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Judas. So lautet nach griechischer Aussprache der hebräische Name Juda. 1) Über J. Makkabäus s. Makkabäer. — 2) Judas Jakobi, einer der zwölf Apostel, Lu. 6, 16; Ap. 1, 13; Joh. 14, 22. Der Beisatz „Jakobi“ ist Lu. 6, 16 wohl richtig durch „Sohn“ ergänzt. Er ist ohne Zweifel derselbe, der Mt. 10, 3; Mk. 3, 18, Lebbäus (= der Beherzte oder = von Lebba?) oder Thaddäus (= Theudas?) heißt. Über seine spätere Tätigkeit und Schicksale ist nichts Sicheres bekannt. Die alten Überlieferungen über seine Wirksamkeit bei König Abgarus in Edessa, in Persien oder Assyrien und über seinen Märtyrertod sind wenig beglaubigt. — 3) Judas Ischarioth wird als der Verräter Jesu in den Apostelverzeichnissen stets als der letzte aufgeführt. Der Beiname Ischarioth, den Joh. 6, 71 (Grundtext) schon sein Vater Simon führt, bezeichnet seine Herkunft aus der Stadt Karioth in Juda (Jos. 15, 25), während die andern Apostel, soweit wir wissen, Galiläer waren. Daß Jesus den J. unter die Zahl der Zwölfe aufnahm, weist jedenfalls auf Gaben und Kräfte desselben hin, die für das Reich Gottes wertvoll werden konnten, wenn J. sie, wie die andern Apostel, durch den Herrn heiligen lassen wollte. Auch die andern waren von irdischen Messiashoffnungen befangen; aber während sie bei ihnen nicht die Oberhand gewannen, paarten sie sich bei J. mit habsüchtigem Begehren, wofür seine Joh. 12, 6 erwähnten an der gemeinsamen Kasse verübten Diebereien Zeugnis geben. Jesus durchschaut ihn, Joh. 6, 70 ff., und duldet ihn doch in seiner Nähe: ein Beweis der langmütig tragenden und gnadenvoll suchenden Liebe, die auch an dem als verloren Erkannten kein Mittel der Rettung unversucht läßt. Gewiß hat es auch in früherer Zeit an Warnungen, ähnlich den Joh. 13, 10. 18 ausgesprochenen, nicht gefehlt. Daß aber J., ohne sich doch innerlich gewinnen zu lassen, im Umgang mit Jesu blieb, das mußte seine Entfremdung mehr und mehr zur Feindschaft, zum Hasse steigern. Namentlich mag der Vorfall bei der Salbung Jesu in Bethanien, Joh. 12, 4 ff., vollends dazu beigetragen haben, daß sein Herz den Einflüsterungen des Satans zugänglich wurde, Joh. 13, 2, bis ihn derselbe ganz im Besitz hatte, V. 27, vgl. Lu. 22, 3. So will er denn, nachdem er in der Gemeinschaft des Herrn seine Rechnung nicht gefunden, doch noch bei der Lossagung von ihm seinen Gewinn machen und erbietet sich den Priestern, ihnen Jesum ohne Aufsehen in die Hände zu liefern gegen den Sündenlohn der 30 Silberlinge (2 Mo. 21, 32; Sach. 11, 13). Über dem Passahmahle entlarvt ihn der Herr in einer neben J. selber nur noch dem Johannes verständlichen Weise, Joh. 13, 21–30; die Worte Mt. 26, 25 sind hienach als nicht laut gesprochen zu nehmen. Jetzt, da er sich unzweifelhaft erkannt weiß, geht J. hinaus, und zwar geschah dies nach Lu. 22, 19–23 erst nach, den andern Berichten zufolge vor der Einsetzung des h. Abendmahles. Er zeigt der durch die Diener der Priester verstärkten Tempelwache den stillen Ort, wo der Herr in der Ruhe der Nacht „ohne Rumor“ festgenommen werden kann; indem er als Zeichen den Begrüßungskuß wählt, will er, wenigstens den Mitjüngern gegenüber, seine Tat verschleiern und das Dazutreten der Häscher als „zufälliges Zusammentreffen“ erscheinen lassen. Freilich: wie so oft der vor der Tat ganz verblendete Verbrecher nach der Tat zum klaren Bewußtsein kommt und das Geschehene gern ungeschehen machen würde, so auch J.; aber bei den Priestern begegnet seine Reue nur kaltem Hohn, der ihn vollends zur Verzweiflung und zum Selbstmord treibt, während die Priester um das von J. zurückgegebene Blutgeld den „Blutacker“ erwerben (s. d. Art.). So nach Mt. 27, 3–10. Nach dem Bericht Ap. 1, 16–20 erscheint es so, als hätte J. selber noch den Acker gekauft und dann durch einen jähen Sturz den Tod gefunden. Beide Berichte stimmen jedenfalls in der Hauptsache, daß der Verräter ein schreckliches Ende gefunden, überein, sind aber auch in den Einzelheiten nicht gerade unvereinbar: „hat erworben den Acker“ kann als rednerischer Ausdruck genommen werden mit dem Sinn: „er gab Anlaß zum Erwerb“, und im weitern wäre anzunehmen, daß der Leichnam des Gehenkten herabstürzte und zerbarst. — Die Versuche, die Tat des J. in milderem Lichte erscheinen zu lassen durch die Annahme, er habe nur Jesum zu einer Entscheidung drängen wollen und dabei gehofft, Jesus werde durch seine Wundermacht seine Sache zum Siege führen, widerstreiten den bibl. Angaben. Begreifen freilich läßt sich diese Tat so wenig als die Tatsache des Bösen überhaupt, aber auch sie dient dem Ratschluß Gottes: Mt. 26, 24. 54. 56; 27, 9 f.; Joh. 13, 18; 17, 12; Ap. 1, 16 ff. Und sogar dieser verlorene Apostel mußte noch für seinen Meister zeugen, wenn er bekannte: „Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe,“ Mt. 27, 4. — 4) Judas, einer der Brüder des Herrn (s. d. Artt.), die Mt. 13, 55; Mk. 6, 3 mit Namen genannt werden, Verfasser des Briefs „Judä“ (s. d. Art.). Eusebius berichtet, seine Enkel seien als — vielleicht politisch gefährliche — Nachkommen Davids vor den Kaiser Domitian geführt, aber wegen ihrer schwieligen Hände in ihrer politischen Harmlosigkeit erkannt und wieder entlassen worden. — 5) Judas Barsabas (s. Barsabas 2). — 6) Judas aus Galiläa, Ap. 5, 37, erregte im Jahr 7 n. Chr. aus Anlaß einer römischen Steuereinschätzung in Judäa einen Aufstand gegen die Römer unter dem Vorgeben, man dürfe nur Gott als Herrn anerkennen, verlor aber selbst dabei sein Leben, während seine Anhänger zersprengt wurden. Von da an aber regte sich immer wieder die Zelotenpartei, die gegen die Römerherrschaft schürte, bis endlich der verhängnisvolle jüdische Krieg (66–70) ausbrach. Bei Josephus heißt J. gleichfalls „Galiläer“, einmal auch nach seiner Heimat Gamala in Gaulonitis „Gaulonite“. — 7) Judas in Damaskus, bei dem der geblendete Saulus Herberge nahm, Ap. 9, 11.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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