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Bilderdienst. Im Dekalog ist als zweites Verbot das der Bilderanbetung von dem der Abgötterei zu unterscheiden. Das erste Gebot (2Mos. 20, 2. 2Mos. 20, 3) wahrt die Einheit, das zweite (2Mos. 20, 4–6) die Unabbildbarkeit, also Geistigkeit Gottes. Nicht allein die Anbetung fremder, heidnischer Götter, deren Kultus meist an Bilder geknüpft war, wird 2Mos. 20, 4–6 untersagt, sondern überhaupt die Anfertigung von Bildern zum Zweck der Anbetung, ob sie nun Jahveh darstellen sollen oder nicht.
Der Baalsdienst Ahabs war eine Versündigung gegen das erste, die Anfertigung des goldenen Kalbes (2Mos. 32) eine solche gegen das zweite Gebot. Sehr fein ist es, dass 2Mos. 20, 4 nicht von Bildern Gottes oder der Götter, sondern von solchen der verschiedenen Geschöpfe die Rede ist. Denn alle Bildnerei entnimmt ihre Gestalten nicht dem göttlichen, übersinnlichen, sondern dem sinnlichen, geschöpflichen Gebiet. Eben deshalb verbittet sich Gott mit Androhung seiner furchtbaren Ungnade alle Abbildungen.
Das spätere Judentum hat sogar dieses Verbot so streng gefasst, als ob überhaupt lebendige Wesen, Menschen und Tiere, wie höhere Gewalten, nicht dürften abgebildet werden; daher zum Beispiel auf den jüdischen Münzen wohl Pflanzen, aber nie Tiere oder Menschen erscheinen. Allein es ist an obiger Stelle nur von Abbildungen zum Zweck der Anbetung (V. 2Mos. 20, 5) die Rede, weshalb die Cherubim der Stiftshütte oder die ehernen Rinder im Vorhof des salomonischen Tempels nicht anstößig waren. — Die Abbildung Gottes aber ist stets eine Verirrung, weil sie die Gottheit verendlicht, veräußerlicht, in die Sphäre des Geschöpflichen herabzieht. Es liegt darin namentlich eine Vernachlässigung der Heiligkeit Gottes, die den Herrn von allen Geschöpfen unterscheidet. Das Stierbild zum Beispiel stellt offenbar nur die zeugende Naturkraft dar, nicht das heilige Wesen der Gottheit. Außerdem rächte sich solche Missachtung des Unterschiedes zwischen dem Endlichen und Unendlichen dadurch, dass bald die ursprünglich nur symbolisch gemeinte Darstellung mit der Gottheit selbst verwechselt wurde. So kam es zu Götzendienst, Fetischdienst, Anbetung des toten Gebildes.
Unübertrefflich hat Paulus Röm. 1, 19ff den unlauteren Ursprung und die verhängnisvollen Folgen des Bilderdienstes, der zur Entartung der Religionen so viel beigetragen hat, geschildert. Dass schon Mose die Abbildung Gottes verworfen habe, wurde mit Unrecht bestritten. Die Bundeslade mit den Cherubim, welche den Thronsitz des unsichtbaren Gottes bilden, zeigt bildlosen Kultus. Die Propheten haben den nationalen Bilderdienst als Abfall gegeißelt. Er trat den Israeliten in Ägypten und Kanaan entgegen, besonders aber in Babylonien, vergleiche Hab. 2, 18ff; Jer. 10, 3ff; Jes. 42, 17; Jes. 44, 9ff, dann wieder im späteren Ägypten (Weish. 12, 24ff; Weish. 13, 10). Vergleiche auch die apokryphen Zusätze zu Daniel, Kapitel Dan. 4 und Dan. 5. In Israel selbst hatten die Männer Gottes gleichfalls stets zu kämpfen gegen den fleischlichen Sinn, der die Gottheit sichtbar, greifbar vor sich haben wollte. In den Privathäusern wurden menschlich gestaltete Hausgötter, die Teraphim, geehrt (1Mos. 31, 19; 1Sam. 19, 13). Gegenstand öffentlicher Anbetung waren Stierbilder, welche Jahveh darstellen sollten. Siehe darüber den Artikel Kalb. Hiskia vernichtete ein ehernes Schlangenbild (2Kön. 18, 4), welches als das 4Mos. 21, 8f von Mose (zu ganz anderem Zweck) angefertigte göttlich verehrt wurde.
— Durch die Predigt der Apostel Jesu Christi sind die Götzen der Heidenwelt zu Fall gekommen. Vergleiche Apg. 17, 16; Apg. 19, 25; 1Kor. 8, 4; 1Kor. 12, 2. Doch ist auch für die Christenheit die Warnung 1Kor. 10, 14 noch nicht überflüssig. Abgesehen davon, dass jeder Ungehorsam gegen Gott ein Götzendienst ist im Sinne von 1Sam. 15, 23 (vergleiche auch Eph. 5, 5), ist auch die christliche Kirche durch eigentlichen Bilderdienst oft genug zu Fall und Schaden gekommen. Vergleiche die Artikel Abgötterei, Höhen, Kalb.
v. Orelli.
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About Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriertDas Calwer Bibellexikon ist einer der bekanntesten Namen unter den deutschsprachigen Bibellexika. Laut Vorwort ist es als ein Handbuch für den nachdenkenden Bibelleser, Geistlichen oder Religionslehrer gedacht. Das Nachschlagewerk soll es dem Leser ermöglichen, ein „eben gelesenes Bibelwort als ein Glied in das ganze Gebäude seiner biblischen Anschauungs- und Gedankenwelt“ einzufügen. Der Herausgeber Paul Zeller merkt zudem an, das Werk sei „in dem einen Geist demütiger Ehrfurcht vor dem Worte Gottes und herzlicher Liebe zu der heiligen Schrift“ entstanden (Vorwort 2. Aufl.). Das Calwer Bibellexikon erschien zum ersten Mal im Jahr 1884, die zweite Auflage 1893, beide erfreuten sich großer Nachfrage. Die hier verfügbare dritte Auflage (1912) ist das Ergebnis einer umfassenderen Umarbeitung und teils auch Verkürzung. Der Herausgeber und die Mitwirkenden stammten zumeist aus der Württembergischen Landeskirche und der Schweiz. Bekannt war es auch unter dem alternativen Titel „Biblisches Handwörterbuch, illustriert“. |
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