk noch abgewendet (Joe. 2, 18 im Zusammenhang mit Vers Joe. 2, 12ff., vergleiche Artikel Joel), aber kommen wird er deswegen doch (Kapitel Joe. 3. 4), und zwar vorbereitet durch wunderbare Geisteswirkungen unter dem Volk Gottes und furchtbare Naturereignisse als ein „großer und schrecklicher Tag“, der dem Volk Gottes ein Sichtungs-, den Weltvölkern aber ein Vergeltungsgericht bringt.
Wie eine an Joel anknüpfende weitere Ausführung des von ihm den Heiden verkündigten Gerichts nimmt sich die Gerichtsweissagung des Amos über die Nachbarvölker Israels Kapitel Amos 1 und Amos 2 aus; aber gemäß dem ihm gewordenen Beruf (vergleiche Amos 7, 15) muss er seine Weissagung auslaufen lassen in eine Gerichtsdrohung wider Juda und Israel. Auch die großartige Verkündigung des Tages des Herrn Zebaoth, der über alles Hohe und Erhabene auf Erden geht und die ganze Erde der herrlichen Majestät Gottes unterwirft, bei Jes. 2, 12ff., gilt (vergleiche Vers Jes. 2, 6–11) vornehmlich auch dem Volk Gottes. Hingegen ist es in Jes. 13 die babylonische Weltmacht, welche von dem Gericht getroffen wird. Aber indem die Weissagung dieses Ereignis als Kommen des Tages des Herrn schildert, nicht einfach als ein diese Stadt treffendes Gericht, stellt sie es in den größeren Zusammenhang eines Weltgerichts, bei dem selbst die Gestirne in Mitleidenschaft gezogen werden, vergleiche besonders Vers Jes. 13, 9–13. An Babel erweist sich Gott als den Herrn und Richter der Welt, der seine Anerkennung durch Vernichtung der gottfeindlichen, zunächst in Babel sich darstellenden Weltmacht erzwingt.
Eine ähnliche Weissagung ist die bei Hes. 30, 2ff., wo das durch Nebukadnezar an Ägypten zu vollziehende Gericht gleichfalls unter den höheren Gesichtspunkt eines die Heidenwelt treffenden Gerichtes gestellt ist. Beide Seiten der Offenbarung Gottes an seinem Tage, das Gericht über Juda und das über die dem Volk Gottes feindselige Heidenwelt, erscheinen als zwei auch der Zeit nach getrennte Akte bei Zephanja verkündigt: Kapitel Zef. 1 einen Tag des Herrn über Jerusalem und Kapitel Zef. 2 einen solchen über die Völker.
Eine der bedeutendsten Weissagungen vom Tag des Herrn ist endlich die, mit welcher das Buch des Maleachi schließt, Mal. 3. Auch sie lässt einen Zusammenhang mit der Weissagung Joels erkennen in Vers 23, vergleiche Joe. 3, 4. Der Herr selber erscheint als Engel des Bundes (vergleiche Artikel Messias 6) zu einem Läuterungs- und Vergeltungsgericht an seinem Volk, Vers Mal. 3, 1–6. 19, aber für die, welche den Herrn fürchten, bezeichnet dieser Tag den Anbruch des Heils; vorbereitet wird er durch die Wirksamkeit eines zweiten Elia, Vers 23f. — Aus der Heilsbedeutung des Tages des Herrn für das Volk Gottes erklärt es sich, dass die Israeliten in Zeiten der Not ihn herbeiwünschten; aber da er als Tag der Offenbarung des heiligen und gerechten Gottes nur den echten Gliedern des Volkes Gottes Heil bringen kann, die Sünder aber auch im Volk Gottes richten muss, so müssen die Propheten die eitlen Hoffnungen der Gottlosen auf diesen Tag zerstören und den furchtbaren Ernst desselben hervorkehren, vergleiche Amos 5, 18–20 und Mal. 3, 1ff., im Zusammenhang mit Mal. 2, 17 (siehe Artikel Maleachi).
Manche Stücke der alttestamentlichen Weissagung vom Tag des Herrn hatten sich schon erfüllt, als Jesus in die Welt eintrat; dieser Tag war über Israel und Juda in der Zerstörung dieser Reiche gekommen; er hatte viele heidnische Völker, besonders die Weltmacht Babel getroffen; aber was den endgeschichtlichen Inhalt dieser Weissagung ausmacht, nämlich eine endgültige Überwindung der gottfeindlichen Weltmacht, ein bleibender Sieg des göttlichen Reiches über die Welt, harrte noch seiner Erfüllung. Darum nimmt das Neue Testament diese Weissagung wieder auf. Wir finden ihre Grundgedanken wieder in den Aussprüchen Jesu und der Apostel, aber so umgebildet und bereichert, wie es die neutestamentliche Offenbarung mit sich brachte.
