The Future of Bible Study Is Here.
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Sinai heißt in einem Teil der Quellen (bei dem Jahwisten und im Priesterkodex) der Berg der Gesetzgebung, während der Elohist und der Deuteronomiker ihm den Namen Horeb geben. Später jedenfalls hat man beide Namen als Bezeichnung des gleichen Berges angesehen. Schon einige der Quellen suchen diesen Berg in dem Hochgebirge der jetzt darnach benannten Sinaihalbinsel (vgl. Karte II). Auch jetzt noch sehen einzelne Gelehrte keinen Grund von dieser Annahme abzugeben. Doch sind in den letzten Jahrzehnten viele Gelehrte zu anderer Ansicht gekommen Wir behandeln 1) die Sinaihalbinsel mit dem Sinaigebirge. 2) Den Gesetzgebungsberg unter Voraussetzung seiner traditionellen Bestimmung. 3) Die abweichenden Ansichten. — 1) Auf der etwa 24800 qkm großen Halbinsel zwischen dem Meerbusen von Sues und dem von Akaba breitet sich im Norden ein ödes Kalksteinplateau aus, die Wüste Varan, jetzt et-Tih. Sie wird im Süden begrenzt von dem Kalkgebirge des Dschebel et-Tih, das halbmondförmig dieses Wüstenplateau umzieht. Darauf folgt nach Süden ein Sandsteingürtel, in dem niedrige Berge mit plateauartigen Gipfeln, phantastischen Umrissen und prächtigen Farben mit engen Tälern und breiten Ebenen wechseln. In dieser Sandsteingegend finden sich wertvolle Mineralien, die schon ums Jahr 3000 v. Chr. abgebaut wurden. Und nun erhebt sich starr und steil die imposante Masse des Sinaigebirges, jetzt Dschebel et-Tor oder Tor Sina genannt, bestehend aus kristallinischem Urgestein, Granit und Gneis, durchzogen von Dioriten und Porphyren. Der allgemeine Charakter dieser merkwürdigen Gebirgswelt ist nackte, kahle, einsame Großartigkeit. Die Berge, die nicht zu einer Kette geordnet sind, zeigen nirgends den Schmuck eines Waldes oder einer Bergwiese. Der Mangel pflanzlichen Lebens wird kaum ausgeglichen dadurch, daß die verschiedene Farbe des Gesteins wie auf einer riesigen geolog. Karte hervortritt und dieser Wechsel des grauen Urgesteins, rotbraunen oder fleischfarbigen Porphyrs, graugrünen Glimmerschiefers, schwarzen oder grünen Diorits, oft von unbeschreiblich malerischer Wirkung ist, besonders bei der Durchsichtigkeit der Luft und dem blendenden Glanze der Sonne. Das Klima zeichnet sich durch raschen und empfindlichen Wechsel mit Unterschieden von bis zu 50º aus. Die Wadis sind auch hier meist trockene, sandige Flußbetten, ohne Erde u. Pflanzenwuchs. Nur der ziemlich seltene Regen füllt die Täler rasch, oft 2, 3 bis 4 m hoch, so daß schon Scharen von Beduinen in den Flüssen untergegangen sind. Aber in kürzester Zeit sind sie trocken wie zuvor. So wüstenhaft allerdings, wie man sich die Gegend gerne denkt, ist sie doch nicht. Es gibt manchen mit Grün begrenzten Bach. In einzelnen Wadis ist das ganze Jahr hindurch Wasser, das freilich nicht immer einen ununterbrochenen Wasserfaden bildet. Große Strecken reicher Vegetation fehlen nicht, wie die Oase Feran (s. u.). Auch sonst finden sich Akazien und Tamarisken nicht selten, in den meisten Tälern doch einiger Pflanzenwuchs, an den Bergen Myrten, Thymian und andere wohlriechende Kräuter, in den Ebenen Ginster u. dgl., an den ödesten Stellen doch die Jerichorose. Im Frühling belebt der Regen das Gras der Täler, das im Sommer freilich verdorrt. Der Fleiß der Mönche konnte herrliche Gärten und Olivenwälder schaffen. Taufende von Schafen und Ziegen finden das ganze