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Joseph1 (Er, nämlich Gott, füge hinzu, vermehre! vgl. 1 Mo. 30, 24). 1) Sohn Jakobs und der Rahel, nach langer Unfruchtbarkeit der Mutter in Haran geboren, kam als jüngster Sohn Jakobs mit diesem nach Kanaan (30, 22 ff.). Die Vorliebe Jakobs für Rahel übertrug sich auch auf J. (37, 3), eben deshalb wurde dieser von seinen Brüdern beneidet und gehaßt, zumal er sich nicht an ihren schlimmen Streichen beteiligte, sondern sie verklagte und von hochstrebenden Träumen zu erzählen wußte, 37, 4 ff. Zuletzt wollten sie den 17jähr. Bruder sogar töten, begnügten sich jedoch schließlich damit, ihn in die Sklaverei zu verkaufen, 37, 12 ff. So kam er nach Ägypten in den Dienst eines hochgestellten Beamten (37, 36; 39, 1 ff.), dessen Vertrauen er bald durch seine Gewissenhaftigkeit und gesegnete Arbeitstüchtigkeit in hohem Maße gewann. Allein die Gattin dieses Potiphar, deren Verführungskunst bei J. nicht verfing, verleumdete ihn arg, so daß er ins Gefängnis kam, wo er mehrere Jahre blieb (39, 7 ff.). Die Gabe der Traumdeutung, durch welche er zwei gefangenen Höflingen ihr Schicksal voraussagte, wurde endlich der Anlaß seiner Befreiung (40, 1 ff.). Als dreißigjähriger Jüngling (41, 46) vor den Pharao gerufen, legte er diesem einen für das ganze Land wichtigen Doppeltraum dahin aus, es werden 7 Jahre der reichen Fülle, hernach 7 unfruchtbare kommen, und forderte zu entsprechenden Vorsichtsmaßregeln auf (41, 1 ff.), zu deren Ausführung J. mit hoher Würde und Macht ausgestattet wurde (41, 38 ff., vgl. Abb. 175). Um von den Kornvorräten, die Ägypten in der Zeit der Fülle aufgespart hatte, ihr Leben zu fristen, kamen auch Josephs Brüder nach Ägypten, das in Zeiten der Teuerung auch sonst öfter von benachbarten semitischen Stämmen als Kornkammer aufgesucht wurde (vgl. auch 12, 10; 26, 1 f.). J. erkannte sie, hielt aber einstweilen Verstellung für geboten und gab sich ihnen erst nach längerer Prüfung bei einem zweiten Aufenthalt in Ägypten, wozu der Hunger sie nötigte, als ihr Bruder zu erkennen (Kap. 42–45). Der Pharao veranlaßte sie und ihren Vater, bleibend in diesem Lande sich niederzulassen, und zwar in Gosen, dem nordöstlichen Weideland Ägyptens, wo sie sich rasch zu einem stattlichen Volke vermehrten, 45, 17 bis 47, 12. Von seinem Vater empfing J. als Retter der Familie doppelten Segen und doppeltes Erbe für seine beiden Söhne Ephraim und Manasse (Kap. 48), die ihm seine ägyptische Gemahlin Asnath, die Tochter eines Priesters zu On (41, 50 ff.), geboren hatte. Wie er seinen Vater auf dessen Wunsch in Kanaan begrub (47, 29 ff.; 50, 1 ff.), so verordnete er, daß seine eigenen Gebeine auf dem Boden des gelobten Landes begraben würden (50, 24 ff.). Dies geschah, und zwar nach dem Einzug Israels in Kanaan auf dem von Jakob erworbenen Grundstück bei Sichem, bei welcher Stadt noch heute ein Grabmal J. gezeigt wird (2 Mo. 13, 19; Jos. 24, 32). — Der Charakter J. rechtfertigte Jakobs Vorliebe für ihn. Er zeigte sein Leben lang tiefe Gottesfurcht (37, 2; 39, 9; 41, 16; 42, 18; 45, 8; 50, 19 f.); seine Gewissenhaftigkeit und der Segen Gottes, der dafür sichtlich auf ihm ruhte, ließen ihn auch Gnade finden bei den Menschen (39, 2 ff.; 21 ff.; 41, 37 ff.). Mochte er auch in seiner Kindheit, als er seine Träume erzählte, von Eitelkeit nicht frei sein, in der Schule Gottes wurde er genugsam gedemütigt. Seine Zurückhaltung gegen die Brüder aber und die harte Behandlung, die er ihnen anfänglich angedeihen ließ, entsprang nicht gemeiner Rachsucht, sondern weiser Überlegung und erzieherischer Absicht; er wollte ihre Gewissen wecken und prüfen, ob ihr Sinn ein anderer geworden sei oder ob sie Benjamin ebenso haßten wie einst ihn selbst. Die Klugheit Jakobs erscheint bei J. zu weitblickender staatsmännischer Weisheit gesteigert. Wunderbarer aber zeigt sich in dieser Geschichte Gottes Weisheit, die alles Unrecht ans Licht zieht und auch die bösen Anschläge der Menschen zum Guten lenkt (50,20). Als Zeuge Gottes wirkt der weise J. am ägyptischen Hof wie der gleichfalls ins Geheimnis der Träume eingeweihte Daniel am babylonischen. — Wie die