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Schlangen.
1) Naturgeschichtliches. Es gab in Palästina mehr als 20 bekannte Arten von Schlangen, deren 5 giftig waren. Die Bibel setzt sie meist als giftig voraus; sie erscheinen als gehasste und gefürchtete Tiere. 5Mos. 32, 24 heißen sie im Hebräischen Staubkriecher. Das Kriechen auf dem Bauch (3Mos. 11, 42) wird als Folge eines göttlichen Fluchs angesehen nach 1Mos. 3, 14.
Das Staubessen der Schlange ebendaselbst und Micha 7, 17 war nicht Volksglaube, sondern soll nur ein Bild für tiefste Erniedrigung sein. Im Gegenteil soll nach Jes. 65, 25 die Schlange einst in der messianischen Zeit von (Staub) Erde sich nähren und nicht mehr Raubtier sein. Das Beißen der Schlange übersetzt Luther oft mit Stechen, Spr. 23, 32; Sir. 21, 2 (1Mos. 3, 15 ist wahrscheinlich zu übersetzen: zermalmen), wo indes vielleicht mehr an Spritzen (des Gifts, das durch einen Druck der von einem Kanal durchbohrten spitzen Giftzähne, Abb. 307, auf die an ihrem Grunde liegenden Giftdrüsen ausgepresst und durch den Kanal in die Wunde gebracht wird) zu denken ist, vergleiche Pauli Erlebnis Apg. 28, 3ff. Dass die Schlange Eier legen, wusste man, Jes. 59, 5; Jes. 34, 15. Jer. 46, 22 redet von ihrem Schleichen, wie auch Spr. 30, 19 die Spurlosigkeit ihres Dahinhuschens gemeint ist.
Die verschiedenen Artnamen der Schlangen, die in der Schrift vorkommen, übersetzt Luther entweder mit „Schlangen“ schlechthin, oder mit „Ottern“ (pethen, epheh, schephiphon) oder mit Basilisk (siehe den Artikel) oder mit (fliegender!) Drache (Jes. 14, 29; Jes. 30, 6) und feurige Schlange, 4Mos. 21, 6ff. Für die Art schephiphon wird von vielen die Hornschlange, Vipera cerastes (Abb. 308), gehalten. Die „feurigen“, wörtlich brennenden oder Brandschlangen, welche unter die Israeliten in der Wüste kamen, haben den Namen von ihrem brennenden, entzündlichen Biss. Überhaupt erscheinen die Schlangen im Alten Testament oft als Werkzeuge göttlicher Strafe, 5Mos. 32, 24; Hiob 20, 16; Jer. 8, 17; Sir. 39, 36. Amos 9, 3 ist von beißenden Schlangen im Meer die Rede; solche hat man noch nicht entdeckt. Auf die Schlangenbeschwörer, damals wie heute noch häufig in Ägypten (ebenso in Indien), wird oft Bezug genommen: Psa. 58, 6; Jer. 8, 17, sogar Jak. 3, 7, vergleiche Sir. 12, 13.
— 2) Nicht minder häufig hat die heilige Schrift mit der Schlangenart zu tun, als Bild a. der Gottlosen und ihrer List und Gewalt (5Mos. 32, 33; Psa. 58, 5ff; Psa. 140, 4; Jes. 59, 5; Sir. 12, 13; Röm. 3, 13) und der Sünde selbst in dem bekannten Spruch: Sir. 21, 2f „Otterngezüchte“ — Schlangenbrut ist das stärkste Bild gottwidriger Gesinnung im Munde des Täufers und Jesu, Matth. 3, 7; Matth. 12, 34; Matth. 23, 33.
B. Die Klugheit der Schlangen — eine allgemeine Vorstellung des Altertums, wovon übrigens die Naturgeschichte nichts weiß — wird andererseits vom Herrn selbst, Matth. 10, 16, als Vorbild gewandten Ausweichens des Christen vorgehalten und die Weissagung von Dans zukünftiger Bedeutung in das Bild der Schlange eingekleidet, 1Mos. 49, 17.
C. Die Sicherheit vor Schlangenbiss, das „Treten auf Schlangen“ ist Sinnbild des Stehens unter dem vollen Schutze Gottes, Psa. 91, 13; Luk. 10, 19, oder besonderer göttlicher Machtbegabung der Apostel, Mark. 16, 18, und ein Zeichen des allgemeinen Friedensstandes der messianischen Zeit, Jes. 11, 8 (vergleiche die oben erwähnte Stelle Jes. 65, 25).
D. Die Paradiesesschlange 1Mos. 3 ist als eine wirkliche Schlange gemeint, wie dies auf der einen Seite die Ansicht von der Klugheit dieses Tieres, auf der anderen Seite die uralten Vorstellungen der Völker von der dem Licht feindlichen Naturmacht in Gestalt eines Schlangenungeheuers begreifen lassen. Im Alten Testament wird sie auch noch nicht mit dem Satan identifiziert; erstmals tritt diese Deutung auf den Satan Weish. 2, 24 hervor, scheint dann im Neuen Testament allerdings schon Joh. 8, 44; Röm. 16, 20 („zertreten“); 2Kor. 11, 3 zugrunde zu liegen; erst in der Offb. 12, 9. Offb. 12, 14. Offb. 12, 15; Offb. 20, 2 wird Satan direkt „die alte Schlange“ genannt.
— 3) Ein plastisches Schlangenbildnis, die eherne Schlange, begegnet uns 4Mos. 21, 8. 4Mos. 21, 9, als Symbol, welches dem Volk ein Bild seiner Bestrafung vor Augen stellen, durch diese Vergegenwärtigung es zur Buße leiten und so zum Mittel des Heils werden sollte! Das scheinbar Widersprechende, dass die eherne Schlange zugleich Bild der Strafe und Heilmittel derselben war, veranlasst Jesus Joh. 3, 14f zu einer Parallele seiner Kreuzeserhöhung und dieses aufgerichteten Schlangenbildes.
— Wenn das Volk Israel wohl von Ägypten her auch noch Erinnerungen an die Bilder des Schlangengottes Serapis bewahrte, denen, wie der Schlange überhaupt, heilkräftige Dämonen innewohnen sollten — wie denn auch später das aufbewahrte Erzbild der Schlange, Nehustan (= Erzgott) 2Kön. 18, 4, abgöttisch verehrt wurde (vergleiche auch den Schlangenstein 1Kön. 1, 9) — sah es sich durch diese Geschichte darauf hingewiesen, dass die Heilkräfte im lebendigen Gott liegen, nicht in der Kreatur. Über Jes. 27, 1 (und Hiob 26, 13) siehe Leviathan.
Abb. 307. Der Giftzahn der Kreuzotter.
Abb. 308. Hornschlange. Vipera cerastes.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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