Jahr hindurch genügende Weide. — Innerhalb des Gebirgsdreieckes, das, im Westen durch die Wüste el-Kaa vom Meer getrennt, sich etwa 8 M. nach Süden zum Vorgebirge Ras Mohammed zieht, treten drei Gruppen besonders hervor: a. im Nordwesten der Dschebel Serbal, 2060 m hoch, aber sehr imposant, hoch über die Küstenebene el-Kaa und über das Ferantal im Norden sich erhebend (letzteres liegt 1400 m tiefer). Vor ihm liegt nördlich der reizende Wadi Feran, die fruchtbarste Stelle der Halbinsel; von Nordwesten führt in diese der Wadi Mokatteb, d. h. Tal der Inschriften, dessen Seiten mit Inschriften bedeckt sind, welche von heidnischen Nabatäern und christlichen Pilgern vom 1. bis zum 4. Jahrh. n. Chr. eingegraben wurden. Vom Wadi Feran kommt man durch den gebogenen Wadi esch-Schech zu der südöstlich gelegenen zweiten Gruppe des b. Dschebel Musa oder S. im engeren Sinn, die unten näher betrachtet werden muß. Zu ihr gehört der Dschebel Musa selbst, 2292 m hoch, im Norden, und im Süden der Kulminationspunkt der ganzen Halbinsel und des ganzen Gebirges, der Dschebel Katerin, 2606 m hoch, ein ungeheurer, schroffer Porphyrblock, der schwer zu besteigen ist, aber eine großartige Aussicht darbietet. Südwestlich liegt endlich c. die dritte Gruppe des Dschebel Umm Schomar, der wieder in der Nähe der el-Kaa liegt, früher für den höchsten Berg galt, aber etwas niedriger als der Kathrinenberg ist: er ist 2575 m hoch. Die beiden letzteren Berge kommen für die bibl. Erzählung nicht in Betracht. — 2) Wenn wir nun fragen, welches der Berg der Gesetzgebung gewesen sei, so kann es sich nur um den Dsch. Serbal oder den Musa handeln. Der Serbal hat in neuerer Zeit, namentlich an Lepsius und Ebers, angesehene Verfechter seiner Identität mit dem S. gefunden. Sie berufen sich vor allem darauf, daß nach dem Gesamteindruck der Serbal der großartigste Berg der Halbinsel sei, wenn er gleich an absoluter Höhe anderen Bergen bedeutend nachstehe; zweitens auf die Tradition, von der Ebers nachweisen wollte, daß sie ursprünglich an den Serbal sich knüpfte und erst in Justinians Zeit von da zum Dschebel Musa wanderte. Aber letzteres hat sich als irrig erwiesen. Schon die Pilgerin Silvia (um 385) wanderte von Faran (=Feran) etwa 50 km zum Gottesberg, der demnach damals schon im Dschebel Musa gefunden wurde; in Pharan selbst, das ein Bischofssitz und reich an Mönchen war, hielt man offenbar damals den nahen Serbal nicht für den Gesetzgebungsberg. Was von diesem berichtet wird, paßt auch zu dem Serbal selbst dann nicht, wenn man nicht alle Einzelnheiten betonen will: der Lagerplatz der Israeliten wäre dann der Wadi Feran gewesen. Diese fruchtbarste Stelle der Halbinsel, wo in der christlichen Zeit eine Stadt Pharan stand, könnte aber unmöglich „Wüste Sinai“ heißen. Stundenlang zieht sich im Wadi Feran, dank dem nie versiegenden Bache, dessen Wasser durch Schöpfräder auf die Beete und Pflanzen geleitet wird, die Oase hin. Dazu kommt, daß gerade vom Wadi Feran aus man der Ferne wegen den großartigen Anblick des Serbal nicht genießen kann. Wollte man auch davon absehen, daß am Fuß des Serbal keine Wüste S. sich findet, so ist weiter einzuwenden, daß die Umgebung überhaupt sich nicht zum längeren Aufenthalt für ein Nomadenvolk eignet und jetzt noch sich eine länger dauernde Weide nur im Zentralgebirge, in der Gegend des Dschebel Musa findet, wohin deshalb die Beduinen im Sommer heute noch hinaufziehen. Der