The Future of Bible Study Is Here.
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Ägypten. 1) Name. Der hebr. Name des Volkes und Landes ist Mizraim, von Luther außer der Völkertafel (1 Mo. 10, 6. 13; 1 Chr. 1, 8. 11) immer mit Ä. übersetzt, ohne Zweifel ein semit. Name (assyr. Musur, babylon. Misir, arab. Misr, türk. Misir), während ein entsprechender einheimischer sich nirgends findet. Eine sichere Deutung für ihn hat sich noch nicht gefunden: vielleicht „Umwallung“ wegen der großen Festungsmauer, die sich im Osten hingezogen haben soll. Die Form des Namens scheint eine Zweizahl (dualis) zu bezeichnen; ursprünglich vielleicht wegen der zwei Hauptteile (das obere und das untere Land); später auch auf Unterägypten allein angewandt, sogar neben Pathros, dem besonderen Namen für Oberägypten. Der einheimische Name war Kam, das schwarze Land im Gegensatz zur gelbroten Wüste. Der griechische Name Aigyptos ist unbekannter Deutung. — 2) Lage und natürliche Beschaffenheit. Ägypten ist das von dem Nil geschaffene schmale Talland zwischen der arabischen Wüste mit ihrem Gebirge im Osten und dem öden Tafelland der libyschen Wüste im Westen. Die Oasenreihe dieser Wüste bezeichnet die West-, der „Bach Ägyptens“ die Ostgrenze. An das schmale Tal, nirgends über 15–18 km breit, schließt sich das breitere Delta an. Bei einem Areal von 99 4000 qkm beträgt die Kulturfläche nur 33 600 qkm. Seine altbekannte Fruchtbarkeit verdankt Ä. einzig und allein dem Nil und seinen regelmäßigen Überschwemmungen. Diese sind eine Folge vor allem der Sommerregen in Abessinien. Der eigentliche Quellfluß, der weiße Nil (Bahr el Abiad), nimmt bei Chartum den blauen Nil (Bahr el Asrak) auf, den er an Wassermenge dreimal übertrifft, der aber die Nilschwelle wesentlich herbeiführt. Anfangs Juni beginnt der Fluß zu steigen; im Aug. oder Sept. werden die Dämme durchstochen; Ende Sept. und Anfang Okt. erreicht die Überschwemmung den Höhestand. Früher bildete Ä. zu dieser Zeit einen großen See, jetzt überschwemmt der Nil nicht mehr die Talebene, sondern sein Wasser wird in unzählige Kanäle abgezweigt und verteilt. — Das Klima des Landes ist meist sehr gesund, was es hauptsächlich der Wüste verdankt. An der Küste ist der Regen nicht selten, in Oberägypten dagegen ist fast das ganze Jahr hindurch kaum eine Wolke am Himmel zu sehen. Die mittlere Temperatur beträgt in Kairo und dem Delta im Winter + 13° C (tiefster Stand + 2°), im Sommer 28, 2° (höchster Stand 35); in Oberägypten winters zwischen 12 und 30°, sommers bis zu 43°. Die große Trockenheit der Luft läßt auch hohe Wärmegrade leicht ertragen. — Die Vegetation war früher im Niltal ungemein üppig, hier grünten einst hohe Wasserpflanzen und namentlich die Dickichte der Papyrusstaude, die jetzt vollkommen aus Ä. verschwunden ist. In alter Zeit dankte Ä. dieser Pflanze zum Teil seinen Reichtum. Der Weinstock war, wie uralte Denkmäler lehren, schon in der Zeit der frühesten Pharaonen fleißig kultiviert; Korn gedieh in üppigster Fülle, ebenso Flachs und Hanf, heutzutage auch Baumwolle. Die Balsambäume sind verschwunden; aber die Dattelpalme ist gerade wie vor 5000 Jahren, so auch heute noch der häufigste und am höchsten geschätzte Baum. — Auch die Tierwelt Ä.s war in alter Zeit reicher als heute. Krokodile, die sich gegenwärtig bis Oberägypten zurückziehen, bevölkerten damals in großer Anzahl den Strom; das Nilpferd hat sich in die heiße Zone geflüchtet, Antilopen, Löwen und Hyänen waren häufig. Durch edle Pferde war die ägypt. Reiterei (oder die ägypt. Streitwagen) berühmt, 1 Mo. 47, 17; 1 Kö. 10, 28. Kamele wurden erst