Entsprechend der neutestamentlichen Erkenntnis, dass sich fortan alle Offenbarung Gottes durch seinen Sohn vermittelt und auch die Weissagung des Alten Bundes in ihm sich erfüllen muss, ist nun im Neuen Testament der Herr, der sich am Tag des Herrn offenbart, Christus. Zwar widerstreitet es der neutestamentlichen Erkenntnis nicht, jenen Tag auch als Tag Gottes zu betrachten; er ist sowohl der Tag Gottes als der Tag Christi, wie zum Beispiel aus Apg. 17, 31 erhellt: Gott hat den Tag bestimmt, Gott richtet an demselben, aber durch Christus. Aber doch ist es Ausnahme, wenn er in 2Petr. 3, 12 im griechischen Text „Tag Gottes“ heißt und wenn einige Stellen wie 2Petr. 3, 10 und Apg. 2, 20 es zweifelhaft lassen, ob sie unter dem Herrn den Vater oder den Sohn verstanden wissen wollen. Gewöhnlich ist die Beziehung des Ausdrucks auf Christus deutlich, sei es durch den Zusammenhang wie 1Thes. 5, 2 (vergleiche 1Thes. 4, 15–17), sei es durch genauere Bezeichnungen wie „Tag unseres Herrn Jesu“ oder „Jesu Christi“, auch bloß „Christi“, 1Kor. 1, 8; 1Kor. 5, 5; 2Kor. 1, 14; Phil. 1, 6; 2Thes. 2, 2. Jesus selbst nennt ihn „Tag des Menschensohns“, Luk. 17, 24. Luk. 17, 26; hierher gehört auch der Ausdruck Vers Luk. 17, 22: „einer der Tage des Menschensohns“, welches man richtiger auf die Zeit seiner Wiederkunft als auf die Tage seines Wandels auf Erden beziehen wird. Öfters heißt er nur „jener Tag“, Matth. 7, 22; Luk. 10, 12; 2Tim. 1, 12. 2Tim. 1, 18; 2Tim. 4, 8, oder auch nachdrucksvoll bloß der Tag, 1Thes. 5, 4; 1Kor. 3, 13 und Hebr. 10, 25. Er heißt „der jüngste“, das heißt der letzte „Tag“, Joh. 6, 39f. Joh. 6, 44. Joh. 6, 54; Joh. 11, 24; Joh. 12, 48, der große Tag, Jud. 6, der „Tag des Gerichts“, Matth. 11, 22. Matth. 11, 24; Matth. 12, 36 (Luther: „jüngstes Gericht“), 2Petr. 2, 9; 2Petr. 3, 7; 1Joh. 4, 17; „Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes“, Röm. 2, 5, vergleiche Röm. 2, 16, aber auch ein „Tag der Erlösung“, Eph. 4, 30, vergleiche Luk. 21, 28. — Der Tag des Herrn ist im Neuen Testament kurz gesagt der Tag der Wiederkunft Christi.