Zug zum S. läßt sich viel leichter verfolgen, wenn man den S. nicht für den Serbal, sondern für den Musaberg hält. So werden wir den S. in der Gruppe des Dschebel Musa zu suchen haben. Diese Gruppe, die mit ihren hochgetürmten Felsenmassen und riesigen nackten Felswänden einen großartigen Eindruck macht, besteht aus drei miteinander parallel von NNW. nach SSO.streifenden gewaltigen und langgestreckten Bergrücken, zwischen denen sich enge Täler hinziehen. Im Norden des mittleren, des Musaberges, breitet sich gegen Nordwesten die Ebene er-Raha, die wie ein riesiger Festsaal von Bergen rings umschlossen ist; mit ihr vereinigt sich im rechten Winkel von Nordosten her der W. ed-Der. Im Süden dehnt sich die große, felsige, von Kieshügeln und Steinblöcken erfüllte Hochebene es-Sebaije aus, die nach Süden hin amphitheatralisch ansteigt. Von den drei Bergrücken ist der östlichste der Dschebel ed-Der oder Klosterberg; an seiner Ostseite führt der Wadi es-Sebaije, die Fortsetzung des Wadi esch-Schech, eine an den engsten Stellen noch 200 m breite Talschlucht, nach Süden in die Ebene es-Sebaije. Der westlichste der 3 Rücken ist der Dschebel el-Homr (Chamr), der sich im Süden zum Katharinenberg erhebt. In der Mitte dehnt sich der Dschebel Musa etwa ¾ Stunden lang, 20 Minuten breit aus. Er wird non den zwei andern Bergen durch Talschluchten getrennt. Im Westen zieht sich das Ledschatal zwischen dem Dschebel el-Homr und dem Moseberg durch, ein enges, wildes, von Felsblöcken ersülltes Tal, in dem man den Felsen zeigt, aus welchem Mose die Quelle geschlagen; im Süden liegt ein fast verlassenes Kloster el-Arbain, d. h. der 40 (Märtyrer). Im Osten zieht der Wadi Schuaib, das Jethrotal, zwischen dem Dschebel Musa und ed-Der nach Südosten. Im Norden beim Eingang in dasselbe von der Ebene er-Raha oder dem Wadi ed-Der her zeigt man rechts den Hügel Harun (= Aaron), den Hügel des goldenen Kalbes. Zu beiden Seiten des Tales erheben sich hier in furchtbarer Großartigkeit die ungeheuren Granitmassen zweier himmelhohen, rotbraunen Felswände. In diesem Tal liegt am Fuß des Sinai das berühmte Katharinenkloster mit seinen schönen Gärten, eine Gründung des Kaisers Justinian (527–565). Innerhalb des festungsartigen Häuservierecks liegt die Klosterkirche mit der Kapelle des brennenden Busches, der älteste und heiligste Teil des Ganzen. In neuerer Zeit hat die Auffindung des Codex Sinaiticus durch Tischendorf dem Kloster neuen Ruhm verschafft. Gegen früher ist das Kloster, in dem statt früherer 300–400 Mönche nur noch 20–30 sich finden, herabgekommen. Über einen Bergsattel, der 200 m höher liegt als das Kloster, kommt man aus dem Wadi Schuaib hinaus in die Ebene es-Sebaije. Vom Kloster aus ersteigt man den Berg (hin und zurück vier Stunden) auf beschwerlichem, aber ungefährlichem Wege: es sollen 3000 Stufen hinaufführen. Man kommt vorbei an der Eliaskapelle, in der man die Höhle des Elia (1 Kö. 19, 9) zeigt. Von da in ¾ Stunden erreicht man die südl. und höchste Spitze des mittleren Bergrückens, die eigentliche Musaspitze, 2292 m hoch, nach der Tradition die Stätte der Gesetzgebung. Die Aussicht von ihm aus ist großartig, wenn auch wild und öd wie über ein mitten im Sturm erstarrtes Meer. Niedriger ist die nördliche Spitze, Ras es-Safsaf, d. h. Weidenkopf (Tafel 21), 1994 m, die auch schwer zugänglich ist. — Wenn wir nun im allgemeinen den Moseberg als den Gesetzgebungsberg erkennen, so