später eingeführt. Der große Fischreichtum war besonders für die ärmeren Klassen eine Wohltat, 4 Mo. 11, 5. — 3) Das Volk der Ägypter wird in der Völkertafel zu den Hamiten gerechnet. Die neueren Völkerkenner sehen in den Hamiten meist einen Zweig der kaukasischen Rasse, der aus Asien eingewandert und mit dem semitischen, nicht aber mit dem urafrikan. Stamm (den Negern) näher verwandt ist. Man nimmt dann an, daß die im Nilland einwandernden Ägypter sich mit einer der Negerrasse angehörenden Urbevölkerung vermischten, daher die dicken Lippen, die dunkle Hautfarbe namentlich der niederen Kasten. — 4) Was ihre Geschichte mit besonderer Rücksicht auf ihre bibl. Beziehungen betrifft, so führt die ägypt. Überlieferung in Zeiten hinauf, die sonst keine geschichtl. Kunde erreicht. Schon zur Zeit des Menes (3400), des ersten Königs der ersten Dynastie (der ägypt. Geschichtschreiber Manetho um 270 v. Chr. zählte 30 Dynastien vor den Ptolemäern), war Ä. längst ein Kulturland. In Abrahams Zeit beginnen die häufigen Berührungen zwischen bibl. und ägypt. Geschichte, auf deren Beleuchtung die ägypt. Altertumsforschung der letzten Jahrzehnte viel Mühe verwendet hat. Die bibl. Erzählungen verraten eine merkwürdige Kenntnis der ägypt. Verhältnisse (vgl. Art. Joseph), bei der Unsicherheit der ägypt. Chronologie ist es aber noch nicht gelungen, die Ereignisse der bibl. Geschichte mit Sicherheit dort einzureihen. In einer Grabkammer zu Benihassan findet sich eine Darstellung einer in Ä. einwandernden semit. Familie (Abb. Tafel 2), es ist vielleicht eine Hyksosfamilie, zeigt aber, daß solche Begebenheiten nichts Ungewöhnliches waren. Das Hauptinteresse richtet sich auf die Frage, in welcher Zeit Jakob und Joseph in Ä. einwanderten, ihre Nachkommen das Land verließen (vgl. Auszug). Auf das alte und das mittlere Reich von Memphis folgte die Herrschaft der Hyksos, dann das neue Reich mit der Hauptstadt Theben. Von dem Einbruch der Hyksos berichtet uns namentlich Manetho, es ist aber immer noch ein wenig aufgeklärtes Ereignis. „Menschen unberühmten Namens“. Hyksos, d. h. Hirtenkönige, genannt, eroberten das Land, zerstörten die Städte, mißhandelten die Einwohner, machten einen aus ihrer Mitte, Salatis, zum Könige und regierten hart und gewalttätig 511 Jahre über Ä., ohne wahrscheinlich Oberägypten in ihre Gewalt zu bringen, bis vom Süden des Landes aus der Befreiungskampf begann, der mit dem Abzug der Hyksos endigte. Nach Manetho (bei Josephus) wäre die Befreiung von Thummosis vollendet worden, welch letzterer ihre Stadt Havaris zwar nicht zu erobern vermochte, aber sie zum Abzug durch die Wüste nach Syrien bewog. Nach den Denkmälern wäre Aahmes der Befreier gewesen. Die Zeit der Hyksos (Abb. 14) wird verschieden bestimmt: nach der beliebtesten Berechnung (von Lepsius) zwischen 2101 und 1591. Neuere wollen sie auf die Zeit von 1680–1580 einschränken. Wie verhalten sich nun diese Hyksos zu den Ereignissen der bibl. Geschichte? Eine alte Ansicht, die schon Josephus ausspricht, hält die Hyksos für die Israeliten selbst. Aber es ist nicht recht einzusehen, wie die ägypt. Geschichtsschreiber aus den gedrückten Israeliten gewalttätige Unterdrücker gemacht haben sollten. So kann nur die Frage sein, ob die Israeliten vor, während oder nach der Zeit der Hyksos in Ägypten einwanderten. Ersteres ist der Zeit wegen in keinem Fall möglich. Dagegen ist der Gedanke sehr ansprechend, daß Jakob und sein Haus während der Herrschaft der Hyksos einwanderten. Das würde die freundliche Aufnahme sehr gut erklären, aber auch die Ungunst, die sie erfuhren, als nationalägyptische