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Sterne. Abgesehen von den mancherlei Stellen der Bibel, wo die Sterne im Allgemeinen (von 1Mos. 1, 16 an bis Offb. 21, 20) erwähnt werden und worüber am raschesten und vollständigsten die Bibelkonkordanz unterrichtet (siehe dort die Schlagworte Stern, Himmelsheer und Gestirn), sind es verschiedene spezielle Sternnamen, die im Alten Testament vorkommen und deshalb besondere Erläuterung erheischen.
Und zwar ist es vor allem das auf arabischem Boden spielende Buch Hiob, welches mit Ausnahme des hêlel oder Morgensterns (Jes. 14, 12), also der Venus, und des Sakkut-Kevan oder des Saturn (siehe dazu jedoch noch unten) fast alle im Alten Testament vorkommenden Sternnamen (sämtlich Fixsterne) in den zwei Stellen Hiob 9, 9 und Hiob 38, 31f. zusammen aufgezählt:
Der da die Asche, den Kesil und die Kimah schafft und die „Kammern des Südens“, letzteres = den südlichen oder unteren Teil der Häuser oder Stationen des Tierkreises (Hiob 9, 9).
Kannst du die Bande der kîmah binden oder die Fesseln des kesîl lösen, kannst du herausführen die mazzarôth (z hier weich wie französ. z) zu seiner Zeit u. die ‘aisch samt ihren Söhnen? (Hiob 38, 31f.).
Hier ist ‘aisch (Variante ‘asch) der Wagen oder Große Bär, syrisch ‘aijûtha, und seine Söhne oder Töchter (letzteres im arab. banât na‘sch, „Töchter der Bahre“, worin na‘sch eine volksetymologische Umgestaltung von ‘ajisch ist) die 7 hellsten Sterne dieses ja auch Siebengestirn (daher septentrio Norden) genannten Sternbildes.
Die Bedeutung von ‘aisch war entweder Löwe oder vielleicht auch Bär, jedenfalls war es ein Tiername, während bereits die Babylonier dafür „Töchter des Wagens“, banât richûtu (eigentlich des Aufsteigens, Befahrens) kennen. Der Kesil, der auch noch Amos 5, 8 („er macht die Kimah und den Kesil“) und im Plural Jes. 13, 10 („die Sterne am Himmel und seine Kesile“, wohl für „Kesil und Kimah“, vergleiche arabisch die beiden Monde Mond und Sonne, oder aber: Kesil und sein vielleicht gleichnamiger Gegenstern im Schützen) vorkommt, ist nach guter alter Überlieferung der Orion, der bei den Arabern gabbâr „Riefe“ heißt (vergleiche hebräisch kesîl Tor, aber auch frech, trotzig, falls der Sternenname nicht auf babylonisch Ka-sil „Anfang der Straße“ und Name des Schützen, des Gegensterns des Orion, und vergleiche auch Kusallu = Frühjahrsmonat Sivan, zurückgeht).
Kimah (vergleiche babylonisch-assyrisch kîmtu „Familie“), was auch noch Amos 5, 8 (siehe oben bei Kesil) begegnet, ist das Plejadengestirn im Stier, was bei den Babyloniern auch der Siebengott heißt, und auch bei den Südarabern heute noch als kâma vorkommt. Zu den Banden der Kimah und den Fesseln des Kesil (Hiob 38, 31) hat Friedrich Delitzsch mit Recht auf das babylonisch-assyrische Wort zimdu Gespann, Verbindung, Gefüge hingewiesen, was in einer Senacheribstelle (Ninives Gefüge leuchtet von alters her am Sternenhimmel, wörtlich: „mit der Schrift des blauen“ Himmels) geradezu Synonym von Sternbild ist.
Die mazzarôth endlich, wofür 2Kön. 23, 5 mazzalôth (Luther: Planeten) steht, sind die „Stationen“ des Tierkreises; das Wort kommt vom babylonischen manzaztu (Nebenformen mazzaztu, mazzartu, mazzaltu, daher auch arabisch manzil Station, und speziell auch Mondstation), was „Standort“, „Station“ bedeutet und auch für die Standorte der Sterne der Ekliptik bezeugt ist.
