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Höhen, Anhöhen, hochgelegene Stätten, werden besonders als Orte der Anbetung und des Opferdienstes in Kanaan genannt. Sowohl heidnische Götter als der Gott Israels wurden dort verehrt. Die heidnischen Kanaaniter u. ihre Nachbarn pflegten von jeher solchen Höhendienst, — ein Zeichen, daß auch sie nicht bloß Götzen, sondern die himmlische Gottheit kannten, welcher der Mensch auf den Gipfeln der Berge sich näher fühlt und welcher er daher gerne auf Anhöhen seine Opfer bringt. Auch die Israeliten blieben in Kanaan nicht bei der mosaischen Einheit der Kultusstätte (Stiftshütte) stehen, sondern verehrten ihren Gott auf manchen H. des Landes. Abgesehen von der Nachahmung heidnischer Kultussitte, wozu das Volk stets geneigt war, legte die Erinnerung an die den Erzvätern in diesem Lande gewordenen Offenbarungen und ihren Gottesdienst die Errichtung solcher Höhenaltäre (z. B. in Bethel) nahe. Auch veranlaßten neue Offenbarungen des Herrn die Heilighaltung verschiedener Stätten. So finden wir in der Richter- und ersten Königszeit den israelitischen Kultus lokal zersplittert. Männer wie Gideon und selbst Samuel opfern unbedenklich auf H., wie sie durchs ganze Land bestehen, Ri. 6, 26; 1 Sa. 9, 12; 2 Sa. 15, 32; 1 Kö. 3, 2. Mit dem Tempelbau Salomos tritt das Zentralheiligtum für das ganze Volk mehr in die Stelle ein, welche die mosaische Stiftshütte für die ganze Volksgemeinde innegehabt hatte. Aber die Höhenkulte verschwinden darum noch lange nicht. Jerobeam richtete sie aus politischen Motiven im Gegensatz zum jerusalemitischen Tempel neu ein, 1 Kö. 12, 26 ff. Auch die bessern Könige des ephraimilischen Reiches schafften sie nicht ab, sondern verharrten bei diesem Bilderdienste (s. d. Art. Bilderdienst). Ebenso behaupteten sich auch abgesehen von Salomo, der völlig heidnische Höhendienste im Lande duldete, selbst in Juda Nebenkulte, und es wurden solche auch von Königen begünstigt, die nicht zu den abgöttischen im schlimmsten Sinn zählten oder wirklich fromm waren, wie von Rehabeam, 1 Kö. 14, 23; Joas 2 Kö. 12, 4; Amazja 14, 4; Asarja 15, 4; Jotham 15, 34 f. Allein es konnte nicht fehlen, daß dieser Höhendienst mehr und mehr heidnische annahm. Auch wenn Jahveh da verehrt wurde, geschah es vielfach in heidnischer Form mit sinnlicher Üppigkeit und Ausgelassenheit, so daß diese Höhendienste zur Entartung der frommen Sitte wie des reinen Glaubens nicht wenig beitrugen. Vgl. 2 Kö. 17, 9 ff. Deshalb traten die Propheten Amos und Hosea so scharf gegen diese Opferstätten auf. Und die frömmsten Könige in Juda waren bei ihren Reformationen des Kultus bestrebt, diese Nebenheiligtümer ganz zu beseitigen und allen Gottesdienst in Jerusalem zu konzentrieren, wobei sie sich auf das altmosaische Gesetz stützten, so Hiskia 2 Kö. 18, 4. 22 und Josia 2 Kö. 23, 5. 15 ff. Die früheren Bemühungen Asas und Josaphats in diesem Sinn scheinen ohne durchschlagenden Erfolg gewesen zu sein. Vgl. zu 2 Chr. 14, 2 f.; 15, 17 und zu 17, 6: 20, 33. — Schwierig ist die Frage, welche Stellung das mosaische Gesetz zum Höhendienst (natürlich abgesehen von dessen heidnischen Zutaten) einnahm, da einerseits Männer wie Samuel und Elia darin nichts Bedenkliches fanden, anderseits Hiskia und Josia, auf das Gesetz gestützt, ihn abschafften und nur Eine Kultusstätte als legitim anerkannten. Nach der Ansicht neuerer Gelehrten hätte das altmosaische Gesetz (2 Mo. 20, 24) die Vielheit der Kultusstätten noch nicht verboten; das sei erst in dem 5. Buch Mose geschehen, welches man als viel spätern Ursprungs anzusehen habe. Allein eine willkürliche Neuerung, die im Mosaismus keinen Anhalt gehabt hätte, war die Zentralisation keinesfalls. In der Idee der mosaischen Gesetzgebung lag eigentlich die Einheit des Heiligtumes u. Gottesdienstes, wenn auch das Gesetz für bestimmte Zwecke und unter gewissen Bedingungen die Errichtung von Altären an verschiedenen Orten des Landes in Aussicht nahm, vgl. 2 Mo. 20, 24; 5 Mo. 27, 5 ff.; Jos. 8, 30 ff. Aber infolge der Entartung des Gottesdienstes, welche sich an die kanaanitischen H. knüpfte, haben später die Propheten und die Vertreter des Gesetzes den ursprünglichen Grundsatz des Mosaismus konsequenter und strenger durchgeführt, indem sie jeden Nebenkultus verurteilten. Mit dem Exil verschwinden die Höhen von selbst für immer. — Eine nähere Beschreibung dieser Opferstätten findet sich nirgends. Überall stand wohl auf der Anhöhe ein Altar, oft auch ein Tempelchen oder Heiligtum. „Haus“ genannt (daher „Haus der H.“, 1 Kö. 12, 31 u. sonst), zuweilen mit einem Bilde, sei es Jahveh oder einen fremden Gott darstellend. Besonders gerne wählte man eine von einem gewaltigen Baum überragte Höhe, dessen Schatten zu Naturkultus und festlichem Wohlleben einlud (2 Kö. 17, 10; Hos. 4, 13). Weil in dem Ausdruck „Höhe“ das auf dem Hügel stehende Heiligtum mit inbegriffen, ja vornehmlich dieses gemeint war, ist von Bauen, Zerstören, Niederreißen der H. öfter die Rede. Daß die Hügel selber künstlich gemacht wurden, ist, von seltenen Ausnahmen abgesehen, nicht anzunehmen. Vgl. Bilderdienst, Abgötterei. Kalb.
v. Orelli.
About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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