Könige wieder aufgekommen waren. Einzelne Ägyptologen haben die Einwanderung in die Zeit nach der Hyksosherrschaft verlegt, weil das Hofleben Ä.s zur Zeit Josephs in einem Maße national-ägyptisch geschildert sei, daß man den Pharao unmöglich für einen asiat. Nomadenfürsten halten könne. Doch wird letzteres um so weniger entscheidend sein, da bei dem langen Aufenthalt in Ägypten das Annehmen der Landessitten ganz wohl denkbar ist, bei jener Annahme dagegen man die Zeit des Aufenthalts im Widerspruch mit den bibl. Angaben stark verkürzen müßte. — Man hat auch nach dem Pharao der Bedrückung und des Auszugs gesucht. Wenn 2 Mo. 1, 8 von einem neuen König, der Joseph nicht kannte, erzählt wird, so führt das nach der einfachsten Auffassung in die Zeit des neuen Reiches, dem die mächtigsten, durch ihre Eroberungen und Prachtbauten hervorragenden Könige angehörten. Der mächtigste dieser Könige war Ramses II. Miamun (Abb. Tafel 3). In ihm glaubt man den Pharao der Bedrückung zu erkennen. Da nämlich das Land Gosen auch Land Ramses heißt und die bedrückten Israeliten unter anderem eine Stadt Ramses erbauen mußten, schließt man, daß damals ein König Ramses regiert haben müsse, nach dem Land und Stadt benannt worden wären. Ramses I. konnte es seiner kurzen Regierungsdauer wegen nicht wohl sein. Dagegen führt manches auf Ramses II. Miamun: Man sucht die Städte Pithom und Ramses (2 Mo. 1, 11) meist in dem Wadi Tumilat, welcher vom Nil zu den Bitterseen der Landenge von Sues nach Osten führt. Pithom hat man 1883 mit Sicherheit dem Tell el-Maskutah im Osten dieses Wadi bei der Eisenbahnstation Ramses nachgewiesen. Nun können dort Städte erst erstanden sein, seit der Süßwasserkanal die Gegend durchzog; dieser aber ist das Werk des Ramses II. Nun hat aber Ramses, der in Syrien siegreich kämpfte und großartige Prachtwerke erbaut, 66 Jahre, nach 1388–22, (nach andern 1348–1281 oder noch später), regiert. Unter seinem Sohn und Nachfolger Merenphtah (Abb. Tafel 3) oder Mernephtah müßte demnach der Auszug stattgefunden haben, und so setzen denn manche Forscher ihn 1314 oder 1317 (1320, 1321) an. Wenn Ramses erst im 13. Jahrh. regierte, müßte der Auszug noch in spätere Zeit fallen. Es sind aber auf Grund neuerer Funde (s. Auszug aus A.) starke Zweifel daran erwacht, ob der Auszug so spät angesetzt werden dürfe. So ist’s auch recht zweifelhaft geworden, ob Ramses II. und Merenphtah diese Bedeutung für die Israeliten hatten. Manetho u. a. geben uns auch eine ägypt. Darstellung des Auszugs der Israeliten. Der König Amenophis wünschte die Götter zu schauen. Ein Weiser erklärte ihm, daß das ihm nur zuteil werden könne, wenn er Ä. von den Aussätzigen und Unreinen befreie. Darauf schaffte der König 80 000 Gebrechliche in die Steinbrüche, östlich vom Nil, gestattete ihnen jedoch später, in der von den Hyksos verlassenen Stadt Avaris sich anzusiedeln. Dort machten sie einen ehemaligen Priester von Heliopolis Osarsiph zu ihrem Anführer. Dieser gebot ihnen, keine Götter anzubeten, noch sich der heiligen Tiere zu enthalten, sondern alle zu schlachten und zu verzehren und nur mit den Eidgenossen Gemeinschaft zu pflegen. Dann befestigte er Avaris und rüstete sich zum Krieg, unterstützt von den Hyksos in Jerusalem. Amenophis sandte zuerst seinen Sohn Sethos-Ramesses nach Äthiopien und zog sich dann selbst trotz seiner 300 000 Mann, ohne eine Schlacht zu wagen, nach Äthiopien zurück, während die Aussätzigen mit den Hyksos in Ä. wüteten. Erst nach 13 Jahren kehrte er mit seinem Sohne zurück und trieb sie zum Lande hinaus. Ähnliche Berichte finden wir auch sonst, und die römischen