bleibt noch die Frage, wo wir das Volk lagernd zu denken haben und welche Spitze genauer die Stätte der Gesetzgebung war. Beide Spitzen bieten einen imposanten Anblick, am Fuß einer jeden breitet sich eine im ganzen passende Ebene. Viele lassen das Volk in der Ebene Sebaije lagern, die Gesetzgebung auf der südl. Spitze, dem Dschebel Musa, erfolgen. Dafür spricht, daß diese Spitze die höchste ist und ihre steilen Granitmassen wirklich großartig über der Ebene aufsteigen, wie denn auch die Tradition für diese Spitze sich entschieden hat. Aber die Ebene Sebaije mit ihren vielen nackten Kieshügeln eignet sich viel weniger zum Lagerplatz eines Volkes als die Ebene er-Raha, die auch viel größer ist; dazu liegt die Ebene es-Sebaije nicht eigentlich am Fuß des ganzen Gebirgsstockes, sondern man muß zu ihr schon ziemlich hoch (1700 m) aufsteigen. Andere nehmen darum an, daß das Volk in der Ebene er-Raha und dem daran sich anschließenden Wadi ed-Der gelagert habe. Diese Lokalität ist hiezu durchaus geeignet, namentlich auch für das Volk geräumig genug. Dann kann man aber nicht die südliche Spitze als Berg der Gesetzgebung festhalten, da sie von der Ebene er-Raha aus nicht gesehen werden kann; auch nicht in der Weise, daß man annimmt, das Volk habe zwar in der Wüste gelagert, sei aber von Mose durch den langen und beschwerlichen Wadi es-Sebaije in die südliche Ebene es-Sebaije zur Entgegennahme des Gesetzes geführt worden. So bleibt das wahrscheinlichste, daß der nördliche, niedrigere Gipfel, der Ras es-Safsaf der Gesetzgebungsberg war, wenn gleich er schwerer zugänglich war und nur von der Nordseite aus sich als Einzelberg darstellt. Man könnte dann immerhin mit dem Sinai-Forscher Palmer annehmen, daß die südl. Spitze als die entferntere und von dem Lagerplatz der Israeliten aus nicht sichtbare der Ort gewesen sei, wo Gott mit Mose im Verborgenen sprach, die nördliche dagegen die Stätte, von wo die zehn Gebote verkündigt wurden. — 3) Neuere Ansichten. Diese ganze im bisherigen zugrunde gelegte Anschauung, die den Sinai im Süden der Sinai-Halbinsel sucht, wird nun aber in neuerer Zeit stark angefochten. Wenn auch noch einzelne neuere Darsteller der Geschichte Israels (z. B. Köhler, Klostermann, Öttli) an dem alten Sinai festhalten, so mehrt sich doch die Zahl der Stimmen, die in der obigen Darlegung über den Ort der Gesetzgebung nur eine wertlose Mönchstradition sehen. Stade erklärt es für eine unnütze Zeitverschwendung, sich überhaupt über die Lage des Gesetzgebungsberges besinnen; die meisten alttestamentlichen Schriftsteller werden keine klare geographische Vorstellung gehabt haben; man dürfe überhaupt nicht fragen: wo hat er gelegen? sondern: wo hat die heilige Sage der Hebräer den Sinai gesucht? Andere Forscher glauben nachweisen zu können, daß einzelne der Quellenschriften oder alle den Sinai gar nicht in dem Hochgebirg der sogen. Sinai-Halbinsel gesucht haben. Bäntsh z. B. (Kommentar zu 2., 3. und 4. Mose) scheidet in folgender Weise die Quellen und ihre Bestimmungen: 1) Nach 5 Mo. 33, 2; Ri. 5, 4 f.; Hab. 3, 3 lag der Gottesberg füdöstlich von Seir oder Edom. (Auf Grund von 2 Mo. 2, 3 suchen auch Wellhausen, Stade, Hommel den Berg der Gesetzgebung füdöstlich von Edom im Lande Midian; näher sehen nach dem Vorgang des Engländers Eh. Beke 1874 auch Ed. Meyer u. Gunkel in ihm einen Vulkan, den Beke in dem Dschebel Baghir oder en-Nur, 4–5 Stunden nordöstlich von Kalat el-Akaba gefunden haben will, während ihn Ed. Meyer in einem der Krater des nordwestlichen Arabiens in der Gegend zwischen Tebuk und Mekka sucht.) 