Ägyptologen in neuerer Zeit dargetan haben, bestätigt sich die geschichtliche Treue dieser Erzählung Zug für Zug, indem die darin vorausgesetzten Sitten und Verhältnisse Ägyptens wirklich diesem Lande eigen waren. Dahin gehört z. B. der Karawanenhandel durch Palästina, 37, 25, der Name Potiphar (= ergeben dem Gotte Phra oder Ra), die Hofmeister, 39, 3 ff.; 43, 19; der in ägyptischen Verhältnissen ganz wohl denkbare Auftritt mit Potiphars Weib, 39, 7 ff.; der den Träumen beigelegte Wert, Kap. 40 u.41; die Geschichte der beiden Hofbeamten in allen Einzelheiten, der Traum vom Nil und den die Fruchtbarkeit darstellenden Kühen, 41, 1 ff.; die Kaste der Traumdeuter, 41,8; der Name Zophnat Phaneach (Luther: heimlicher Rat), nach Ed. Naville: „Haupt des h. Kollegiums“, 41, 45; der Titel „Vater des Pharao“, 45, 8 und vieles andere. Ebers urteilt: „Die ganze Geschichte J. muß selbst in ihren Einzelheiten als den wahren Verhältnissen des alten Ägypten durchaus entsprechend bezeichnet werden.“ Wahrscheinlich kam J. nach Ägypten, als dort die sog. Hyksos, ursprünglich semitische Nomadenfürsten, die sich aber ganz ägyptisiert hatten, das Regiment führten. Diesen mochte der Zuwachs eines ergebenen semitischen Stammes im Nordosten des Landes nicht unerwünscht sein. Unter welchem Pharao die Einwanderung geschah, läßt sich nicht bestimmt sagen. Nach der Tradition war es Apopi. Dies führt auf einen der letzten Hyksosherrscher. Vergl. die Artt. Jakob, Ephraim, Manasse, Ägypten. — 2) Joseph oder Söhne J. oder Haus J. heißen gelegentlich die Nachkommen des Patriarchen, sei es die beiden von ihm selbst sich ableitenden Stämme Ephraim und Manasse (wie 4 Mo. 26, 28) oder das ganze Zehnstämmereich (Am. 5, 6) oder ganz Israel (Ps. 80, 2); der „Schaden Josephs“, Am. 6, 6, ist der drohende Einsturz des nördlichen Reiches.
v. Orelli.
Abb. 175 Investitur eines hohen ägyptischen Beamten. (Nach Wilkinson.)
3) Joseph, Gatte der Maria und Pflegvater Jesu. Nach den Geschlechtsregistern Mt. 1, Lu. 3 ein Nachkomme Davids; die Unterschiede zwischen dem Stammbaum bei Matthäus und dem bei Lukas sind wohl daraus zu erklären, daß diese genealogischen Nachrichten nur auf mündlichen Überlieferungen beruhen; daß J. und Jesus von David abstammen, ist darum doch sicher. Er war ein „Zimmermann“ (neuerdings als Baumeister aufgefaßt, Mt. 13, 55) und erzog auch Jesum für sein Handwerk (Mk. 6, 3). Dieser Beruf brachte eine bescheidene Lebensstellung mit sich, wie auch Lu. 2, 24 auf bescheidene ökonomische Verhältnisse bei J. und Maria deutet, aber er war durchaus nicht etwa ein geringgeschätzter. Von J. sagen die Evangelien wenig; er war „fromm“ (gerecht), Mt. 1, 19, und erfüllte pünktlich, was das Gesetz vorschrieb an guter Sitte (Lu. 2, 41), gehörte wohl zu den stillen Frommen im Lande. Daß er später in den Evangelien nicht erwähnt wird, läßt vermuten, daß er noch vor Christi öffentlichem Hervortreten gestorben sei. Die christl. Sage hat sich viel mit ihm beschäftigt und ihn sehr verherrlicht (vgl. Art. Apokryphen). Sie macht ihn, als er Maria ehelichte, zu einem Greis, der schon einmal in 50jähriger Ehe mit einer gewissen Salome verbunden gewesen sei (diese katholischen Sagen haben das Interesse, die Ehe J. mit Maria zu einer bloßen Scheinehe zu machen, wodurch schließlich die „Jungfrau Maria“ verherrlicht werden soll); sie läßt ihn im Alter von 111 Jahren sterben, nachdem ihm keine Altersschwäche u. dergl. hat nahen dürfen, läßt ihn endlich körperlich gen Himmel fahren u. a. Interessant ist der Zug der Sage: er habe erst auf dem Sterbebett an die Messianität Jesu glauben gelernt. — 4) Joseph von Arimathia (s. d.), Mt. 27, 57 ff.; Mk. 15, 43 ff.; Lu. 23, 50 ff.; Joh. 19, 38 ff., der „ehrbare Ratsherr“, d. h. wahrscheinl. Mitglied des Synedriums, der ein stiller Anhänger Jesu gewesen war, aber nach dessen Tod herauszutreten wagte. Es war nach Mt. 27, 60 sein eigen Grab, darin er Jesum bestattete, ein neues, da er wohl erst aus A. hergezogen war. Die Sage macht ihn zum ersten Missionar von England.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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