und griech. Schriftsteller, wie Hekatäus, Diodorus von Sizilien, Strabo, Tacitus, haben in dieser Weise die Urgeschichte der Juden erzählt. Es erscheint jedenfalls als das Wahrscheinlichste, daß die Ägypter sich so die Geschichte des Auszugs zurecht machten (vgl. die verschiedenen Stellen, z. B. Weber, Weltgesch., 2. Aufl., I, 566 ff.). — Von da an werden die Berührungen zwischen ägyptischer und israelit. Geschichte seltener. Das Reich sank in den nächsten Jahrhunderten mehr und mehr. Theben hörte auf die Hauptstadt zu sein. Um die Zeit, als in Israel das Königtum erstand, herrschten Könige von Tanis, dem Zoan der Bibel. Der König, mit dem Salomo in freundschaftlichen Beziehungen stand und dessen Tochter er heiratete (1 Kö. 3, 1; 9, 16; 11, 1; 2 Chr. 8, 11), ist einer der letzten Könige der 21. Dynastie. Auch Salomos Gegner Hadad fand freundliche Aufnahme in Ä. (1 Kö. 11, 17 ff.) Der Gründer der 22. Dynastie Sisak (Scheschenk, Sesonchis, s. d. Art.) nahm den Jerobeam bei sich auf (1 Kö. 11, 40) und bekriegte Rehabeam (1 Kö. 14, 25 ff.) Manche Namen bezwungener Städte des Heiligen Landes sind noch im Vorhof zu Karnak zu lesen. Nach ihm zerfiel Ä. in kleine, abhängige Staaten, die bald zu Äthiopien, bald zu Assyrien hielten. Wer der Äthiopierkönig Serah (s. d. Art.) war, den Asa nach 2 Chr. 14, 8 ff. bei Maresa schlug, ist nicht sicher auszumachen. Längst hatte sich Nubien selbständig gemacht, später bemächtigten sich die Äthiopier sogar der Herrschaft Ä.’s. Der erste Pharao der 25. äthiopischen Dynastie Sabakon (Schabako) ist wahrscheinlich der König So (2 Kö. 17, 4), auf den sich Hosea von Israel umsonst verließ, als er von Assyrien abfiel (andere denken an Sabakos Nachfolger Sevechos). Dagegen zog ein Tirhaka, König von Äthiopien, der Taharka der Inschriften, nach 2 Kö. 19, 9; Jes. 37, 9 verbündet mit Hiskia, gegen Sanherib herauf — es ist der dritte und letzte König der 25. äthiopischen Dynastie (nach Brugsch 693–666, was nicht ganz zur gewöhnlichen Zeitrechnung paßt), der mit Vorliebe in seiner nubischen Hauptstadt Napata am Fuße des Berges Barkal verweilte. In sie soll er sich später ganz zurückgezogen haben, während Asarhaddon von Assyrien sich der Herrschaft in Ä. bemächtigte, 671. Durch seinen Nachfolger Asurbanipal sank das hunderttorige Theben in Trümmer. Aus der Verwirrung, die auch nach dem Abzug der Assyrer blieb, erhob sich Ä. durch Psammetich 664 (Abb. 16). Noch einigemal griff Ä. in die israelitische Geschichte ein. Als die letzte Stunde des assyr. Reiches nahte, erschien auch Necho (610–594) auf dem Schauplatz, um Teil an dem Erbe zu bekommen. Bei Megiddo erlag ihm Josia 609, aber der Tag von Karchemisch, 605, wies ihn in sein Land zurück. In den letzten Zeiten des Reiches Juda erwies sich Ä., dessen König damals Hophra oder Apris war (589–564), als der Rohrstab, der dem, welcher sich darauf stützt, durch die Hand geht (Hes. 29, 6. 7). Wie die Propheten verkündigt hatten, Hes. 29–32; Jer. 46, 13 ff., zog sich Ä. durch seine Unterstützung Judas und die Aufnahme der Flüchtigen nur einen Rachezug Nebukadnezars zu, von dem uns freilich nähere Kunde fehlt. Dem blutigen Tod, den Jer. 44, 30 ihm in Aussicht stellt, ist Hophra, von Amasis verdrängt, nicht entgangen. Über die Beziehungen Palästinas zu dem Ptolemäerreich, das der pers. Herrschaft (525–332) in Ä. folgte, vgl. Art. Israel. Im N. T. gewährt Ä., wie einst dem zum Volke heranwachsenden Israel, auch dem Jesuskinde eine Bergungsstätte, Mt. 2, 15. — 5) Von der eigentümlichen Kultur der alten Ägypter ist in der Bibel nicht die Rede. Die Werke ihrer Kunst: Pyramiden, Sphinxe, Obelisken, Tempel und Paläste werden nicht erwähnt. Dem Altertum galten sie als das weiseste Volk, und nach Ap. 7, 22 wurde auch Mose in aller Weisheit der Ägypter gelehrt. Die Grundlage ägyptischer Bildung war das schwierige Studium der ägyptischen Schrift, der hieroglyphischen Bilderschrift, welche Zeichen für Gegenstände oder die sie benennenden Wörter, Silben- und Buchstabenzeichen, sowie die dem Verständnisse dienenden Deutzeichen umfaßte und von den ältesten Zeiten bis in die der Ptolemäer namentlich zur Aufzeichnung von Inschriften an Tempeln und in Gräbern verwendet wurde. Da die Darstellung dieser Hieroglyphen umständlich war und dieselben sich für das übliche Schreibmaterial, den Papyrus, weniger eigneten, wurde, gleichfalls schon in uralter Zeit, die hieratische Schrift, deren Zeichen sich immer weiter vom Bilde entfernten, angewendet. Seit dem 8. Jahrh. bildete man zur Darstellung der Volkssprache, namentlich für den gewöhnlichen Gebrauch im praktischen Leben, bei Verträgen, in Briefen. Urkunden u. dergl. die demotische oder Volksschrift. Auf eine alphabetische Schrift sind die alten Ägypter nicht gekommen, erst die Phönikier haben diesen Fortschritt gemacht. In diesen unbehilflichen Schriftarten, deren Entzifferung von Champollion begründet wurde, haben die Ägypter eine reiche Literatur auf Papyrusblättern hinterlassen, namentlich religiösen, astronomischen und medizinischen Inhalts. Schon in grauer Vorzeit haben die ägypt. Astronomen das Sonnenjahr in der Hauptsache richtig berechnet. Am interessantesten ist die ägypt. Religion, kein einheitliches System, sondern teils Götter der verschiedenen Gaue, teils solche, deren Wirken die ganze Welt umfaßt wie Sonne und Mond; doch haben in den einzelnen Gauen vielfach die Götter des Gaus den Sonnengott Rê an die zweite Stelle gedrängt. Hauptgötter sind Amon in Theben, dessen Orakel auch in Griechenland und Rom in Ansehen stand; Ptah in Memphis, der Sonnengott Rê in Heliopolis, die Kriegsgöttin Neit in Sais u. a. Am bekanntesten ist durch die sinnige Sage über ihn Osiris geworden, der mit Isis über Ä. herrscht, den Nachstellungen des Seth-Typhon erliegt und seinen Sohn Horus zum Rächer und Nachfolger auf Erden hat, während er selbst in der Unterwelt über die Gerechten herrscht. Am auffallendsten war schon den Alten der Tierdienst. Er findet sich auch sonst in heidnischen Religionen. Man denkt sich die Götter in allerlei Naturgegenständen wohnend, und so namentlich in Tieren, die den Menschen als Wesen von überlegener Kraft, geheimnisvoller, unberechenbarer, dabei durch den Instinkt zielbewußter als der Mensch erscheinen und sich so als Sitz geheimnisvoller göttlicher Mächte besonders eignen. So werden in Ä. die Haustiere, besonders Rind, Kuh, dann Löwe, Krokodil, Nilpferd, Giftschlange, Skorpion, Wolf, Hund, Katze, Affen, Fische und Vögel, der Ibis, der Reiher, der Falke, der Geier, der Frosch verehrt. Dabei war die ganze Gattung heilig, ein bestimmtes Exemplar wurde aber an heiliger Stätte gehegt und gepflegt. Nach dessen Tod fährt der Gottesgeist in ein anderes an bestimmten Zeichen erkennbares Tier. Am bekanntesten ist die Verehrung des dem Ptah heiligen Apisstiers. Daß dieser einer tiefstehenden Religionsstufe eigentümliche Tierdienst in Ä. festgehalten wurde, erregte von jeher Verwunderung. — Eigentümlich war auch die Unsterblichkeitslehre. Die Ägypter glaubten an eine Auferstehung des Fleisches und suchten dafür durch Einbalsamierung die Leiber zu erhalten. Die Seele gelangt unter manchen Fährlichkeiten in die Unterwelt, in die Halle der Wahrheit, wo Osiris