2) Auch der Jahwist (J) läßt die Israeliten auf den füdöstlich von Edom gelegenen Sinai zuziehen. Demnach ziehen sie nicht in die Sinai-Halbinsel hinein, sondern von dem Übergang über das Schilfmeer an der Basis der Halbinsel von Westen nach Osten, etwa der Straße von Suez nach Akaba entlang auf Kades zu und von da nach dem S. in Midian. 3) Der Horeb des Elohisten (E) muß nicht mit dem Sinai identisch sein. Daß er auf der Sinai-Halbinsel lag, kann man aus 2 Mo. 13, 18 nicht schließen; die Entfernung zwischen Kades und Horeb 5 Mo. 1, 2 paßt zur Lage auf der Halbinsel; aber ein sicherer Schluß läßt sich aus E nicht ziehen. 4) Der Priesterkoder (P) allerdings scheint nach 4 Mo. 33, 9 ff. (vgl. die Station „am Schilfmeer“) die Israeliten an der Westküste der Halbinsel hinabziehen zu lassen. Das spricht einigermaßen dafür, daß auch der Horeb von E im Süden lag. Aber ein sicheres Ergebnis über die Lage des Gottesbergs, über die es eine verschiedene Tradition gab, ist um so weniger zu gewinnen, da wir die einzelnen Quellen nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zusammenhang haben. — Guthe dagegen weist die Bersetzung des Sinai in den Osten des Edomiterlandes ab und kommt zu dem Ergebnis: 1) Keine Stelle des A. T. weist entschieden auf das Gebirge der Sinai-Halbinsel als von den Israeliten betreten hin. 2) Nach 5 Mo. 1, 2 sind es vom Horeb auf dem Weg nach dem Gebirg Seir bis Kades 11 Tagreisen. Es handelt sich hier nicht um einen Zug von Süden nach Norden, sondern von Westen nach Osten und so ist Horeb in der Wüste westlich von Kades zu suchen. Dazu paßt auch die Darstellung des Elohisten in 2 Mo. 4, 27. 3) Der Jahwist nennt den Berg Sinai und spricht (2 Mo. 3, 18; 5, 3; 23) von einem Zug von 3 Tagreisen zum Opfer an dem Gottesberg. Das würde, mit Frauen, Kindern und Vieh ausgeführt, einen Weg von etwa 30 km nach Osten in der Richtung auf Kades zu ergeben, etwa in die Gegend des Dschebel Mughara u. Dschebel Jelek führen. 3) Der Priesterkodex setzt 4 Mo. 10, 12 neben die Wüste Sinai die Wüste Paran, die vom Dschebel Musa weit entfernt ist; der Verfasser hat sich den Sinai wohl nicht sehr weit von Kades gedacht. 4) Was endlich die von Ri. 5, 4 f. abhängigen Stellen 5 Mo. 33, 2; Hab. 3, 3; Ps. 68, 9 betrifft, so kann Seir und Feld Edoms das Land der Edomiter im Osten oder im Westen der Araber bezeichnen. Hier ist sicher nicht der Osten gemeint. Seir oder Feld Edoms ist Bezeichnung der Südgrenze des Landes Kanaan oder des Berglandes der Amoriter. Diese Stellen setzen den Gesetzgebungsberg in die südliche oder südöstliche Gegend von Kades, wozu auch der Priesterkodex stimmt, dagegen der Jahwist, deutlicher der Elohist und der Deuteronomiker mehr in die westliche Gegend. Letztere drei Quellen kommen wesentlich auf dasselbe hinaus; bei ihnen scheinen Sinai und Horeb denselben Berg zu bezeichnen, oder die beiden Berge in derselben Gegend zu liegen. Ri. 5, 4 f. weist weiter nach Osten. Aber auch nach dieser Stelle ist eine Bestimmung des Berges unmöglich. „Der Dschebel Musa als Sinai und die Sinai-Halbinsel werden in unserem Sprachgebrauch ihren Namen behalten, aber mit Mose und der Stiftung der israelitischen Religion hat das grandiose, einsame Gebirge der Halbinsel nichts zu tun.