Folgendes sind die Grundzüge der neutestamentlichen Schilderung dieses Tages:
1) Jesus Christus erscheint wieder als Menschensohn vom Himmel herab, mit den Engelscharen, in der Herrlichkeit seines Vaters, Matth. 25, 31, vergleiche Matth. 16, 27; 2Thes. 1, 7. 2) Schreckliche Naturerscheinungen, wie sie schon Joe. 3, 4 und Jes. 13, 10. Jes. 13, 13 verkündigt sind, kündigen an und begleiten das Kommen des Herrn, Matth. 24, 29f.; Luk. 21, 25; 2Petr. 3, 10. 2Petr. 3, 12. Unter solchen Erschütterungen des ganzen Weltbestandes erfolgt eine Welterneuerung oder Weltwiedergeburt, Matth. 19, 28. 3) Obwohl durch mancherlei Vorzeichen angekündigt, tritt der Tag doch zuletzt unerwartet und plötzlich ein, die Menschen überraschend, Matth. 24, 27–51; Matth. 25, 13; 1Thes. 5, 2f. 4) Alle Toten werden auferweckt, Joh. 5, 28f., doch geht nach 1Thes. 4, 16 und 1Kor. 15, 23 die Auferweckung der im Glauben an Christus Gestorbenen derjenigen der anderen voran. Die noch lebenden Christen werden verwandelt, 1Kor. 15, 51f. 5) Der Herr hält nun Gericht sowohl über die Christen, Matth. 7, 21–23; Matth. 24, 42–51; Matth. 25, 14–30; Luk. 12, 35 bis Luk. 12, 48; Röm. 14, 12; 1Kor. 4, 4f., vergleiche 1Kor. 3, 12–15; 2Kor. 5, 10, vergleiche 1Petr. 1, 17, als über den gesamten Weltkreis, Matth. 25, 31ff.; Joh. 5, 28f.; Apg. 17, 31; Röm. 2, 5–16. Dieses Gericht bringt eine endgültige Entscheidung über das ewige Los der Menschen, vergleiche zum Beispiel Matth. 7, 23; Matth. 25, 46. — Je nachdem der Mensch zu Christus steht, ist ihm dieser Tag entweder der ersehnte Tag der Erlösung von allem Übel, Luk. 21, 28, vergleiche 1Petr. 1, 5–9, der Tag des Heils, Röm. 13, 11, oder ein Tag des Schreckens, Matth. 24, 30; 2Thes. 1, 7–10.
Wie in der alttestamentlichen Weissagung, besonders Jes. 13, das Weltgericht in Verbindung mit einem innerhalb dieses Zeitlaufs sich vollziehenden Gericht gebracht ist, so finden wir eine solche Verknüpfung auch in der Rede Jesu, Matth. 24; Mark. 13; Luk. 21; hier ist es vielfach schwer zu scheiden zwischen dem, was auf das Gericht über Jerusalem, und dem, was auf die Wiederkunft Christi zum jüngsten Gericht geht. Auf der anderen Seite ist hier deutlich, dass sich die verkündigten Ereignisse nicht in einen Tag oder überhaupt in eine kurze Zeit zusammendrängen werden, sondern dass es eine längere geschichtliche Entwicklung ist, welche mit der Wiedererscheinung des Menschensohns ihren Abschluss findet, vergleiche zum Beispiel in Matth. 24, 6. Matth. 24, 8f. Matth. 24, 14. Matth. 24, 22. Matth. 24, 29. Matth. 24, 30. Aber auch dieses abschließende Ereignis selber, der Tag des Herrn im eigentlichen Sinn, erscheint wieder als in verschiedenen Akten verlaufend, vergleiche unter 4); besonders deutlich wird dies aus 1Kor. 15, 20–28. Wenn in Stellen wie Apg. 2, 17; Jak. 5, 3; Hebr. 1, 2 (wörtlich: „in der letzten Zeit dieser Tage“) unter den „letzten Tagen“ die Zeit Jesu und der Apostel verstanden ist, so erklärt sich dies daraus, dass mit dem Kommen Christi die Ereignisse begonnen haben, auf welche die ganze bisherige Weltentwicklung hingezielt hatte, und welche nach den alttestamentlichen Weissagungen „am Ende der Tage“ eintreten sollten, also den Inhalt der Endzeit ausmachen. Ist es doch ein großes Gotteswerk, das mit der Erscheinung Christi beginnt und sich mit seiner Wiederkunft vollendet. Immerhin hätten sich aber die Apostel schwerlich so ausgedrückt, wenn sie nicht die Wiederkunft Christi als viel näher bevorstehend gedacht hätten. —
4) Tag im bildlichen oder geistlichen Sinn. Wie Christus sich selbst als das Licht, gleichsam als die Sonne der Welt bezeichnet, Joh. 8, 12; Joh. 9, 5, so kann die Zeit seiner Erscheinung und seines Einflusses auf die Welt als die Zeit des Tageslichtes betrachtet werden, 1Joh. 2, 8. Demgemäß nennt Paulus Röm. 13, 12 die neutestamentliche Heilszeit den Tag im Gegensatz zur vorchristlichen Zeit als der Nacht. Die Christen, die durch das neutestamentliche Licht geworden sind, was sie sind, heißen daher Kinder des Tages, 1Thes. 5, 5. 1Thes. 5, 8, sie müssen daher die Werke der Finsternis, die das Tageslicht scheuen, abtun. Sofern aber die Vollendung des Heils noch in der Zukunft liegt, kann auch die Wiederkunft Christi als der Tagesanbruch bezeichnet werden, so 2Petr. 1, 19.
Th. Öhler.
Carsus.
Cyrus.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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