Gerichthält und die Gerechten in die Gefilde der Seligen weist, während den Ungerechten ein verschieden ausgemaltes, hartes Los bevorsteht. (Abb. 20 zeigt eine Darstellung hiervon nach einem ägypt. Wandgemälde. „Der Verstorbene tritt in eine große Halle, den Saal der Wahrheit zum Gerichte. Auf dem Richterstuhl thront Osiris, der Gott der Unterwelt und Gebieter der Ewigkeit; gleich den Oberrichtern trägt er an einer Kette am Halse das Bild der Gerechtigkeit, gleich Königen die Krone; in den Händen hält er die Geißel, den Stab Wehe und den Krummstab, den Stab Sanft. Ihm gegenüber, an der entgegengesetzten Seite der Halle, tritt der Verstorbene ein, die Linke wie zur Beteuerung erhoben, die Rechte auf das Herz gelegt. Es empfängt ihn die Göttin der Gerechtigkeit und führt ihn zu einer Wage, auf der eine Schale steht, das Herz des Verstorbenen, dessen Lebensgang geprüft werden soll, auf der zweiten eine Statue der Gerechtigkeit mit einer Straußfeder, als Sinnbild der Wahrheit; eine Gottheit beobachtet an dem Zünglein der Wage, wohin sie sich neige und ob der Verstorbene nicht zu leicht erfunden werde. Der Gott der Weisheit schreibt das Ergebnis in das Buch des Lebens ein, während dicht vor Osiris der Ankläger der Brüder in Gestalt eines häßlichen Tieres mit geöffnetem Rachen den Verstorbenen zu vernichten droht. Wonach gewogen werde, bezeichnen die 42 Totenrichter, welche über der ganzen Szene erscheinen, sitzende Gestalten, geschmückt mit der Straußfeder, dem Sinnbild der Wahrheit und Kraft; jeder erscheint als Rächer einer besonderen Sünde, und vor jedem hat der Verstorbene, der vor ihm kniet, sich zu rechtfertigen.“ Strauß). — An der Spitze des Staates stand der König, der als Sohn des Rê galt und von den Untertanen durch Anbetung und Opfer geehrt wurde; die Könige selbst ließen sich schon bei Lebzeiten durch eigens angestellte Priester göttlich verehren, beteten sich sogar bisweilen selbst an. Hohes Ansehen genossen die Priester, als deren höchster der König angesehen wurde. Ein ausgeprägtes Kastenwesen wie in Indien bestand nicht. — 6) Das heutige Ä., türkischer Vasallenstaat unter britischem Einflusse, von dem Khedive regiert (Abbas seit 1892), zählte 1907 11 291 000 Einwohner. In Ä. ohne Siwah, Sinaihalbinsel, Dongola und Suakin waren es 1897 9¾ Mill., darunter etwas über 9 Mill. seßhafte (574 000 Nomaden, 112 000 Fremde). Die Landbevölkerung, die Fellachen, 82% der Einwohner, sind die allerdings mit andern Elementen gemischten Nachkommen der alten Ä.; unvermischte Nachkommen sind die christlichen Kopten, strenge Monophysiten. Über das jetzige Ä. vgl. bes. die Reisehandbücher von Bädeker und Meyer.
J. Frohnmeyer.
Abb. 14. Kopf der Sphinx von San. (Aus der Zeit der Hyksos-Dynastie.)
Abb. 15. Israelitischer Gefangener als Sinnbild einer von Sisak eroberten Stadt Judäas.
Abb. 16. Porträtstatue Psammetichs I.
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ār man tut | àlel Weinbeeren | er in | mu das Wasser | samu trinkend | àn davon | suten der König |
Abb. 17. Hieroglyphen.
Abb. 18. Pylon des Tempels Ramses II. zu Luksor, davor zwei Statuen des Herrschers und ein Obelisk.
Cheopspyramide und Sphinx.
In Ägypten einwandernde semitische Familie (Aamu).
Nach einem Wandgemälde zu Beni-Hassan.
Kolossalstatue von Ramses II.
Merenphtah, vielleicht der Pharao des Auszugs.
Kopf der Mumie Ramses’ II.
Abb. 19. Rekonstruierter Vorhof mit Säulenhalle des Tempels zu Edfu (Oberägypten).
Abb. 20. Ägyptische Darstellung des Totengerichts.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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