“ — R. Kittel in der 2. Auflage seiner Geschichte Israels (I. 1912) lehnt in eingehender Erörterung die Ansicht ab, die den Sinai außerhalb der Halbinsel im eigentlichen Arabien an der Straße von Tebuk nach Medina u. Mekka sucht (Wellhausen, Ed. Meyer, Hommel, Paul Haupt, Musil u. a.). Zwar ist nachgewiesen, daß es ein Midian im nordwestl. Arabien gab (und die biblische Darstellung bringt Mose mit Midian in Beziehung), daß die Araber den Schauplatz der Geschichte Moses dort suchen, daß in dieser Gegend sich Vulkane finden. Aber die Stellen Ri. 5, 4 f.; Hab. 3, 3; 5 Mo. 33, 2. 4 beweisen nicht eine Lage des S. im Südosten Edoms. Es ist nicht zu erweisen, daß Midian nur im nordwestlichen Arabien lag; vielmehr führt die biblische Erzählung auf eine Lage Midians zwischen Palästina und dem heutigen Sinai, wahrscheinlich unfern von Kades und Baran. 2 Mo. 19, 16. 18 beweist nicht, daß der S. ein Vulkan war, und deswegen nicht auf der Sinaihalbinsel, wo es keine Vulkane gibt, gesucht werden dürfe; höchstens ist aus jener Stelle zu entnehmen, daß der Verfasser die ihm bekannten Borstellungen von vulkanischen Ausbrüchen auf die Gottesoffenbarung am Horeb übertrug. Wenn aber auch kein Grund vorhanden ist, den Sinai außerhalb der Sinaihalbinsel zu suchen, so ist doch nach Kittels Ansicht die traditionelle Bestimmung des Gesetzgebungswerks zwar eine recht alte Überlieferung — sie findet sich in E und von da wohl auch in P —, aber die ältere und einfachere Überlieferung des J denkt den Sinai als in der Nähe von Kades in der Wüste südwestlich vom Edomitergebiet gelegen, und so ist Kittel geneigt, einen der stattlichen Berge der Landschaft um Kades (s.d.Art.), vielleicht den schon von Buhl ins Auge gefaßten Dsch. Araif, für den geschichtlichen Sinai zu halten. Früh schon, meint er, verlor man in Israel selbst die richtige Spur und setzte an seine Stelle den höchsten und imponierendsten Gebirgsstock der Halbinsel, den Horeb. — Dies der gegenwärtige Stand der Frage. Der traditionelle Sinai ist ohne Zweifel in einem Teil der Quellen als der Gesetzgebungsberg angesehen. Dagegen glaubt eine wachsende Zahl von Forschern in älteren Quellen die Lage des S. in der Nähe von Kades nachweisen zu können. — 4) über die Gesetzgebung auf dem Berg S. und die Frage, in welchem Umfang das mosaische Gesetz dem Mose dort geoffenbart wurde, vgl. Artt. Gesetz und Mose. Über die im N. T. wiederholt sich findende Aussage, daß die Gesetzes offenbarung durch Engel vermittelt gewesen sei, vgl. Art. Engel S. 148 Anm. In eigentümlicher Weise, die seine rabbin. Bildung verrät, stellt Paulus Ga. 4, 24. 25 den Gesetzesbund vom Berg S. mit Hagar zusammen und begründet das damit, daß der S. in Arabien Hagar heiße. Ein zuverlässiges Zeugnis für eine solche Benennung in alter Zeit haben wir freilich nicht: doch gibt es ein ähnlich klingendes arabisches Wort hadschar, das „Stein“ bedeutet, und es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß der mächtige Granitberg, vielleicht in der Umgegend des Berges, so genannt wurde. (Auch der Name S. wird von manchen „der Zackige“ gedeutet.) Zwar sind die beiden Wörter nicht verwandt, aber dem Apostel genügt für seinen Zweck der Gleichklang.
J. Frohnmeyer.
Abb. 327. Karte des Sinai-Gebirges.
Im Gebirge Sinai.
Der Ras es-Safsaf und die Ebene er-Raha mit Blick auf das Katharinenkloster.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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