Andere hierhergehörende Namen sind der Gottesname Zaw (wörtlich Sternen- oder Mondglanz) Hos. 5, 11 (Ephraim hat begonnen hinter dem Zaw her zu wandeln, Luther: hat sich gegeben auf Menschengebot), der auch bei den Palmyrenern und Südarabern belegt ist, ferner Jes. 27, 1 „der Leviathan (= Drache), die flüchtige Schlange und L. die gewundene Schlange“ (und Hiob 26, 13 Gottes Hand durchbohrt die „flüchtige Schlange“), womit irgend eines der Sternbilder der Schlange in der Nähe der Ekliptik (Ophiochus oder Hydra?) und die gewundene Schlange (= Draco) am Nordpol gemeint sein werden. Zwei syrische Sterngötter sind 2Kön. 18, 34 mit Hena‘ und ‘Jova gemeint: „wo sind die Götter zu Sepharvaim (siehe diesen Artikel), nämlich H. und J.“, wo die Parallelstelle Jes. 36, 19 nur: „wo sind die Götter von S.“ hat, wonach dann auch die ähnliche Stelle 2Kön. 19, 13 = Jes. 37, 13 (hier König im Sinn von Gott) zu beurteilen ist; es ist die 6. und 13. Mondstation der Araber (el-Han‘a in den Zwillingen und el-‘Awwâ in der Jungfrau, also ursprünglich den Anfang des ersten und zweiten Viertel des Tierkreises markierend).
Eine besonders wichtige Stelle ist noch Amos 5, 26, wo auf den Sterndienst der Israeliten während der Wüstenwanderung angespielt ist (die Übersetzung „und so werdet ihr denn usw.“ ist sicher irrig): „ihr habt (damals) genommen den Sikkût [euren König und den Kaivan, das ist Saturn, wie statt Chiun zu vokalisieren ist] euren Bildgott, das Gestirn eures Gottes, welches ihr über euch gesetzt habt“, wo das in eckigen Klammern stehende wohl sicher erst später hinzugefügte Glosse ist. Sikkut ist nämlich der babylonische Gottesname Sak-kud = Ninib (als Planet Mars oder Saturn, als Fixstern aber der Zwillingsdrache mit zwei Köpfen, der bei den alten Orientalen auch geradezu das „Bild“ genannt wurde). An den Kult dieses Sterngottes Sikkut knüpfte nun Mose insofern an, als er durch Umdeutung sein auf den Anfang der 2. Jahreshälfte fallendes Fest zum Sukkôth- oder Laubhüttenfest gemacht hat; solche Umdeutungen sind bei der Einführung neuer Religionen, wie zum Beispiel auch des Christentums, etwas ganz gewöhnliches, und dass neben dem Monotheismus in Israel von jeher die heidnische Volksreligion (Mond- und Sterndienst) eine Rolle gespielt hat, wird durch Jos. 24, 2 und Jos. 24, 14 ausdrücklich bestätigt. Die Zwillinge oder Dioskuren werden übrigens auch noch im Neuen Testament (Apg. 28, 11) als Panier (hölzernes an der Vorderseite angebrachtes Bild) eines von Alexandria nach Italien gehenden Schiffes erwähnt.
Außer diesen mit Namen genannten Sternen oder Sternbildern kommen nun auch im Alten wie im Neuen Testament (und zwar in letzterem in der Offenbarung Johannis, ganz abgesehen von den sieben Sternen, Offb. 1, 16 und Offb. 1, 20) noch mannigfache Anspielungen vor, welche erkennen lassen, dass die Kenntnis der altorientalischen Sternnamen wie überhaupt des ganzen Weltbildes weit verbreitet und sogar beim Volk vorausgesetzt werden darf; nicht umsonst macht schon das 5. Buch Mose, das hier gewiß mosaische Warnungen getreu wiedergibt, auf die Gefahr, die Sterne anzubeten, aufmerksam (5Mos. 4, 19, wo sogar auf die von Gott zugelassene Allgemeinheit des Gestirndienstes unter den damals bekannten Völkern angespielt ist; 5Mos. 17, 3 und vergleiche dazu Apg. 7, 42 und auch die lehrreiche Stelle Hiob 31, 26f.). Der hier gebrauchte stehende Ausdruck „Heer des Himmels“, der außerhalb des Pentateuchs monotheistisch durch Jahveh, Zebaoth (siehe diesen Artikel, Zebaoth), ersetzt wird, kehrt dann besonders in den Königsbüchern als Bezeichnung des unter Ahas, Hosea und Manasse aufs neue überhandgenommenen Sternkults wieder, vergleiche 1Kön. 22, 19; 2Kön. 17, 16; 2Kön. 21, 3. 2Kön. 21, 5 = 2Chr. 33, 3. 2Chr. 33, 5; 2Kön. 23, 4. 2Kön. 23, 5 und 2Kön. 23, 12; und zu letzterer Stelle Jer. 19, 13 und Zef. 1, 5.
Dass übrigens schon im 2. vorchristlichen Jahrtausend die altchaldäische Sternkunde das Denken weiterer wie engerer Kreise beherrschte, sahen wir oben im Artikel Schreiben bei Besprechung der Anordnung des westsemitischen (speziell phönikisch-kanaanäischen, auf Ostarabien zurückgehenden) Alphabets; um so weniger ist es zu verwundern, dass auch schon die alten Hebräer, die doch von Ur ausgezogen und in Kanaan sich heimisch gemacht, derartige Kenntnisse hatten. (Vergleiche Hommel in der Hilprechtfestschrift Seite 181 ff.) — Dass unter solchen Umständen auch die Astrologie oder Sterndeuterei, jene in Chaldäa entstandene und von den Babyloniern bis ins Einzelnste ausgebildete Pseudowissenschaft, aus der dann auch die Anfänge einer wirklichen Astronomie erwuchsen, bei den Israeliten gelegentlich Eingang fand, darf wohl angenommen werden; der Prophet Jeremia warnt vor den „Zeichen des Himmels“ (Jer. 10, 2), und das gleiche Wort für Zeichen steht auch schon 1Mos. 1, 14 (die Lichter an der Feste des Himmels, zu geben „Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre“, was wohl auch kein Zufall sein wird.
Auch ist es bezeichnend, dass Jes. 47, 13 die chaldäischen Astrologen hôberê schamajim genannt werden; hôberê entspricht aber genau dem babylonischen Wortschabrû Seher = Magier, Stern-„gucker“, während der dafür im Buch Daniel (Dan. 2, 27; Dan. 4, 4; Dan. 5, 7. Dan. 5, 11) begegnende Ausdruck gazerîn (eigentlich Entscheider) das aramäische Wort für den gleichen Begriff ist. Zum Schluss sei noch an die Weisen aus dem Morgenland (Matth. 2, 2ff.), im Urtext die „Magier“, erinnert, deren Stern, irgend eine Planetenkonstellation, von ihnen wohl aus alten babylonischen Stern-Ominatafeln, wie sich solche noch in der Bibliothek Asurbanipals in ziemlicher Menge gefunden haben, errechnet und auf das Kommen des Heilands als eines dort schon erwarteten, Frieden und Heil bringenden „König des Westlands“ gedeutet haben werden. Ob „der Stern, den sie im Aufgang sahen“ (so heißt die wörtliche Übersetzung), nun etwa der Jupiter in einer besonderen Konstellation mit einem anderen Planeten oder mit irgendeinem Fixstern, unter welchen es auch mehrere „Königssterne“ gab, oder aber ein Komet war, ist noch nicht mit Sicherheit auszumachen; schon Kepler hat auf eine Konstellation des Jupiter mit Saturn (Mai bis Oktober des Jahres 747 der Erbauung Roms) hingewiesen, und neuerdings sind wieder Versuche gemacht worden, jenen Stern genauer zu bestimmen.
F. Hommel.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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